Nein, Robert „ Mutt“ Lange legt keinen gesteigerten Wert auf ein extrovertiertes Promileben im Fokus der Öffentlichkeit. Er lässt offenbar lieber seine Arbeit sprechen. Darunter BACK IN BLACK ,das drittmeistverkaufte Album dieses Planeten.
Robert „Mutt“ Lange ist der lebende Beweis dafür, dass die Begeisterung für Rock’n’Roll auch in der Diaspora prächtig gedeihen und sogar spätere Superstars hervorbringen kann. Geboren 1948 in Nord-Rhodesien (dem heutigen Sambia) und aufgewachsen im südafrikanischen Durban, gründete der Sohn eines Bergbauingenieurs mit 21 Jahren seine erste Band namens Sound Reason.
Die agierte zwar nicht übermäßig erfolgreich, was leider auch auf seine Nachfolge-Combo Hocus zutraf, doch der Grundstein war zumindest gelegt. Robert Lange traf daraufhin drei richtige Entscheidungen: Er siedelte Anfang der 70er-Jahre nach Großbritannien über, hängte seine Karriere als Bühnenkünstler an den Nagel und verlegte sich stattdessen auf die Musikproduktion. Mit Künstlern wie Kevin Coyne, Graham Parker und der Band City Boy, deren Alben er ab 1976 betreute, generierte er erste Aufmerksamkeit, das von ihm produzierte Debütalbum der Boomtown Rats enthielt dann mit ›Lookin’ After No. 1‹ einen wahrhaft prophetischen Titel: Die Single ›Rat Trap‹ vom Nachfolgewerk A TONIC FOR THE TROOPS landete tatsächlich auf Platz 1 der britischen Charts und markierte damit Langes Durchbruch.
Der Lockenkopf aus dem fernen Afrika war nun also endgültig in Londons Musikszene angekommen, was natürlich weitere lukrative Aufträge nach sich zog – und nicht irgendwelche. Seit 1979 und HIGHWAY TO HELL für AC/DC tätig, verantwortete er auch deren absoluten Megaseller BACK IN BLACK, darüber hinaus Foreigners 4 mit den Welthits ›Juke Box Hero‹ und ›Urgent‹, PYROMANIA und HYSTERIA von Def Leppard sowie Bryan Adams’ WAKING UP THE NEIGHBOURS. Unter anderem, wohlgemerkt, denn Lange, seit den 80er-Jahren gewiss einer der Großmeister des radiotauglichen Mainstream-Rock, offenbarte stets auch eine Affinität zum hochkommerziellen Pop, was altgediente AC/DC-Fans durchaus ein wenig irritierend finden durften.
Er produzierte etwa Alben oder einzelne Stücke von und für Celine Dion, Lady Gaga, die Backstreet Boys und Britney Spears. Die offensichtliche Absenz von musikalischen Berührungsängsten steht dabei in krassem Gegensatz zu Langes öffentlichem Auftreten, oder besser gesagt: seiner mittlerweile konsequenten Nicht-Existenz. Der Mann, der 17 Jahre lang mit der Country-Pop-Sängerin Shania Twain verheiratet war, fünf Grammy-Awards einsacken durfte und als überzeugter Vegetarier sowie Abstinenzler gilt, macht sich nämlich seit vielen Jahren ziemlich rar. Robert „Mutt“ Lange meidet Inter-
views, lässt sich ungern fotografieren und verbringt heute die meiste Zeit zurückgezogen in seinem Domizil am Genfer See. Es sei ihm vergönnt. Und wer zum Schluss noch unbedingt wissen will, was das „Mutt“ in seinem Namen bedeutet: „Köter“, ein Spitzname, der ihm seit Kindheitstagen anhaftet. Also doch kein Reh.