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Judas Priest: Unbesiegbar

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Judas Priest: Unbesiegbar

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Sechs Jahre nach ihrem unschlagbaren FIREPOWER lassen Judas Priest nun ein mindestens genauso starkes Monster auf die Rock- und Metalgemeinde los: INVINCIBLE SHIELD, der 19. Studiostreich der Metal Gods, ist ein wahres Machtwerk geworden und schafft den Spagat zwischen Priest-Erbe und nötiger Aktualität mühelos. Seit Glenn Tiptons krankheitsbedingtem Rückzug aus dem Live-Geschäft bestehen Judas Priest aus Rob Halford, Bassist Ian Hill, Gitarrist Richie Faulkner, Drummer Scott Travis sowie Produzent und Gitarrist Andy Sneap. Im Interview gewährt Ian Hill, nicht nur Gründungsmitglied, sondern auch einziges durchgehendes Mitglied in der knapp 55 jährigen Karriere der Band, Einblick in seine Sichtweise auf die neuen Songs und blickt hier und da auch ein wenig zurück auf ein halbes Jahrhundert voller britischem Stahl:

Vor allem gesundheitlich hattet ihr in den letzten Jahren einige Hürden zu meistern: Rob kämpfte gegen den Krebs, Richie hatte 2021 eine Aortendissektion auf der Bühne. Wie habt ihr das durchgestanden?

Robs Krebs ist gut in Schach und gibt aktuell wenig Anlass zur Sorge. Es gibt nie eine gute Zeit, um Herzprobleme zu haben, doch wir hatten das große Glück, dass nur wenige Kilometer vom Konzert eine Klinik mit einem Herzspezialisten war, der Richie sofort operierte. Auf persönlicher Ebene kann man da leider nicht viel machen, außer auf das Beste zu hoffen. Gott sei Dank ist alles gut ausgegangen.

Nahm diese Situation Einfluss auf den Arbeitsprozess von INVINCIBLE SHIELD oder auf euer Mindset?

Nicht wirklich. Glücklicherweise können wir alle immer noch das tun, was wir eben tun. Unsere Fähigkeiten blieben davon unangetastet. Außer natürlich bei Glenn, das ist leider etwas anderes.

2022 wurdet ihr in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen. Damals habt ihr ein kurzes Set zusammen mit K.K. Downing gespielt. Wie hat sich das für dich angefühlt?

Ach, es war schön, ihn mal wieder zu sehen. Les Binks war auch da. Aber wir hatten ja nur 10 Minuten Bühnenzeit, in die wir drei Songs gepresst haben. Auf der Bühne war echt alles okay, wir alle sind schließlich Profis, Backstage war es ein bisschen seltsam.

FIREPOWER wurde von allen in den Himmel gelobt und hat hohe Chartpositionen erreicht. Ist man da beim Nachfolger einem gewissen Druck ausgesetzt?

Diesen Druck gibt es immer. Seit Anfang an versuchen wir, uns weiterzuentwickeln, mit den neuesten Aufnahmetechniken mitzuhalten. Dadurch bleibt man am Puls der Zeit, man bleibt modern und auch relevant. Also wollten wir natürlich nochmal einen draufsetzen, was nicht so einfach ist, weil FIREPOWER ein wirklich gutes Album war. Durch Covid hatten wir zwei Jahre, in denen wir die Songs für INVINCIBLE SHIELD wirklich perfektionieren konnten. Bei den Aufnahmen war dann alles schon sehr feingeschliffen und ready to go.

Was war der größte Unterschied zu den Arbeiten an FIREPOWER?

Damals konnten wir alles gemeinsam machen. Diesmal ging das nicht. Scott, Richie und Rob nahmen ihre Parts in den Staaten auf, in Nashville und in Phoenix. Ich habe meine Spuren während der letzten Tour im Hotel aufgenommen. Andy ist ja sowieso mit uns auf Tour, er hatte also seinen Laptop dabei und wir arbeiteten an den Off-Days am Bass. Das hat wirklich gut funktioniert und die Langeweile vertrieben. (lacht)

Erinnerst du dich noch an deine Lieblingsaufnahmen in der Bandkarriere von Judas Priest?

