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Kiss – Die Monster-AG

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Kiss – Die Monster-AG

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KISS 2012_2 - PC Brian Lowe -  copyright KISS Catalog LtdDas Unternehmen Kiss erweitert in diesen Wochen sein Sortiment und stellt das neue Produkt mit gehörig Trubel in Form einer Live-Show im legendären Londoner HMV Forum vor. An diesem Abend soll zum ersten Mal die neue Single
›Hell Or Hallelujah‹ auf der Setlist stehen. Das Album namens MONSTER ist das nunmehr 20. Studiofabrikat der New Yorker Schminkungeheuer. Der dämonische Vorstandsvorsitzende Gene Simmons und Leiter der Rhythmus-Abteilung Eric Singer haben zu diesem Anlass CLASSIC ROCK vor dem Konzert zum Interview geladen, um über eine neugeborene Band, schlacht-feldartige Bühnen und die fehlende Monarchie in den USA zu sprechen und definieren dabei den Begriff der Megalomanie aufs Neue.

Geschäftsmännisch sitzt Kiss-CEO Simmons mit Schmollmund und verschränkten Armen am Kopf des Tisches; seine Augen hinter dunklen Gläsern versteckt. Zu seiner Linken sitzt – als wäre er Genes Anwalt – Trommelkatze Eric Singer. Auch ungeschminkt versprühen die beiden ein gehöriges Maß an Autorität. Auf dem Tisch liegt ein Exemplar des streng limitierten, 90 x 76 cm großen „Kiss Monster Book“, das mit dem stolzen Preis von 4250 $ wohl eher etwas für die wohlhabenden Premium-Kunden der Kiss-Company gedacht ist (das Porto ist übrigens bereits im Preis inbegriffen).

Da Zeit nunmal Geld oder im Fall dieses Interviews wertvoll ist, dürfte die Unterhaltung mit den beiden gerne beginnen. Jedoch sollte man diese Rechnung nicht ohne Gene machen: „Ist das nicht der Wahnsinn?“ Er deutet stolz auf das aufgeschlagene „Monstrum“. „Da sind fantastische Bilder drin. Versuch mal, es hochzuheben! Na los!“ Der Anweisung ist umgehend Folge zu leisten. Erst als er den vermutlich dritten Musikjournalisten an diesem Tag am Gewicht des Buches scheitern sieht, kann es losgehen und über den Stil des neuen Albums gesprochen werden. Allerdings lässt sich ein Gene Simmons nicht so einfach befragen. Lieber ist es ihm, die Situation zu beherrschen, die Frage zum erdigen Rock-Sound von MONSTER zunächst mit einer Gegenfrage zu kontern und schließlich an seinen Schlagzeuger Eric Singer weiterzureichen. „Ich mag keine schnelle Musik. Sie muss gewichtig und kraftvoll sein und richtig stampfen. Das ist mehr mein Stil; sowohl als Fan als auch als Drummer,“ nimmt Singer Stellung. Simmons bleibt indes in der Position des Aufsichtsrates.

Wie erging es wohl dem Schlagzeuger, der nach vereinzelten Einsätzen erst seit 2004 endgültig zur Band gehört und bei den Aufnahmen unter der Beobachtung von Simmons und Chief of Development Paul Stanley stand. Es drängt sich die Vorstellung geradezu auf, wie Simmons und Stanley jeden einzelnen Schlag kontrollieren wollten und somit Singer keinen kreativen Spielraum ließen. „Oh nein! Paul war zwar der Produzent, aber jeder konnte zu jeder Zeit seine Gedanken und Ideen einbringen. Wenn Gene zum Beispiel ein Riff hatte, spielte ich in der Regel ganz instinktiv und spontan meine Grooves dazu. Oft habe ich das ganz anders verstanden, als es von Gene gedacht war. So ist es eben in einem Bandformat. Auch wenn es Genes Riff war, konnten wir anderen noch etwas hinzufügen und so wächst die Idee eines einzelnen zu einem Song von allen Beteiligten heran. In nur ganz vereinzelten Fällen hatte Paul seine Standpunkte, die er durchsetzen musste. Mal habe ich beispielsweise vorgeschlagen, einen Half-Time-Part oder etwas in der Art einzubauen, den er aber an dieser Stelle einfach nicht hörte. Also richteten wir uns dann nach Paul. Grundsätzlich gab es bei diesem Album keine festen Regeln und genau darum geht es ja auch im Rock‘n‘Roll“, erklärt Eric dermaßen zufrieden, dass es beinahe nach dem perfekt harmonischen Teamwork klingt. „Natürlich, das war es auch“, schießt es aus Eric heraus.

