So kann’s gehen! Während des Telefonats mit Derek William Dick alias Fish stellt sich heraus, dass sich der einstige Marillion-Sänger in Köln aufhält. Und so wird aus dem Telefoninterview spontan ein sehr persönliches Gespräch in einem kleinen Café.
Aufgeräumt und strahlend wirkt der groß gewachsene Schotte und hat auch allen Grund dazu. Denn auf sein neues
Werk A FEAST OF CONSEQUENCES darf er mit Fug und Recht stolz sein. „Ich wollte ein Album aufnehmen, das wie eins von früher klingt“, führt der 55-Jährige aus. „Denn um ehrlich zu sein: Die Musik von heute ist nicht so mein Ding. Lady Gaga zum Beispiel …“ Dieses Vorhaben hat Fish nach überwundenen Stimmproblemen und privaten Querelen mit Bravour in die Tat umgesetzt. Sechs Jahre sind seit seinem letzten Album 13th STAR vergangen, und die Fans wird es freuen, dass es nach den langjährigen Akustik-Gigs nun sowohl live, als auch auf dem neuen Album wieder laut und elektrisch zugeht. ›All Loved-Up‹ ist ein tempogeladener Rocksong, jugendlich und frisch; der Titeltrack besitzt unüberhörbar Hitpotential. Doch das neue Opus hat noch mehr zu bieten nicht nur, weil der Souveränität verströmende Sänger sich in ›Perfume River‹ und ›Blind To The Beautoiful‹ auf seine schottischen Wurzeln besinnt. Neben ihm sitzt seine deutsche Lebensgefährtin, ebenfalls strahlend, und der vitale Hüne schenkt ihr einen zärtlichen Blick. „Seit drei Jahren bin ich nun mit Simone zusammen, und das tut mir unglaublich gut.“ Ohne Frage, denn nahezu alles auf A FEAST OF CONSEQUENCES strahlt majestätische Gelassenheit aus. Das über siebenminütige ›Crucifix Corner‹ etwa, das an die großen Tage britischen Prog Rocks erinnert, süffig und verspielt, als würden Jethro Tull mit Genesis und Camel aus ernstem Anlass einen funkelnden Monolithen errichten. „Als junger Mann hab’ ich im Forst gearbeitet“, sagt Fish mit würdigem Ernst. „Das gute Gefühl, das Wälder dir geben, ist etwas Besonderes, und es ist mit in die Musik eingeflossen.” So auch in >The Gathering< mit seiner beschwingten Melodie, die wie ein Irrlicht über schottischen Hochebenen glänzt. Doch all die brillanten Songs, die A FEAST zu bieten hat, werden von der teils mit Sprechgesang versehenen Ballade > High Wood< überstrahlt ,,Eher zufällig fand ich mich nach einem Gig in Paris auf jenem Gelände wieder“, so Fish, „auf dem eine der blutigsten Schlachten des 1. Weltkriegs stattfand.“ Und so thematisiert ›High Wood‹ (das britische Synonym für die Schlacht an der Somme,) jene Großoffensive der Briten und Franzosen gegen die Deutschen, bei der eine Million Menschen getötet und verwundet wurden. Eingespielt wurden die elf Songs mit alten Weggefährten wie Keyboarder Foss Paterson, Basser Steve Vantsis, Ronbin Boult an der Gitarre und Dave Griffiths an den Drums, die ihn auch bei den anstehenden Shows begleiten werden. Acht Konzerte gibt es in Deutschland. A FEAST, über Fishheadclub.com auch in einer Deluxe-Version inkl. 100-seitigem Buch plus DVD erhältlich, ist künstlerische Erneuerung und Bestätigung zugleich.
Dem Schotten ist ein großer Wurf gelungen, und weil dies ein Grund zum feiern ist, endet der Abend in einer Kaschemme in Köln Ehrenfeld, wo ein überraschter Fan sein Glück kaum fassen kann: Fish gibt ihm Getränke aus! ,, Wie heißt der Pub?”, fragt der aufgeregt Umringte in die Runde. ,,Gypsy Caravan – Zigeunerwagen”, lautet die Antwort. An manchen Tagen passt einfach alles.