Von einem hedonistischen Standpunkt aus wahrscheinlich die Platten, die wir auf Ibiza. aufgenommen haben. Eine schöne Insel, viele Ablenkungsmöglichkeiten, eine tolle Atmosphäre. Wir hatten sehr viel Spaß – am Pool und mit den Motorrädern in den Bergen. (lacht) Von einem professionellen Standpunkt aus würde ich mich für FIREPOWER entscheiden. Alle waren voll dabei, wir hatten zwei Produzenten, das war super.

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Als Richie über das neue Album sprach, benutzte er versehentlich das Wort „progressive“ und alle hatten Angst, dass ihr ein Prog-Epos loslasst. Was hat er damit wirklich gemeint?

(lacht) Im Grunde ist einfach mehr los, die Songs sind etwas verstrickter, komplexer, haben viele verschiedene Teile. Weil er eben durch Covid so viel Zeit hatte, um alles zu perfektionieren. Doch INVINCIBLE SHIELD ist auf keinen Fall eine Prog-Platte!

Was dachtest du, als du die Songs zum ersten Mal gehört hast?

Ich liebte sie. Wie gesagt, die Lieder sind etwas komplexer und als Musiker mag man diese Herausforderung, es ist schön, die eigenen Grenzen immer wieder auszuloten.

Wie bekommt ihr diesen perfekten Mix aus klassischen Priest-Vibes und Modernität hin?

Der Sound der Band, trotz Besetzungswechsel, wird immer da sein. Unser Erbe, dieser Kern-Sound, der von ROCKA ROLLA bis jetzt reicht, wird immer da sein. Daran müssen wir gar nicht mehr arbeiten. Wir müssen schauen, dass wir modern und relevant bleiben.

Klingt so einfach, aber viele andere kriegen das nicht so elegant hin…

Stimmt, man kann schon auch mal versehentlich vom rechten Weg abweichen. (lacht) Bei uns ist dafür ja TURBO das perfekte Beispiel. Mit der Platte haben wir viele ursprüngliche Fans verloren, denen der Sound und das Image plötzlich zu poliert waren.

Ihr habt aber auch viele neue Fans dazugewonnen!

Absolut. Die nächsten Platten, RAM IT DOWN und PAINKILLER, waren auch wieder härter. Wir hatten das Glück, dass viele unserer Fans auf lange Sicht bei uns blieben. Wenn man sich mit verschiedenen Gadgets oder Aufnahmetechniken zu sehr aus dem Fenster lehnt, kann das natürlich auch mal daneben gehen. Aber auch die kommerzielle Seite im Heavy Metal ist wichtig, das vergessen viele! Es ist wichtig, im Radio zu laufen, weil so der Heavy Metal in die breite Masse durchsickern kann, man erreicht neue Menschen, neue Fans. Und Fans kann man nie genug haben! Das verschafft dir auch eine gewisse Sicherheit im Job. (lacht)

Wie stark war Glenn Tipton bei der Entstehung von INVINCIBLE SHIELD involviert?

Glenn hat aktuell echt starke Probleme mit dem Spielen. Mehr als drei Nummern, so wie bei unserem Auftritt am „Power Trip“ Festival, sind nicht mehr drin. Doch zwischen seinen Ohren rattert es immer noch unaufhörlich, er bringt tolle Ideen in die Band mit ein.

Was hast du in deinen bisherigen Priest-Jahren gelernt?

Versuche, kein Arschloch zu sein und mach dir keine Feinde, wenn es geht. Geduld haben ist wichtig. Nur weil etwas gerade nicht klappt, heißt das nicht, dass es nie klappen wird. Außerdem sollte man nichts zu ernst nehmen. Wenn etwas schiefgeht ist das nur selten das Ende der Welt. (lacht) Von den meisten Rückschlägen erholt man sich.

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