Der Niederländische Multiinstrumentalist liefert eine gelungene Hommage an den Psychedelic Pop der späten 60er Jahre: Syd Barrett, The Zombies und Brian Wilson lassen grüßen.
Es gibt Künstler, die sind dann am besten, wenn sie live auf der Bühne stehen. Und andere, die sich lieber im Studio verkriechen, die tüfteln und tüfteln. Studiozauberer wie Curt Boettcher oder Brian Wilson. Genau sie gehören zu den Vorbildern des niederländischen Multiinstrumentalisten Jacco Gardner. „Mich haben vor allem solche Alben beeinflusst, bei denen die Musiker auch die Produktion übernommen haben“, sagt der 24-Jährige. „Man kann einfach hören, dass Curt Boettcher, Brian Wilson oder Phil Spector genau die Sounds auf ihre Platten übertragen haben, die sie im Kopf hatten.“ Für sein Debütalbum hat Gardner es ihnen deshalb gleich getan: CABINET OF CURIOSITIES nahm er in Eigenregie in seinem kleinen Heimstudio auf. Während er in Utrecht Komposition und Musikproduktion studierte, feilte er zwei Jahre lang an aufwendig arrangierten Songs, die den Hörer praktisch in eine andere Zeit entführen. Zwar wurde Gardner erst 1988 geboren, musikalisch aber ist er in den 60ern Zuhause. „Als wir 14 waren, hat mein bester Freund mal eine Dokumentation über Syd Barrett gesehen“, erinnert er sich. „Sein Vater hatte sämtliche Pink-Floyd-Platten und all diese psychedelischen Bands der späten 60er, die wir uns danach schnappten. Mit Hilfe des Internets tauchte ich dann anschließend noch tiefer in diese Welt ein, entdeckte Sachen von Boettcher, The Zombies und Billy Nicols.“
All sie dienen nun als Referenzen für CABINET OF CURIOSITIES. Gardner experimentiert darauf mit Sounds und Instrumenten, die den Psychedelic Pop der 60er prägten. Da sind Keyboards und Cembalos, Flöten und Streicher. Bis auf das Schlagzeug hat Gardner alle Instrumente selbst eingespielt. Eine Fähigkeit, die er gewissermaßen seinen Eltern zu verdanken hat. „Sie legten viel Wert darauf, dass meine Geschwister und ich ein Instrument lernen“, sagt er. Als er acht war, begann Gardner Klarinette zu spielen. „Das hat in mir das Bedürfnis geweckt, Musik zu machen.“ Mehr und mehr Instrumente hat er sich über die Jahre angeschafft. „Wenn ich in einem Song ein Instrument gehört habe, das mir gefiel, habe ich es sofort auf die Liste mit Instrumenten geschrieben, die ich auf meinem Album benutzen wollte“, sagt er. Sie dann auch zu erlernen – für Gardner ein Kinderspiel. „Die meisten Instrumente basieren auf Akkorden“, sagt er. „Wenn man erstmal Gitarre gelernt hat, kann man bis auf Schlagzeug eigentlich alles spielen.“
Für sein zweites Album hat Gardner schon jetzt eine lange Liste an neuen Instrumenten. „Ganz oben steht ein echtes Cembalo“, sagt er. Erstmal allerdings können wir uns an CABINET OF CURIOSITIES erfreuen – das übrigens nicht nur musikalisch, sondern auch textlich in eine andere Zeit entführt. „In meiner Musik geht es um die romantische Wahrnehmung, die man als Kind hat, um die Unschuld“, sagt er. „Die Songs basieren auf Erlebnissen, die ich während meiner Kindheit hatte. Allerdings stark abgeändert und um Archetypen und symbolische Figuren ergänzt. So haben die Songs ein eigenes Leben entwickelt und eine bizarre Bedeutung bekommen.“ Deswegen auch CABINET OF CURIOSITIES. „Es ist eine Kollektion kurioser Ereignisse, die die Erwachsenen anregen soll, wieder eine kindliche Weltansicht in sich aufsaugen“, so Gardner. „Das Album soll den Geist stimulieren und im Kopf der Hörer Bilder kreieren.“ Klingt irgendwie ein bisschen hippiemäßig und nach Bewusstseinserung? Kein Wunder, genau so klingen schließlich auch die Songs auf CABINET OF CURIOSITIES.