Hoppla, was ist denn hier los, denkt man kurz, als man den Saal betritt. Wer spielt heute gleich? Crosby, Stills & Nash, James Taylor? Nein, nein, schon richtig, die Tourplakate verraten es: Israel Nash. Für den Mittdreißiger ist der Altersdurchschnitt des Publikums allerdings überraschend hoch. Aber klar, von wegen neuer Neil Young und so. Gut 60-jährige Bartträger jedenfalls stehen neben 40-jährigen Bart- und Tattooträgern stehen neben Hipstermädchen und jungen Indiepärchen, die sind natürlich schon auch da. Schöne Mischung. Aus den Lautsprechern tönen die Dire Straits, man steht an der Bar, plaudert, ganz entspannt alles. Die Zeit fließt dahin, es geht auf neun zu – auf den Tickets steht halb neun –, langsam könnt’s losgehen, denkt man. Und da tut sich auch tatsächlich was auf der Bühne. Aber es ist nicht Nash, der jetzt da oben steht, sondern Gold Lake, die sich als Vorgruppe aus Spanien vorstellen und Indierock spielen. Die Sängerin trägt ein glitzerndes Gold-Outfit. Schön anzuschauen, ganz nett alles, aber auch nicht extraspannend.
Ein paar Songs und Umbauarbeiten später ist es dann so weit, um kurz vor zehn haben Israel Nash und Band ihren Auftritt. Der Chef selbst, in dunkelblauer Jacke mit aufgedrucktem Adler auf der Rückseite, Bluejeans und Lederstiefeln, wirkt imposant, Ehrfurcht gebietend. Groß, kräftige Statur, dazu die wild wuchernden schulterlangen Haare und der urwüchsige Bart.
Das knapp zweistündige Set besteht großteils aus Liedern von Nashs jüngstem Album ISRAEL NASH’S SILVER SEASON. Seine schwelgerischen Americana-Kunstwerke, zeitlos schön wie der Sonnenuntergang in Texas, kommen etwas härter daher als auf Platte – was nicht zuletzt am furiosen Leadgitarristen Joey McClellan liegt. Nash selbst ist nicht das, was man gemeinhin als Rampensau bezeichnet, doch er ist charismatisch, legt maximale Emphase in seinen Gesang, macht wilde Verrenkungen und gibt überhaupt alles. Kann was. Auch dass er gleich zweimal zu Zugaben zurückkommt und nach der Show im Zuschauerraum mit seinen Fans plaudert, Platten signiert und keine Fotoanfrage ablehnt. Cooler Typ.
Israel Nash: München, Orangehouse (12.02.16)
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