Da steppt der Country-Bär: das beste Nashville-Album des Jahres
Für alle, die nicht ganz so mit Country und Americana bewandert sind: Chris Stapleton ist seit ein paar Jahren Nashvilles absoluter Liebling. Er mischt die Charts auf, seine Tourneen sind stets ausverkauft und die Kritiker haben einen Narren an dem bärtigen, bulligen Singer/Songwriter aus Kentucky gefressen – wie acht Grammys eindrucksvoll belegen. Mit dem neuen, wieder von Hit-Nase Dave Cobb produzierten HIGHER dürfte er seine Trophäen-Sammlung weiter ausbauen. Denn die Platte bietet in 14 Tracks all das, was Stapleton so unverwechselbar macht und zum König des Country werden ließ: großartige Lieder mit zum Teil schonungslos aufrichtigen Texten, stilistische Flexibilität, schnörkellose, ganz den Traditionen geschuldete Arrangements und – natürlich – seine Naturereignisstimme. Wer ihn hört, denkt unweigerlich an einen schwarzen Souler vom Kaliber Otis Redding. Vor allem natürlich in Tracks wie dem feurig bluesigen, mit einem coolen Keith-Riff ausgestatten ›South Dakota‹. Puh, da wackeln im Refrain die Wände. Und das nicht nur einmal im Verlauf von HIGHER. Doch Stapleton kann auch leise. In Love-Songs wie ›It Takes A Woman‹ oder dem minimalistischen ›Mountains Of My Mind‹ zum Beispiel. Zwischen diesen Polen serviert er Tom-Petty-typischen Heartland-Rock (›The Bottom‹), solide Country-Kost (›Crosswind‹) und – man höre und staune – soulige Vintage-Disco-Mucke (›Think I’m In Love With You‹). Top!
9 von 10 Punkten
Chris Stapleton
HIGHER
MERCURY NASHVILLE/UNIVERSAL