Danko Jones lebt den Rock’n’Roll. Wenn er nicht gerade auf Tour ist, als Kolumnist für Musikmagazine schreibt oder als Radiomoderator arbeitet, redet er ununterbrochen über Musik – und zwar nicht nur über seine eigene. Obwohl sein neues Album BELOW THE BELT reichlich Gesprächsstoff bietet.
Text: Thorsten Zahn
Danko, wenn du die neue Platte BELOW THE BELT mit deinem letzten Album, dem 2008er-NEVER TOO LOUD, vergleichst: Was fällt dir auf?
NEVER TOO LOUD entstand in Los Angeles, in dem weltbekannten Studio 606 mit Nick Raskulinecz (Rush, Velvet Revolver) als Produzenten. Das fühlte sich wie eine pompöse Rock-Nummer an. Als ich 2007 mein erstes Vorgespräch mit Nick Raskulinecz hatte, antwortete ich auf die Frage, in welche Richtung das Album vom Sound her gehen sollte, dass es nach Kiss, Thin Lizzy und UFO klingen sollte – aus Scherz. Er war begeistert und meinte, dass wären genau seine Lieblingsbands. Er war kein bisschen abgeschreckt, aber eigentlich wollte ich genau das erreichen. Nun ja, dann haben wir mit NEVER TOO LOUD eine Scheibe aufgenommen, die viele als das Stadion-Rock-Album von Danko Jones bezeichneten. Da war was dran, schließlich waren die Songs langsamer als früher, und ich hatte mir auf dem Album eine Stimme mit Melodie zugelegt. Kannte ich gar nicht von mir, und bei den Aufnahmen zu BELOW THE BELT konnte ich die nicht mehr ablegen. Ich versuchte, zu den guten alten Schreien zurückzukehren, war aber nicht möglich. Deshalb ist BELOW THE BELT sehr melodisch von den Gesangsharmonien, aber die Stücke an sich sind schneller und härter.
Du wolltest mit BELOW THE BELT also nicht nur beweisen, dass du noch schnelle, harte Songs schreiben kannst?
Nein, wir hatten richtig Bock drauf. Persönlich höre ich von ZZ Top bis Goatwhore alles, es gibt für mich keine Grenzen. Ich höre viele neue Alben, aber am Ende lande ich immer wieder bei Thin Lizzy oder Whitesnake, denn ich liebe Classic Rock. Ich mag es, wenn du ein Album hörst, und immer mal wieder einen Moment zum Durch-atmen bekommst. Ozzy, Lizzy, Sabbath haben das perfektioniert. Da steckt mehr Konzept hinter, als man denken mag.
Anfang des Jahres warst du mit Sebastian Bach und Guns N’Roses in Kanada auf Tour. Welche Erfahrungen hast du bei diesem Rock-Zirkus gemacht?
Ich war schon immer ein Sebastian Bach-Fan, er ist aus Toronto und er besitzt eine unwiderstehliche Stimme. Vor der Tour habe ich mir Gedanken gemacht, wie das wohl werden würde. Danko Jones sollten mit Sebastian Bach und Axl Rose abhängen? Unmöglich, dachte ich. Am ersten Tourtag mussten mich meine Bandkumpels zurückhalten, dass ich Axl im Band-Catering nicht belästigten. Sebastian Bach hingegen outete sich bei unserer ersten Begegnung als Danko-Fan. Am Ende der Tour ließ ich mir auch meine Skid Row-Platten signieren. Bei der Show in Saskatoon rutschte mir dann mein Herz in die Hose. Axl hat mich einfach auf die Bühne holen lassen, um mit ihm ›Nightrain‹ zu singen. Da stand ich dann. Ich hatte total Angst, dass ich alles versaue und wir von der Tour geworfen würden – meine Band hätte mich umgebracht! Wir durften die Tour aber bis zum Schluss mitfahren, und Axl entpuppte sich als wirklich netter und angenehmer Typ. Ich wäre gern das ganze Jahr mit ihm auf Tour gegangen.
Glaubst du, dass diese Tour euch auf dem Weg nach oben geholfen hat?
Zu dem Zeitpunkt, als die Tour angekündigt wurde, waren wir in Brasilien, und die Fans dort wussten davon. Das hat weltweit eingeschlagen, und nach der Tour gab es in der „Global Mail“, der größten kanadischen Tageszeitung, einen Artikel, der bestätigte, dass Axl sich uns ausgesucht hatte. Das machte mich sehr stolz, denn es gab bestimmt Tausende von Bands, die sich als Support beworben haben. Die positiven Folgen der Tour waren, dass uns die Leute jetzt auf einer breiteren Ebene wahrnehmen. So war ›Full Of Regret‹, die erste Auskopplung aus unserem aktuellen Album, in den ersten zwei Wochen der meistgespielte Song im kanadischen Radio – und hatte damit mehr Einsätze als Stone Temple Pilots und Christina Aguilera zu verzeichnen. Die Tour hat unseren Status verbessert in unserem Heimatland, und jetzt tun wir alles, dass das so bleibt.
Habt ihr aus diesem Grund auch das ›Full Of Regret‹-Video mit namhaften Gästen wie Elijah Wood, Mike Watt oder Lemmy Kilmister von Motörhead besetzt?
Ja, wir hätten gerne noch mehr Cameo-Auftritte gehabt. Am Tag des eigentlichen Videodrehs überlegten wir, wen wir in Los Angeles noch kurzfristig anrufen könnten… Aber dann wäre alles zu viel geworden und hätte den Dreh in die Länge gezogen.
In dir stecken drei Persönlichkeiten: der Musiker, der Musik-Fan und der Musik-Journalist. Wie gehst du damit um?
Ich bin wie elektrisiert, wenn ich auf der Bühne stehen kann. Ob da 100 oder 15.000 Zuschauer kommen ist mir egal. Dann könnte ich vor Energie platzen, der Adrenalinspiegel steigt und ich bin total aufgedreht…
…und spielst den unnahbaren, coolen Rocker.
Klar, das sieht aber nur so aus. Nur wenn du extrem betrunken bist und mich nach der Show anlallst, werde ich zum wütenden Arsch. Mit allen anderen rede ich gerne, am liebsten über Musik. Denn im Kern bin ich ein langweiliger Normalo, der Rock’n’Roll liebt. Wenn ich mit Freunden zusammen bin, die über „normale“ Sachen re-den, schlafe ich meist ein, bis jemand das Wort „Rock“ erwähnt.
Hättest du jemals gedacht, dass Rock als Profession ein solch harter Job ist?
Das Härteste ist, dass du dich durch intensive Tourneen komplett von Familie, Freunden und dem regulären Leben entfernst. Das Wichtigste auf Tour, neben der Show, ist essen, kacken, duschen. Du kommst dir vor, als wärst du auf einem immerwährenden Camping-Trip. Schlimm sind die Heulsusen, die das Rock-Leben aufgeben, weil sie es nicht mehr ertragen, es ist ihnen zu anstrengend. Dann geht doch zu eurem Acht-Stunden-Job zurück, den ihr eigentlich hasst! Das macht mehr Spaß? Natürlich ist nicht jeder Moment angenehm, aber da muss man durch.