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Das letzte Wort: Myles Kennedy

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Das letzte Wort: Myles Kennedy

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Myles Kennedy über verschwiegene Tourneen, klingelnde Ohren und das Glück dieser Erde

Einem Jungen, der seine frühe Kindheit in Idaho verbrachte und später auf einem Bauernhof in Spokane, Washington aufwuchs, möchte man nicht das Leben zutrauen, das Myles Kennedy bislang gelebt hat. Ohne ein Rockstar im herkömmlichen Sinne zu sein, arbeitet der bescheidene Sänger und Gitarrist mit wahren Legenden der Rockgeschichte. Velvet Revolver und Led Zeppelin waren an seinen Gesangskünsten interessiert, doch er lehnte dankend ab. Neben seiner Band Alter Bridge schenkt er Slash und seinen Conspirators seine Stimme. Hier erklärt er, warum ein Interview mit CLASSIC ROCK vor seiner Show in Bamberg nicht möglich war, und zeigt sich dabei von seiner ganz bescheidenen Seite.

Für einen Rockstar scheinst du ein ziemlich normaler Typ zu sein. Warst du schon immer so bodenständig?
Nun, meine Eltern haben mir einen gewissen Weg aufgezeigt und ich versuchte immer, mein Leben danach zu richten. Ich fühle mich wohl damit, so normal wie möglich zu sein und dankbar für das zu sein, was ich habe.

Ist es denn so einfach, den Versuchungen des Rock‘n‘Roll zu widerstehen? In dem Song ›Not For Me‹ auf dem neuen Slash-Album APOCALYPTIC LOVE entsagst du ja diesem Lifestyle.
In der Vergangenheit lernte ich aus Entscheidungen, die, sagen wir mal, nicht die gesündesten für mich waren. Wenn du erst mal derartige Schläge einstecken musstest, hast du nicht wirklich das Bedürfnis, so etwas zu wiederholen. Es ist einfach kein Spaß. Diese Erfahrung hat es mir schon leichter gemacht, mich davon fernzuhalten.

Wie fühlt sich ein Typ, der auf einer Farm aufwächst, nach Hollywood zieht und dann plötzlich der Lead-Sänger von Slash ist?
(lacht) Das ist schon interessant. Ich sehe mich selbst nicht als Rockstar, sondern als Berufsmusiker. Ich glaube, dass mir diese Sicht der Dinge geholfen hat. Vom Land zu kommen und dann in den Trubel einer weit entfernten Stadt wie Los Angeles oder New York zu ziehen, war am Anfang schon ein Schock. Als ich in den 90ern als junger Künstler zum ersten Mal nach L.A. kam, war ich von der Größe der Szene überwältigt. Da gibt es diesen Stevie Wonder-Song namens ›Living For The City‹. Er ist mein absoluter Liebling. Darin erzählt die Hauptfigur – ein unschuldiger Kerl vom Land –, wie sie in die große Stadt kommt. Ich hatte diesen Song immer in meinem Kopf, als ich in gefährliche Situationen kam oder vor ihnen gewarnt wurde.

Hast du Angst vor dem Tod? Immerhin handeln viele deiner Texte davon.
Ich weiß nicht, ob ich mich wirklich vor dem Sterben fürchte. Aber ich bin mir sicher, dass ich es liebe, zu leben. Ich habe ein unglaublich wundervolles Leben. Ich darf tun, was ich liebe. Ich spiele Musik für andere Menschen und bin mit einem fantastischen Mädchen verheiratet. Ich könnte mir nicht mehr wünschen. Die Tatsache, dass das alles enden wird, ist einfach ätzend.

Was würdest du tun, wenn du eine Sache in den USA ändert könntest?
Ich wünschte, Rock‘n‘Roll hätte einen höheren Stellenwert. Klar gibt es hier auch einige Die-hard-Fans, aber sie sind hier nicht so konzentriert wie in Europa oder Südamerika. Früher war das anders. Na ja, das würde ich ändern. Sicher haben wir auch einen Haufen anderer Probleme. Die USA sind eine noch recht junge Nation, in der noch so einiges nicht richtig läuft.

Stimmt es, dass du am Tag einer Show möglichst vermeidest, zu sprechen?
Ja, das tue ich! Deshalb ist es so toll, dass ich gerade zu Hause bin. Jetzt kann ich mich mit dir unterhalten, über Musik reden und Spaß daran haben. Wenn ich auf Tour bin, rede ich sogar an freien Tagen sehr wenig, um meine Stimme für die Shows zu schonen. Darum geht es. Die Leute kommen zu unseren Konzerten und ich will sie glücklich machen. Also muss ich die Songs so singen, wie sie sie hören wollen.

Sind deine Mitmusiker bei Alter Bridge und Slash eher Arbeitskollegen oder Freunde?
Sie sind meine Freunde. Wenn man lange genug zusammen auf Tour war, erreicht man ein familiäres Level. Aus den vielen gemeinsamen Erfahrungen – gut und schlecht – entwickelt sich eine Art Brüderschaft und Kameradschaft. Nur in einer Band baut man eine solche Art von Beziehung auf.

Wie fühlt es sich an, dass einer dieser engen Freunde Slash ist?
Ha…das ist ziemlich cool! Es ist cool, weil er so ein großartiger Kerl ist. Er ist sehr bodenständig, witzig und clever. Das ist viel wichtiger als die Tatsache, dass die Leute ihn als Ikone bewundern. Mit ihm Musik machen zu dürfen, ist wirklich fantastisch. Nicht nur mit Slash, auch mit den Jungs bei Alter Bridge zu spielen, ist sehr gesund für uns alle. Da gibt es keinerlei Drama.

Ist Marc Tremonti von Alter Bridge nicht neidisch auf Slash?
Ganz im Gegenteil. Er unterstützt meine Zusammenarbeit mit ihm. Als wir mit ›You‘re A Lie‹ auf Platz eins charteten, gratulierte er mir sofort. Ich bin auch mehr als stolz auf Marcs Soloalbum, die Platte ist unfassbar gut. Dieser Kerl ist so talentiert. Er ist nicht nur ein guter Gitarrist und Songwriter. Jetzt können die Leute ihn auch singen hören. Wir gönnen einander nur das Beste.

Wie war es für dich, als bei dir Tinnitus diagnostiziert wurde und deine Karriere damit auf Messers Schneide stand?
Das war die Hölle. Ich wäre beinahe ausgerastet. Als mir klar wurde, dass ich das Klingeln für den Rest meines Lebens hören würde, hat mich das hart getroffen. Jetzt lebe ich aber schon über zehn Jahre damit und mit der Zeit wurde das Geräusch normal für mich. Jetzt geht es nur darum, es nicht schlimmer werden zu lassen. Mit all der neuen Technik, die ich verwende, funktioniert das ganz gut. Ich habe die Lautstärke meiner InEar-Monitore nur minimal aufgedreht.

Wo wärst du heute, wenn deine Karriere als Musiker damals ein Ende genommen hätte?
Oh, das ist eine schwierige Frage. Ich vermute, ich wäre nicht der glückliche Mensch, der ich jetzt bin. Ich hätte wohl wieder als Gitarrenlehrer angefangen. Aber ohne den Nervenkitzel, auf die Bühne zu gehen, Musik zu schreiben und Platten zu machen, wäre mein Leben sicherlich grundlegend anders.

 

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