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Dream Theater – Blutzufuhr

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Dream Theater – Blutzufuhr

Ein Mike raus, ein Mike rein – Dream Theater sind nach dem plötzlichen Aus­stieg von „Zampano“ Portnoy und der Rekrutierung von „Emphat” Mangini wieder auf Kurs. Haupt­song­writer und Gitarrist John Petrucci findet gar: Die Elite-Prog-Metaller laufen so rund wie nie zuvor, denn jedes Bandmitglied fühlt sich viel eingebundener als bisher.

Dream Theater 2011 (8)Man muss es so deutlich sagen: Die Art und Weise, wie Mike Portnoy seinen Hut bei Dream Theater genommen hat bzw. wie sein Hut genommen wurde, machte in der Öffentlichkeit einen höchst unglücklichen Eindruck. Ursprünglich hatte der zottelige Drummer ja gar nicht vor, aus der Band auszutreten, die er vor 15 Jahren mitbegründete. Er war ausgebrannt und wollte nur eine Auszeit – seine Prog-Kollegen dagegen waren drauf und dran, ins Studio zu gehen, um ein neues Album aufzunehmen. Nach einer gewissen Bedenkzeit wagte Portnoy schließlich den Schnitt und stellte Dream Theater vor vollendete Tatsachen. So schien es zumindest, und deswegen leierten die Herren Petrucci, Myung, LaBrie und Rudess ein paar Vorspiel-Sessions mit einigen der vorzüglichsten Schlagwerkern an, die unser Planet zu bieten hat. Portnoy entschied sich zwar um und klopfte wieder bei Dream Theater an, doch sein Sinneswandel kam zu spät – die Tür war bereits zu, sein Posten war bereits besetzt. Was hätte es denn für ein Bild abgegeben, wenn Dream Theater ihren frisch engagierten Drummer wieder vor die Tür gesetzt hätten, damit Portnoy zurück in die Band kann? Eben. Einzuordnen in die Kategorie „Dumm gelaufen“ – oder? John Petrucci hat im Gespräch vielsagende Einblicke gewährt…

A DRAMATIC TURN OF EVENTS ist die erste Dream Theater-Platte ohne Portnoy. War es nicht komisch ohne ihn im Studio?
Mikes Weggang war eine riesige, herzzerreißende Enttäuschung. Deshalb war es anfangs schon seltsam, dass Mike nicht da war und wir keinen Drummer hatten. Daraus ergab sich dann einfach eine andere Dynamik. Sobald wir uns im Studio eingerichtet und uns mit der neuen Situation angefreundet hatten, war es richtig gemütlich und natürlich für uns. Wir haben alle Instrumente aufgebaut, ich stöpselte meinen Computer mit dem Schlagzeug-Programm ein – das war dann schon echt cool, intim und persönlich. Wir waren wirklich kreativ, konnten Dinge überdenken und hinterfragen, und das Beste aus unserer Musik herausholen.

Hat Mike Mangini denn auf A DRAMATIC TURN OF EVENTS schon mit euch an Songs geschrieben?
Nein, dahingehend war Mike Mangini auf diesem Album noch nicht beteiligt. Bei dieser ersten Platte nach dem Abschied von Mike Portnoy sollte sich unser neuer Drummer zu allererst einmal darauf fokussieren, die songwriterischen Elemente unseres Sounds zu durchdringen. Sofort eine weitere musikalische Persönlichkeit in Dream Theater aufgehen zu lassen, wäre ein Schritt zu viel gewesen. Das ergibt sich mit der Zeit.

Bemerkenswert an Manginis Spiel ist, dass es gleichzeitig unheimlich druckvoll und klar klingt – und weniger nach Thrash Metal…
Mike Mangini ist eine Laune der Natur. Sein Spiel ist unglaublich präzise und sauber. Sogar wenn er etwas sehr Kompliziertes oder etwas technisch An­­spruchsvolles spielt, kann man die einzelnen Noten heraushören. Im Studio hat er mal was gebracht, bei dem ich nur unseren Sound-Ingenieur anschauen und ihn fragen konnte: „Wir zur Hölle macht er das?“ Er hat in seinem Leben bereits eine Menge geübt und seine Drum-Techniken regelrecht perfektioniert. Sein Spiel ist atemberaubend.

