Hat irgendjemand außerhalb ihrer Fanbase, die fast schon eine Sekte ist, jemals Grateful Dead verstanden? Für viele sind sie bis heute die ultimative mysteriöse Kultband, zu abgehoben für die breite Masse – das verlorene Symbol der Rockmusik, wie sie war, bevor die Konzerne ins Spiel kamen und man mit ihrer Vermarktung entdeckte, wie man uns alle schröpfen konnte. Vielleicht waren Grateful Dead zu verschroben. Selbst ihr späterer Pressesprecher, Dennis McNally, gab zu, dass es kein Leichtes war, die Band Leuten zu erklären, die nicht mit ihr vertraut waren.
„Das gestaltete sich stets als Herausforderung, weil es um sie herum so viel Ablenkung gibt“, sagte er. „Doch wenn man die über eifrigen Fans und die berechenbaren Tatsachen des amerikanischen Entertainments ausblenden kann, entdeckt man da einen Reichtum, der einem die Seele füllt. Sie erkundeten die Freiheit und schenkten uns eine phänomenale Neuinterpretation amerikanischer Werte.“ In seinem Song ›Boys Of Summer‹ beschrieb Don Henley ihren Mythos als einen Punkt, der am Horizont verschwand. „Ich fuhr auf dem San Diego Freeway“, sagte er, „und wurde von einem 21.000 Dollar teuren Cadillac Seville überholt, dem Statussymbol der Rechten, der gehobenen Mittelschicht angehörenden Bourgeoisie Amerikas – all die Typen mit den blauen Blazern mit den Kränzen und den grauen Hosen –, doch auf der Stoßstange war ein ‚Dead Head’Aufkleber von Grateful Dead!“
Keith Richards verstand sie nicht: „Grateful Dead ist der Punkt, wo alle falsch liegen. Stundelanges Rumgniedeln. Jerry Garcia: langweiliger Scheiß, Mann. Sorry, Jerry!“ Diese Meinung äußerte Richards nach den „Fare Thee Well“ Konzerten auf dem Soldier Field in Chicago am Wochenende des 4. Juli 2015, wo sich Grateful Dead verabschiedeten und lässige 55 Millionen Dollar ein gestrichen hatten. Vielleicht war Keith, ein Rentner mit nicht unbeträchtlichem Zusatzeinkommen, wie es nur wenige gibt, einfach nur neidisch auf diese Einnahmen.