Eine seltsame Paarung: Bowie und Prokofjews musikalisches Märchen.
Abermals in einer Umbruchphase befand sich David Bowie 1977/78. Los Angeles, nach New York zweite feste Station während seines längeren US-Aufenthaltes, hatte er – wie auch den Unmengen an Kokain – den Rücken gekehrt. Mit seiner Assistentin Corinne „Coco“ Schwab sowie Kollege und Freund Iggy Pop lebte er zeitweilig in einer Art WG in Berlin oder in der Schweiz am Genfer See. Nach den exzellent experimentellen Alben LOW und HEROES gestalteten sich künstlerische Herausforderungen zunehmend bizarrer, wie nicht nur sein Auftritt in der Weihnachts-TV-Show „Bing Crosby’s Merrie Olde Christmas“ und die daraus resultierende Single ›Peace On Earth‹/›Little Drummer Boy‹ signalisierten. Auch seine Beteiligung an Sergei Prokofjews musikalischem Märchen PETER AND THE WOLF, entstanden 1936, erstaunt noch im Nachhinein. Unter der Leitung von Dirigent Eugene Ormandy übernahm Bowie den Erzählerpart. Doch Bowie war eigentlich nur dritte Wahl, nachdem die Offerten seines damaligen Labels RCA an die etablierten Schauspieler Alec Guiness und Peter Ustinov abgelehnt worden waren. Jahre später danach befragt, gab Bowie an: „Ich wollte einfach nur meinem damals sieben Jahre alten Sohn Duncan eine Freude zu Weihnachten machen.“ Eingespielt im Dezember 1977, erschien der Longplayer im Mai 1978. Auf dem Cover prangt ein Porträt von David Bowie – eigentlich ein ausgewachsener Etikettenschwindel. Denn die nette Geschichte von Peter und dem Wolf, die sich in den US-Billboard-Charts immerhin auf Rang 136 platzierte, nahm mit knapp halbstündiger Spielzeit nur eine LP-Seite ein. Auf der B-Seite tummelte sich ›Young Person’s Guide To The Orchestra, Opus 34‹ von Benjamin Britten, erzählt von Hugh Downs und gespielt vom Boston Pops Orchestra unter Leitung von Dirigent Arthur Fiedler. Für Bowie-Hardliner ein definitives Muss, für den Rest absolut verzichtbar.