„Oh ja, von Anfang bis Ende“, bestätigt Gene, der sich nun auch am Geschehen beteiligen will: „Wenn du in ein Klamottengeschäft gehst, passiert es selten genug, dass du dort das perfekte Stück findest. Du ziehst es an und es steht dir ausgezeichnet. Aber es passt nicht. Es fühlt sich einfach nicht richtig an. Du musst es dann trotzdem nehmen, eintragen und zu deinem eigenen Stück machen. Genauso ist das bei Songs: Ein Lied muss reifen. Es ist auch ein wenig wie beim Kochen. Auch wenn alle Zutaten bereit liegen, du diese aber nicht richtig dosierst und kombinierst, wird es scheiße schmecken“, so der Demon. „Genau“, wird Singer jetzt noch genauer. „Kiss ist wie ein Steak. Ein Steak ist ein Steak und wird auch ein Steak bleiben. Wie gut es dann am Ende schmeckt, hängt davon ab, wie lange du es brätst und welche Gewürze du dazu gibst. An der Hauptzutat – in unserem Fall Kiss – wird sich nichts ändern. Wir haben dieses gemeinsame Fundament, das seit Anbeginn der Band festgelegt ist. Gene und Paul waren immer die Chef-Songwriter und Sänger bei Kiss. Daran wird sich nie etwas ändern. Ich glaube, jeder in der Band musste sich dessen bewusst sein und sich respektvoll gegenüber dieser Tatsache verhalten, schließlich machten wir eine Kiss-Platte! Das ist das wichtigste, was bei den Arbeiten am Album bedacht werden musste, besonders von Tommy und mir, denn wir waren ja nicht vom ersten Tag an dabei. Und wir sind uns durchaus im Klaren über die Geschichte der Band.“

Nachdem bei Kiss die Stellen des Gitarristen und Schlagzeugers immer wieder ausgetauscht werden mussten und die beiden Gründungsmitglieder Ace Frehley und Peter Criss sich während der Reunion-Phase von 1996 bis 2001 nicht gerade als zuverlässige Angestellte erwiesen hatten, scheint die Band heute ihr endgültiges Personal gefunden zu haben. „Absolut! Ohne Scheiß, ohne Schaumschlägerei: Kiss ist neu geboren. Wir haben mehr Kraft und Energie als früher. Die ursprüngliche Band konnte die Musik von damals schreiben und spielen, aber in dieser Besetzung konnten wir nicht das tun, was wir heute machen. Es macht mich stolz, dass wir noch immer die wahren Kiss sind, es aber nicht wie ›Strutter Part II‹ klingt. Früher – besonders in den Achtzigern – hatten wir große Probleme, die Songs so live zu spielen, wie wir sie im Studio aufgenommen hatten. Wir standen oft vor der Frage, wie wir mit zwei Gitarren die sechs Spuren der Studioversion auf die Bühne bringen sollten. Ich verspreche, wenn wir heute Abend ›Hell Or High Water‹ uraufführen, werden wir es exakt so spielen, wie es auf dem Album zu hören ist. Oh Moment, es heißt ja ›Hell Or Hallelujah‹. ›Hell Or High Water‹ hatten wir auch. Auf welchem Album war das doch gleich? Ich glaube, das war in den Achtzigern“, grummelt Simmons leichtmütig vor sich her.

„Wir haben die letzten beiden Alben weitestgehend live eingespielt. Wir gingen gemeinsam in den Aufnahmeraum und verzichteten dabei auch auf Klick-Tracks. Viele Musiker können das nicht, weil sie es nicht gewohnt sind. Viele Drummer spielen zu einem Metronom, als würden sie daran kleben. In dem Moment, in dem du das Gerät ausschaltest, sind sie verloren, weil sie nicht über diese innere Uhr verfügen. Gene, das ist wirklich seltsam“, so Eric. „Ich weiß. Ich war in Bands, in denen das so war“, meint Simmons die Augen verdrehend.

