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Joe Bonamassa – Zu ehrlich für fehlende Ideale

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Joe Bonamassa – Zu ehrlich für fehlende Ideale

7-11-2010 Amsterdam, Carre Joe Bonamassa, guitarist. Copyright Paul BergenSeine Band Black Country Communion scheint bereits wieder aufgelöst zu sein. Doch der amerikanische Wundergitarrist hat so viele andere Projekte am Köcheln, dass er der Allstar-Truppe wohl nicht lange nachtrauern wird.

Das Feuer brannte lichterloh. Es schien sogar so, dass es auf unbestimmte Zeit ebenso hell leuchten könnte wie einst der Glamour von Deep Purple oder Led Zeppelin. Doch nach nur drei Studioalben und einer Live-Scheibe/DVD hat sich das Thema Black Country Communion offensichtlich schon wieder erledigt. Bassist und Sänger Glenn Hughes hat vor wenigen Tagen das Aus der Band bekannt gegeben und fast im gleichen Atemzug Joe Bonamassa als den Hauptschuldigen des jähen Endes benannt. Laut Hughes stand der amerikanische Wundergitarrist nicht im abgesprochenen Maße für Tourneen zur Verfügung, außerdem habe er den drei verbliebenen Bandmitgliedern Hughes, Jason Bonham und Derek Sherinian untersagt, ohne ihn den schon jetzt renommierten Bandnamen weiterzuführen. Die Schlammschlacht kann also beginnen. Zumal Bonamassa die Vorwürfe natürlich nicht unkommentiert lässt: „Im Studio hatte ich mit Black Country Communion immer viel Spaß, aber auf den Tourneen war aus meiner Sicht das Engagement für Ego und Reputation größer als das für die Musik und die Fans. So etwas ist falsch und ein Problem, also stand für mich fest, dass ich daran nicht teilnehmen möchte. Ich möchte kein Bestandteil einer solchen Szene sein.“

Dabei hatte es fast wie im Märchen begonnen: Mit Bonamassa, Hughes und Bonham fanden sich der zurzeit beste Bluesrock-Gitarrist, eine der großartigsten Stimmen der Rockmusik und der Sohn des legendären Led Zeppelin-Schlagzeugers Jason Bonham zusammen, ergänzt um den schillernden Ex-Dream-Theater-Keyboarder Derek Sherinian. Eine Allstar-Truppe also, wie sie die Annalen der Rockmusik nur selten gesehen haben. Die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit war entsprechend hoch und wurde sogar noch übertroffen: Nicht nur das 2010er Debütalbum war eine überragende Rockscheibe, auch die Nachfolger BLACK COUNTRY COMMUNION 2 (2011) und AFTERGLOW (2012) erwiesen sich als grandiose Werke, auf denen handwerkliche Extraklasse, kompositorische Höchstleistungen und die Magie lebender Rocklegenden zu einem siedend heißen Gebräu verschmolzen. Noch im Sommer 2011 verkündete Hughes stolz, Vater dieser Band zu sein, die Galionsfigur: „Man nennt mich den Anführer. Joe ist mein Partner, um das klarzustellen, und Joe spielt Gitarre in dieser Band, er setzt meine Ideen um. Joe Bonamassa ist mein engster Bruder.“ Bonamassa sieht die Sache heute allerdings etwas differenzierter: „Das Debüt war unsere beste Veröffentlichung, weil alles neu und elektrisierend war, es sind die stärksten Songs darauf. Die zweite Scheibe war gut, vor allem der Sound war besser. Die dritte Scheibe dagegen war ein wenig mühselig, jeder hatte seine ganz eigene Vision, dementsprechend war sie nicht so einheitlich wie die zwei anderen.“

