Skandinaviens Antwort auf Americana bleibt im Herzen verdammt Young.
Wäre dieses Album ein Post-Edward Hopper-Bild, hätte man die Szenerie und den Farbton für die Beschreibung schnell gefunden: eine in grauen Zwischentönen gehaltene, öde Motel-Bar im speckigen Spät-Fünfziger-Interieur an einem längst verloren geglaubten Highway irgendwo im Mittleren Westen. Draußen in der Dämmerung bricht ein weiterer tragisch-leerer Tag an. Während der ehemalige Kleinstadt-Chef-Mixer mit den weißen Schläfen sinnentleert die Gläser poliert, lümmeln Holmes auf der Eck-Couch und klimpern ihre traurigen, aber tief empfundenen Americana- und Folk-Weisen vor sich hin.
Von der blutenden Steel Guitar über die behutsamen Piano-Pflaster bis hin zum wunderbar wimmernden Neil Young-Gesang und frühen Wilco-Gedenkmomenten überzeugen die Schweden auf ihrem zweiten Album mit klischeefreien Country-Adaptionen. HAVE I TOLD YOU LATELY THAT I LOATHE YOU bietet nicht nur erstklassige Songs, sondern auch geradezu traumwandlerische, erlesene Elegien, durch deren luftigen Raum das Tumbleweed weht. Wunderschön verzweifelt und dabei zweifellos wunderschön.