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Kansas: Tage der Wiederauferstehung

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Kansas: Tage der Wiederauferstehung

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Ehart: Hinter den Kulissen gab es viel Unzufriedenheit und Stress. Kerry und Dave befanden sich in ihrer eigenen kleinen Ecke, andere nahmen Drogen. Es machte damals def initiv keinen Spaß, in dieser Band zu sein.
Livgren: Wenn man Anfang zwanzig ist und plötzlich berühmt, wird man wortwörtlich von Frauen gejagt und es ist fast unmöglich, der Versuchung zu widerstehen. Der Erfolg veränderte uns. Das war alles sehr befriedigend, aber es ließ einen auch mit einer inneren Leere zurück. Wenn deine Träume in Erfüllung gehen, was sollst du dann danach machen?
Dave Hope: Meine Erfahrung der „Wiedergeburt“ fühlte sich gigantisch an. Wir befanden uns auf dem Weg von Chicago nach St. Louis, als ich spürte, wie mich die Präsenz von Gott traf. Ich hatte nichts gesucht, es passierte einfach und ich konnte es nicht leugnen. Ich war erfüllt von einer unglaublichen Liebe, die mein Herz auflöste. Ich wusste sofort, dass es Gott war, weil ich noch nie eine solche Sanftheit empfunden hatte. Die ganze Nacht davor war ich wach gewesen, hatte Koks geschnupt und gesoffen, also wusste ich, dass es sich jetzt um keinen Drogenrausch handelte. Ich erwartete nicht, dass es irgendjemand verstand. Es kratzt niemanden in Rock’n’Roll-Kreisen, wenn du total zugedröhnt oder schwul bist oder jeden Abend mit 25 Menschen schläfst, doch erwähne auch nur das Christentum und du wirst behandelt wie ein Aussätziger.
Ehart: In der Gruppe fanden sich ein Katholik, ein Baptist, einer mit teilweise jüdischem Blut, ein Agnostiker und ein Atheist. Kerrys Religion war kein Problem, aber er wollte Kansas zum
Vehikel für seinen Glauben machen. Diese Art des Predigens ging für uns nicht in Ordnung, vor allem nicht für Steve, der die Songs ja mit Überzeugung singen musste. Steve war nicht begeistert von der Vorstellung auszusteigen, aber Kerry ließ ihm keine Wahl. Der erste Dominostein, der umfiel. Für uns wurde das fast zum Todesstoß.

Das enttäuschende AUDIOVISIONS von 1980 sollte die letzte Platte mit Steve Walsh für sechs Jahre werden. Nachdem er mit seinem Solowerk SCHEMER-DREAMER (aufgenommen mit diversen Ex-Mitgliedern von Kansas sowie einem Gitarristen namens Steve Morse – mehr zu ihm später) schon mal vorgefühlt hatte, stieg der Sänger aus und gründete Streets. Gerüchten zufolge befanden sich Sammy Hagar, der zukünftige King’s-X-Frontmann Doug Pinnick und Jim Stafford (bekannt für den Song ›Spiders & Snakes‹) unter den Kandidaten, um seinen Platz bei Kansas einzunehmen, doch letztendlich entschied man sich für das jüngere, unbeschriebene Blatt John Elefante aus Los Angeles. Auch er streng gläubiger Christ, und für zwei Alben Frontmann von Kansas: VINYL CONFESSIONS und DRASTIC MEASURES. Livgren hatte die Kontrolle abgegeben und der Sound wurde polierter und mehr auf AOR fokussiert.