Was genau war schief gelaufen? Ab wann geriet diese mächtige Rockgaleere in Schieflage? Und wer sind die Schuldigen? Bonamassa erklärt die Sache wie folgt, ohne allerdings konkret Namen zu nennen: „Ich habe so viele Musiker auf der Black-Country-Tour getroffen, deren ganzes Leben ausschließlich darauf fokussiert ist, abends auf die Bühne zu gehen. Sie hängen den ganzen Tag im Hotel herum, sind ständig herausgeputzt, gehen herausgeputzt auf die Straße, sie scheinen vergessen zu haben, was eigentlich ihre ursprüngliche Absicht war, nämlich gute Musik zu machen. Ich bin anders, ich bin Musiker, Blues-Gitarrist, der durch ein Geschenk Gottes in der Lage ist, jeden Abend ein paar Tausend Zuschauer in seine Konzerte zu locken. Wenn du mir auf der Straße begegnest, würdest du mich kaum erkennen, weil ich immer noch die gleiche Art Kleidung wie in meiner Jugend trage, also Jeans, Hemd, Pullover. Ich bin Musiker, ich möchte meine Songs spielen.“

Und das macht der Mann weiterhin mit bewundernswertem Fleiß und riesigem Engagement: Ende März hat Bonamassa in London innerhalb einer Woche (!) vier (!!) neue DVDs aufgenommen – in Triobesetzung im 200er-Club Borderline, mit Bläsern im Shepherd‘s Bush Empire vor 2000 Leuten, als fünfköpfige Rockband im Hammersmith Apollo und als Akustikgruppe plus vierköpfige Bluesrock-Besetzung in der Royal Albert Hall. Darüber hinaus war er Teil des Funk-Projekts Rock Candy Funk Party („Ich sehe mich dort wie Tommy Bolin bei Billy Cobham, ich versuche gar nicht erst, mich als Blues-Gitarrist mit Jazz/Fusion-Meistern wie John McLaughlin zu messen, denn dann kann man nur verlieren. Ich sehe mich eher als bluesiger Kontrapart, als Kontrastfarbe“) und hat erneut mit der US-Rocksängerin Beth Hart im Studio gearbeitet. „Die Erfahrungen mit Beth Hart sind grandios. Wir werden in diesem Sommer fünf Shows mit großer Besetzung spielen, also auch mit Bläsern, außerdem haben wir soeben eine richtig starke Scheibe fertiggestellt, ein Killer-Album. Für mich ist Beth Hart der pure Spaß, ich bin Teil einer Band, die von einer fabelhaften Sängerin angeführt wird. Ich bin also einfach nur der Gitarrist in einer großartigen Formation mit einer tollen Stimme, die mir ausgesprochen gut gefällt.“

Bonamassa klingt trotz der unschönen Entwicklung bei Black Country Communion ausgeglichen und voller Vorfreude auf die kommenden Aufgaben, die ihn auch über das Jahr 2013 hinaus als wichtigsten Bluesrock-Gitarristen der Gegenwart auszeichnen werden. Zumal der Mann seine Ideale behalten hat und sich den Luxus leisten kann, ausschließlich seinem Bauchgefühl zu folgen. „Für mich gilt: Wenn ich schon so lange von zu Hause weg muss, dann sollte es eine absolut inspirierende Sache sein. Mit Black Country ist es eine tolle Erfahrung, wenn man zwei oder drei Shows hintereinander spielt und dann jeder erst einmal wieder seine eigenen Wege geht. Denn wenn man sich dann wieder trifft, ist alles neu und aufregend. Aber nach neun Wochen pausenlos unterwegs wird es ziemlich mühsam. Und ich muss nicht Teil einer Mühsal sein. Wenn mich jemand vor die Entscheidung stellt: ,Es gibt zwei Optionen – du kehrst wieder zu deinen Anfängen zurück, spielst vor 200 Leuten und hast deinen Spaß, oder aber du spielst mit Black Country in riesigen Hallen, wobei es etwas mühsam werden wird‘, dann bin ich glücklicherweise in der Position, zu antworten: Okay, ich spiele vor 200 Leuten und habe meinen Spaß. Alles andere wäre unehrlich. Und es wäre nicht fair, das Geld von Fans einzustecken, die merken, dass man keinen Spaß an der Sache hat.“

Matthias Mineur

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