Kann man zu diesem Zeitpunkt schon sagen, was für eine Rolle er im persönlichen Bereich bei Dream Theater einnimmt?
Mangini ist ein sehr positiver und geistreicher Mensch. Er spielt mit Intensität und Überzeugung Schlagzeug, und er freut sich unheimlich darüber, in der Band zu sein, diese Chance bekommen zu haben, auf der Platte zu spielen und an unserem Leben sowie unserer Musik teilzuhaben. Das alles ist ihm eine Menge wert – und das zeigt er auch. Er füllt seine Position mit ungeheurem Ernst aus.

Warum habt ihr eigentlich diese seltsamen Vorspiel-­Sessions mitgefilmt?
Die ursprüngliche Idee war einfach, dass wir eine Film-Aufnahme von den Auditions haben wollten, nur für uns privat. Doch dann klinkten sich die Verantwortlichen bei unserem Label ein und sagten: „Hört mal, Jungs, wenn ihr das durchziehen wollt, dann richtig! Wir engagieren euch ein ordentliches Kamera-Team – ihr werdet gar nicht merken, dass sie da ist –, und dann machen wir daraus eine richtige Dokumentation.“ Wir hielten das für eine großartige Idee und eine fantastische Möglichkeit, unsere Anhänger das erleben zu lassen, was wir erleben. Ich glaube auch, dass sich unsere Fans durch den ganzen Casting-Prozess enger mit uns verbunden gefühlt haben.

Zwischen den Prog-Metal-Epen, die so typisch für euch sind, platziert ihr immer mal wieder eine Rockballade. Muss das sein?
Wir gehen an ein Album ziemlich Old School-mäßig ran. Die Menschen werden unsere Platte am Stück anhören – so stellen wir uns das zumindest vor und so konzipieren wir unsere Alben auch. Mir ist klar, dass das heutzutage nicht mehr jeder so macht. Einige Leute picken einzelne Songs heraus und laden sie runter, anstatt das ganze Album zu kaufen. Aber wir bleiben bei unserer romantischen Sichtweise und hoffen, dass die Menschen die Scheibe komplett hören. Legt man das zu Grunde, dann muss ein Longplayer eine Spannungskurve haben – er muss atmen und wachsen. Wenn jeder Song hart wäre oder Überlänge hätte, gäbe es keine Ruhepause für den Hörer. Deswegen brauchen wir diese Momente zum Atmen, diese auf das Akkordschema reduzierten Liedermacher-Stücke. Damit man die Spannungskurve genießen kann. Das gilt auch für unsere Live-Auftritte.

Ihr stellt in den meisten eurer Stücke eure technischen Fähigkeiten zur Schau. Einen gediegeneren Ansatz à la Pink Floyd oder King Crimson zu wählen, wäre nichts für euch?
Manchmal haben wir schon diese klassischen Prog-Momente. Und natürlich sind wir Fans von diesen Bands. Bestimmte Merkmale von deren Sound haben wir uns auch angeeignet. Weiche Passagen gibt es z.B. in ›Breaking All Illusions‹, einen Abstecher ins Floyd-Land unternehmen wir in ›This Is The Life‹ (Songs Nummer acht und vier auf A DRAMATIC TURN OF EVENTS – Anm.d.A.). Allerdings richten wir für gewöhnlich keine ganzen Songs auf diese Marschrichtung aus, das stimmt. Wir legen stattdessen Wert auf eklektische Arrangements, wollen unterschiedlichste Einflüsse un­­terbringen, von daher verweilen die Stücke grundsätzlich nicht in ein und derselben Stimmung. Ich finde, das macht uns einzigartig. Den Hörer erwartet so auch immer eine Art Abenteuer. Wenn ein Track anfängt, weiß man nie, wo er am Ende hinführt.