Dass es musikalisch so gut funktioniert, scheint ein weiterer Beweis für die gute Chemie zwischen Gene Simmons, Paul Stanley, Tommy Thayer und Eric Singer zu sein. „Ich glaube, es braucht mehr in einer Band als nur die richtige Chemie. Du musst den nötigen Fleiß und das Können dazu mitbringen, um das umzusetzen, was in deinem Kopf entsteht. Man muss Zeit und Anstrengung in diese Sache stecken. Es dauert 10.000 Stunden, bevor du gut wirst. Und dann muss das, was du da spielst, deiner DNA entspringen. Es muss echt klingen. Weißt du, es gibt gute Justin Bieber-Songs (Ähm, ach wirklich? Anm. d. Red.). Würden wir versuchen, diese zu spielen, würde es klingen wie ein Witz, denn wir würden es nicht mit Überzeugung tun. Und genauso wäre es andersrum“, erklärt Simmons.

Am Abend des Interviews haben Kiss noch einiges vor. 2.500 glückliche Kiss-Army-Anhänger dürfen in den Genuss einer Show der New Yorker kommen und dabei erstmals die neue Single hören. Für die Band sind derartige Premieren selbstredend kein Grund für Lampenfieber. „Wenn wir heute ›Hell Or Hallelujah‹ spielen, sind wir nicht nervös“, diesmal nennt Gene das Kind beim richtigen Namen. „Ein Boxer, der gut trainiert hat und jeden Tag um fünf Uhr morgens aufgestanden ist, um laufen zu gehen, kann es nicht erwarten, in den Ring zu steigen. Wenn du nicht vorbereitet bist, bist du nervös. Wir sind selbstbewusst“, erklärt Gene.

Auch wenn die Rückkehr von Kiss mit ihrem MONSTER am diesem Abend im Vordergrund steht, geht es bei der Veranstaltung auch um wohltätige Zwecke. Die Einnahmen der Show gehen an die britische Stiftung HELP FOR HEROES, die sich heimkehrenden Soldaten widmet. „Es geht nicht nur um britische Truppen, auch um deutsche, amerikanische und andere Soldaten, die freiwillig ihr Leben riskieren. Es geht um deinen Nachbarn,Väter, Söhne und Töchter, die das ultimative Opfer bringen. Einige kommen nicht mehr zurück. Und wenn doch, sind sie oft verletzt ob nun körperlich oder seelisch. Wenn sie in den Krieg geschickt werden, werden sie betreut und mit dem besten Equipment ausgerüstet. Zuhause sind sie von einem Tag auf den anderen Zivilisten und auf sich allein gestellt. Das geringste ist es, ihnen Jobs zu geben und ihnen zu helfen wieder in die Gesellschaft zurückzufinden. Mein Gott, es sollten Paraden für diese Leute abgehalten werden! Wir wurden nie darum gebeten, unsere Leben aufs Spiel zu setzen. Wenn wir einen guten Job machen, dann bekommen wir auch unsere Auszeichnungen und Preise“, ergreift Simmons Position für die Veteranen. „Ich riskiere schon auch manchmal mein Leben bei Kiss! Ich muss vorsichtig sein. Manchmal ist es echt gefährlich. Ich wurde schon verbrannt. Ich wurde mal von einer Pyro im Gesicht getroffen. Nur wegen des Make-Ups wurde ich nicht verletzt. Aber bitte startet jetzt keine Stiftung für mich! Ich möchte nur sagen, dass die Bühne von Zeit zu Zeit einer Art Schlachtfeld geichkommt. Ich möchte die Problematik nicht herunterspielen. Diese Menschen verteidigen unsere Freiheiten, die wir oft für selbstverständlich ansehen“, witzelt Singer, wird aber schnell wieder ernst.

