Kiss: München, Olympiahalle (18.05.2017)

-

Kiss: München, Olympiahalle (18.05.2017)

Alles beim Alten: Pyromanische Megalomanie

Es zählt nicht zu den leichtesten Übungen, der gähnenden Leere einer großen Bühne zu trotzen. Schon gar nicht, wenn man nur zu dritt ist und dieselben Bretter kurz später geradezu überquellen werden vor aberwitzigem Show-Tand. Trotz dieses Gefälles schlagen sich die Briten von RavenEye wacker mit ihrem eingängigen Rock’n‘Alternative und hinterlassen nach An­­stimmen eines Au­­dioslave-Riffs zu Ehren von Chris Cornell ein leicht angeheiztes Publikum. So richtige Bombenstimmung ist an jenem Abend auch gar nicht von der Fangemeinde zu erwarten.

Selbst als die „hottest band in the world“ mit einem großen Knall bei ›Deuce‹ auf die Bühne kommt, ist der Applaus zwar groß, wirklich ausflippen sieht man hingegen nur Wenige. Von wegen ›Flaming Youth‹ und so. Natürlich bieten sowohl Setlist als auch Show keine großen Überraschungen mehr. Bei Kiss geht die Spontaneitätsrate eher gegen Unternull, oder um es mit den Worten eines Freundes zu sagen: „Kiss sind die eifrigsten Fließbandarbeiter der Rockwelt.“ Wobei das mitnichten kritisch gemeint ist. Wo Kiss draufsteht, ist eben auch Kiss drin.

Jeder Knall sitzt absolut perfekt, jeder Funke sprüht spektakulär und präzise genau. Als Tommy ›Shock Me‹ zum Besten gibt, versengt es den ersten Reihen kollektiv die Haarkränze, bei ›God Of Thunder‹ wird der kunstblutende Demon in „Rekordgeschwindigkeit“ an zwei Schnüren auf sein Podest gezogen. Klassisch. Amüsant. Wunderbar. Neu mit an Bord: Paul Stanleys Fell-Schwänzchen am Po, mit dem er ko­­kett vor des Publikums Nasen wedelt sowie ein leider gestrichenes ›Love Gun‹…diese verdammichten Diva-Stimmbänder wieder! Als krönender Ab­­schluss werden bei ›Rock And Roll All Nite‹ – siehe da! Die Leute wachen auf – sämtliche Konfettivorräte dieses Planeten verpulvert und beim Grande Finale Infernale verpassen Kiss ihren Fans auf den letzten Metern mit ›Detroit Rock City‹ nochmal einen stattlichen Tinnitus. Trotz der stellenweise schläfrigen Kiss Army verlässt man freudestrahlend und völlig befriedigt die volle Halle. Es schepperte an allen Ecken und Enden, die Gehörgänge rauschen immer noch. Das Kiss-Prinzip eben. Beim Hinausgehen summe ich leise „Jacque-Line, make me feel better“. Ich bilde mir ein, Tommy hätte es so gesungen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Das Neueste

CLASSIC ROCK Adventskalender: Türchen 10

Auf der kommenden „Let's rock“-Tour von „Rock Meets Classic“ stehen Stars wie Tarja Turunen, John Helliwell & Jesse Siebenberg...

CLASSIC ROCK Adventskalender: Türchen 9

Heute verlosen wir zweimal dieses CD-Paket, bestehend aus MIDNIGHT JUNCTION von Eric Sardinas sowie NOW THEN THE VERY BEST...

Meilensteine: John Lennon wird in New York erschossen

8. Dezember 1980: In New York erschießt Mark Chapman John Lennon. Als der heranwachsende John Lennon noch bei Tante Mimi...

Guns N’ Roses: ›The General‹ veröffentlicht

Wie alle Songs, die Axl, Slash, Duff und Co. in letzter Zeit veröffentlichen, stammt auch ›The General‹ aus der...

CLASSIC ROCK Adventskalender: Türchen 8

Heute verbirgt sich gleich zweimal Vinyl von The Almighty in unserem Adventskalender. Im LP-Paket befinden sich die Alben SOUL...

Robert Plant: Videoaufruf zum Klimaschutz

Angesichts des aktuellen Klimagifpels in Dubai hat Robert Plant in Kollaboration mit der "Nature Positive Initiative" ein Video auf...

Pflichtlektüre

Ringo Starr: Geburtstagssause mit Star(r)-Aufgebot

Zu seinem anstehenden Geburtstag lässt sich Ringo Starr nicht...

Status Quo: Francis Rossi im Interview

"Mehr als Selbstbefriedigung" „Ach, ich bin ungern unpünktlich, aber ich...

Das könnte dir auch gefallen
Für dich empfohlen