John Elefante: Vor Kansas kannte mich niemand. Mann, ich hatte Angst. Und nun trat ich plötzlich in die Fuß- stapfen eines der größten Rocksänger aller Zeiten.
Livgren: Das Material auf VINYL CONFESSIONS ist ziemlich stark, aber wir waren uns nicht sicher, wer wir sein wollten. Rückblickend betrachtet war John Elefante sehr unerfahren, und auf der endlosen Suche nach der nächsten Single entfernten wir uns immer weiter von dem, worum es bei Kansas ursprünglich ging.
Elefante: Das geheimnisvolle Charisma gesichtsloser Bands gehörte der Vergangenheit an. Videos wurden beliebt, und nachdem wir mit meinem Song ›Fight Fire With Fire‹ einen Hit gelandet hatten, übte die Plattenfirma Druck auf uns aus, mehr davon zu machen. Und da Kerry immer mehr Zeit abseits der Gruppe verbrachte, begann es sich für mich so anzufühlen, als sei ich mit dem Baby im Arm zurückgelassen worden. Das enttäuschte mich sehr, denn ich wollte mit ihm zusammen schreiben. Als Kerry seine Lieder mitnahm, ging ein großer Teil der Band mit ihm.
Ehart: Wir hatten seit Ewigkeiten versucht, Robby [Steinhardt] zu überreden, einen Entzug zu machen. Wir sagten ihm, dass er sich eine Auszeit nehmen müsste. Und dann sahen wir ihn 16 Jahre lang nicht mehr.
Livgren: Die Geige war weg, Steve [Walsh] auch und ich nicht mal mehr sicher, was Kansas noch bedeuteten. Ich zog mich von der Band zurück. Livgren und Hope verließen Kansas am Silvesterabend 1983, wenig später folgte Elefante. Sie lösten sich zwar nie offiziell auf, doch im folgenden Sommer kam es zum Stillstand.
Hope: Die Leute boten mir Drogen an und Mädchen fragten, wo die Party stieg. Ich konnte kein Alkoholiker sein und im Schnapsladen arbeiten. So stark ist keiner. Bald sollte ich Vater werden, ich wollte meiner Frau treu bleiben.
Elefante: Es blieben nur noch drei Mitglieder übrig: ich, Rich und Phil. Dave war ausgestiegen, Kerry auch. Wäre ich geblieben, hätte das mehr Geld für mich bedeutet, aber das war
mir damals nicht wichtig. Ich wollte sehen, was ich alleine erreichen konnte.
Livgren: Kansas war keine richtige Band mehr, sondern bestand aus zwei oder drei Unternehmen. Weil ich die Songs schrieb, gestaltete sich mein Ausstieg, als wollte ich das Militär ver-
lassen. Das wurde sehr hässlich.
Ehart: Wir zogen nicht mal in Erwägung, Kerry und Dave zu ersetzen. Elefante ging ebenfalls, also blieben nur noch Rich und ich übrig. Trotzdem glaubte ich, dass Kansas noch eine Zukunft hatten. Aus der Distanz betrachtet, brauchten wir einfach eine Pause.
Williams: Es ist wie bei einem Baseballspieler. In einem Jahr steht man in seinem Zenit, im nächsten geht alles den Bach runter. Das Beste war, dass Phil und mir bewusst wurde, dass es
immer Veränderungen geben wird – das kann brutal sein, aber wenn man clever ist, plant man dafür im Voraus.

Tatsächlich ist es ein glücklicher Zufall, dass Kansas wiederauferstanden. Ehart hatte schon begonnen, eine Reunion anzupeilen, als er bei einem Konzert von Robert Plant & The Honeydrippers Steve Morse über den Weg lief. Morse, ein außergewöhnlicher Musiker, war von der Leserschaft der Zeitschrift Guitar Player fünf Jahre in Folge (1982-1986) zum besten Gitarristen der Welt gewählt worden. Die Ankunft von Morse, ebenso wie die Rückkehr von Steve Walsh und der Einstieg des neuen Bassisten Billy Greer, hauchten der Gruppe über zwei Platten hinweg neues Leben ein: POWER von 1986 und IN THE SPIRIT OF THINGS von 1988, produziert von Bob Ezrin.

Die ganze Story über Kansas lest ihr hier in CLASSIC ROCK #119

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