Dass Jack Bruce sein erstes neues Album seit zehn Jahren veröffentlicht, ist schon eine kleine Sensation. Dass er damit auch auf Tournee gehen wird, versetzt Fans allerorten in Verzückung. Umso mehr, als es an ein Wunder grenzt, dass der einstige Cream-Bassist überhaupt noch am Leben ist… Während er seine Heroinsucht besiegt hatte, forderten Jahrzehnte des regen Alkoholzuspruchs ihren Tribut: 2004 wurde eine Lebertransplantation nötig. Eine Operation, die glückte, sein Körper stieß das neue Organ nicht ab. Die Medikamente, die dies verhindern sollten, brachten ihn allerdings fast um – was die Ärzte lange nicht als Ursache erkannten. „Es war schon so weit, dass sie sagten, ich würde nicht überleben. Meine Organe versagten reihenweise. Aber plötzlich regte sich da was, und der Arzt sagte: ‚Oh, es scheint ihm ein bisschen besser zu gehen. Wenn wir ihn wieder auf die Intensivstation verlegen, kommt er vielleicht durch, auch wenn es unwahrscheinlich ist“, blickt Bruce heute zurück. Es folgte ein induziertes Koma, der sogenannte Heilschlaf. „Ich war in diesem Koma, als die Idee einer Cream-Reunion aufkam. Irgendwie muss das zu mir durchgedrungen sein, denn es machte mich umso entschlossener, wieder gesund zu werden.“
Im Mai 2005 war es dann so weit: Ginger Baker, Jack Bruce und Eric Clapton spielten zum ersten Mal seit 1993 (und zweiten seit 1968!) wieder zusammen und versetzten London mit vier Shows in der Royal Albert Hall in helle Aufregung. „Dieser erste nervöse Schritt auf die Bühne war ziemlich bewegend. Sehr emotional, und ich weiß, dass Eric sich genauso fühlte, denn er hat es mir gesagt.“
Auch Bruces Rückkehr mit dem Album SILVER RAILS trägt einiges an emotionalem Gewicht. Nicht nur, weil er sich wieder mit seinem langjährigen Kreativpartner Pete Brown zusammentat oder seine Töchter Kyla und Natasha darauf zu hören sind (neben Größen wie Phil Manzanera, Robin Trower und Uli John Roth), sondern weil es eine fast schon übernatürliche Entstehung für sich reklamieren kann. „Ich habe während meines Komas alles Mögliche geschrieben.“ Nach seinem Erwachen gelang ihm es dann tatsächlich, all die Musik, die er in seinem Kopf verfasst hatte, aus seiner Erinnerung abzurufen. Ein versteckter Schatz, und es ist durchaus möglich, dass sein nächstes Album noch viel mehr darüber offenbaren wird, was an der Schwelle zum Jenseits durch sein Unterbewusstsein ging. Hoffentlich nicht erst in weiteren zehn Jahren…
Jack Bruce – Lieder aus dem Jenseits
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