Lass uns ein bisschen über Mike Portnoy sprechen. Als Außenstehender konnte man leicht den Eindruck bekommen, dass er ein Kontrollfreak war. So hat er z.B. eure Setlists nach einem ganz bestimmten Schema erstellt. Werdet ihr diese Tradition fortführen?
Mike ging an bestimmte Dinge sehr leidenschaftlich heran. Er hatte das Bedürfnis, alles im Griff zu haben. Diese Obsession, alle Setlists zu bestimmen, wo immer wir auftraten, fällt da mit rein. Das umzusetzen, ist für eine Band wie uns eine große Heraus­forderung, da wir so viel Material haben. Denn das Material muss abrufbar sein. Klar, dieses Verfahren kann auch uns und unserem Publikum Spaß machen. Doch es läuft im professionellen Konzertgeschäft so, dass die Live-Produktionen inklusive Licht und all den anderen Effekten perfekt auf die Musik abgestimmt sind. Wir waren aber nie in der Lage, eine derart eingespielte Show auf die Bühne zu bringen. Denn die Setlist hat sich ja laufend verändert. Wir konnten nie alles perfekt hinkriegen – die Lichtshow nicht und auch nicht die Videos. Wir mussten uns dauernd bestimmte Stücke neu in Erinnerung rufen und generell einen ungeheuren Aufwand betreiben, was meiner Meinung nach unsere Auftritte beeinträchtigt hat. Schau dir z.B. eine Show von Rush an: Da ist alles so aufeinander abgestimmt und läuft wie ge­­schmiert, sodass die Zuschauer mit dem Gefühl nach Hause gehen: „Mein Gott, wie geil war das denn?“ Was das Erstellen der Setlist angeht – da müssen wir uns erst hineinarbeiten. Da wir sehr viele Lieder haben, werden wir auch hier und da etwas verändern. Aber eines werden wir definitv nicht mehr machen: nämlich die Setlist danach zu erstellen, wann und wo wir welche Songs schon gespielt haben. Da kommt man schnell an einen Punkt, der an Irrsinn grenzt.

Klar, es ergibt absolut Sinn, eine einigermaßen konstante Setlist zu haben. Denn in der Regel haben die Zuschauer mehr davon, und es ist einfacher für die Band.

Exakt: Es ist einfacher für die Band. Du kannst dich darauf konzentrieren, ein Musiker zu sein, auf das, was du auf der Bühne spielen willst. Du musst keinen Spagat vollführen und kannst endlich die Songs beherrschen, weil du im Geiste nicht mehr so viel hin- und herspringen musst. Als Musiker genießt man so seine Gigs viel mehr, weil man sich einfach in den Auftritt einklinken kann, anstatt sich zu fragen: „Okay, was passiert jetzt?“

Welche anderen Zuständigkeiten neben der Erstellung der Setlists mussten nach dem Auseinandergehen mit Mike Portnoy neu verteilt werden?
Mike war wirklich in viele verschiedene Dinge eingebunden, z.B. was die Kommunikation mit den Plattenfirmen-Leuten, den Fans und so weiter angeht. Da mussten wir uns einen Tisch setzen, die Dinge neu bewerten und untereinander aufteilen. Jeder war dabei sehr offen. Ein paar Kontakte konnten gesichert und gefestigt werden. Wir mussten uns auch auf neue Beziehungen einlassen. Aber das war großartig. Wenn ich daraus eine Lehre ziehen sollte, dann diese: Es ist nie genug, das zu tun, was man gerne tut – also z.B. Songs schreiben, Gitarre spielen und produzieren. Es darf nie soweit kommen, dass man über gewisse Dinge nicht Bescheid weiß, denn dann ist man nicht mehr auf dem Laufenden. Und nachdem Mike Portnoy fort war, verspürten wir alle den Drang, uns in die verschiedensten Aspekte der Band hineinzuarbeiten und selbst Verantwortung zu übernehmen. Seitdem ist Folgendes mit Dream Theater passiert: Jeder fühlt sich mehr eingebunden und weiß genau über alles Bescheid. Wenn sich nur einer allein um bestimmte Angelegenheiten kümmert, kann das nämlich zum Problem werden. Wenn es dennoch so eine Regelung gibt, müssen wenigstens alle anderen immer informiert sein.

Andersherum gesehen bedeutet die Verteilung der verschiedenen Aufgaben auf mehrere Schultern ja auch eine Entlastung für denjenigen, der ansonsten die Last alleine tragen muss…
Ja, und ich finde, wenn man als Band Erfolg haben will, muss man die Stärken der einzelnen Mitglieder ausschöpfen. Die Leute sollten das tun, was sie gerne machen und worin sie gut sind. Es sollte nicht einer am Ruder sitzen und einen autoritären Führungsstil pflegen. Das könnte schädlich sein. Ich weiß, manche Menschen arbeiten so. Es funktioniert für sie, und das ist schön für sie. Aber meine Meinung ist: Wenn man in einer Band ist, geht es nicht um eine Person, sondern um alle. Jeder muss an einem Rad im Getriebe drehen, so entsteht auch mehr Teamgeist.

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