Dass es Simmons nicht nur um die Menschen hinter dem Weltgeschehen geht, wird nun deutlich, denn jetzt wird es richtig politisch. Gene, der sich seit Monaten im US-Präsidentschaftswahlkampf für den republikanischen Kandidaten Romney stark macht, vertritt die Meinung, Länder sollten von Geschäftsmännern gelenkt werden. Da liegt die Vermutung nahe, dass sich Gene Simmons – der idealtypische Businessman – irgendwann einmal selbst zur Wahl des Governeursposten stellen wird. „Gouverneur? König wäre der angemessene Titel für mich“, antwortet ein empörter Simmons. Eric kann das nur bestätigen: „Leider haben wir in den Staaten keine Monarchie. Gene könnte diese Rolle einwandfrei übernehmen.“ Jetzt setzt Gene zu seiner ganz eigenen politischen Theorie an. „Im Ernst, die Leute vergessen, dass Länder wie Unternehmen sind. Du hast Importe und Exporte. Und deine Exporte sollten höher als deine Importe sein. Unsere Welt ist in so beschissener wirtschaftlicher Verfassung, weil die Länder nicht wie Unternehmen geführt werden. Ich finde auch, dass Politiker nicht bezahlt werden sollten. Ich würde den Job machen. Ernennt mich!“ Herr Simmons, der seinen Posten als Kiss-Oberhaupt selbstlos aufgeben würde, um Souverän der United States of Gene zu werden, hätte auch schon ganz konkrete Lösungsvorschläge für die Probleme dieser Welt; extrem und konkret (Jetzt kommt die Stelle, an der man sich als Interviewer an seinem Stuhl festhalten muss. Anm. d. Red.). „Wenn ich König wäre, würde ich das Drogenproblem ganz einfach aus der Welt schaffen: Ich würde die Army über die Grenze nach Mexiko schicken und ganze Städte auslöschen lassen. Entweder wir ziehen in den Krieg oder das ganze geht ewig weiter. Ich würde Drogenabhängige in Arbeitslager in Alaska schicken. Dort könnten sie Holz hacken, frische Luft atmen. So würden wir sie von der Gesellschaft fern halten. Pädophilie würde ich zum Tode verurteilen. Wenn du mein Kind anfasst, töte ich dich! Ganz einfach. Ich würde ordentlich aufräumen“, redet sich Simmons inhaltlich – nach außen aber ruhig bleibend – in Rage.

Nach diesem Exkurs ist es nicht einfach, zu Singers und Simmons eigentlichen Schaffensfeld, dem Rock‘n‘Roll, zurückzukehren. Die Frage nach dem Geheimnis des immerwährenden Erfolgs von Kiss sind sie aber bislang schuldig geblieben. „Ein Teil von diesem Geheimnis war es, zur rechten Zeit am rechten Ort das richtige zu tun. Wir sind nicht einzigartig. Wir sind nicht aus dem Nichts gekommen. Vielmehr sind wir die natürliche Weiterentwicklung der Bands, die wir liebten. Die meisten davon kamen aus England. Die englischen Bands waren wiederum die evolutionäre Weiterentwicklung einer Sache namens Rock‘n‘Roll, die in Amerika erfunden wurde. Auch der Blues und Country entstanden in Amerika, aber die Engländer machten es viel besser. Von den Beatles an sahen sie besser aus und hörten sich besser an. Wir holten es wieder zurück in die Staaten“, Gene geht sein Größenwahn mit Gene endgültig Gassi.

Auf die US-Tour mit Mötley Crüe angesprochen, gibt es für ihn nur eine wirklich wichtige Klarstellung zu machen: „Mötley Crüe gehen mit uns auf Tour, nicht andersrum! Wir haben einen ganzen Haufen an Show-Effekten, um das klar zu machen. Ich sage nur soviel: Wenn Kiss die Bühne betreten, wird man die Band nicht sehen können, weil das Publikum geblendet sein wird“, Simmons hat jetzt etwas von einem Gorilla, der sich auf die Brust klopft. Eric Singer ist dagegen bemüht, nicht zu viel Wettkampfgeist aufkommen zu lassen. „Mötley Crüe machen, was sie machen und wir ziehen unser Ding durch. Es ist kein Wettbewerb. Wir sind extrem selbstbewusst. Keine Band will eben nach uns auf die Bühne gehen. Kiss ist ein Erlebnis, ein Spektakel, es ist eine Attacke, wir sind das große Zirkuszelt des Rock‘n‘Roll“, lenkt er auch nicht gerade bescheiden ein. Das letzte Wort gehört natürlich nochmal dem Silberrücken Gene: „Du kannst dir gerne ein Sitzplatzticket für eine Kiss-Show kaufen, aber sei dir bewusst: Du wirst auf deinem Sitz stehen, vom ersten Song an!“

 

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