Der Mann hat Hummeln im Hintern: Gerade war Bryan Adams mit einer gefeierten Ausstellung seiner Fotografien in den Hamburger Deichtorhallen in den Schlagzeilen, zudem hat er soeben einen großformatigen Fotokalender mit Porträts einschlägiger Berühmtheiten von Elle MacPherson bis Lenny Kravitz herausgebracht (für einen guten Zweck natürlich). Nun macht der Kanadier auch als Musiker wieder von sich reden: Sein neues Album BARE BONES präsentiert ihn live ganz ohne Band und Strom, nur im Duo mit dem Pianisten Gary Breit.
Bryan, 13 Jahre nach einem erfolgreichen Unplugged-Album bringst du mit Bare Bones nochmal eine Akustik-CD heraus – warum?
„Unplugged” sind zwar beide Alben – aber damit hören die Gemeinsamkeiten schon auf: Damals hatte ich eine zehnköpfige Band und 26 Streicher auf der Bühne, diesmal waren wir nur zu zweit. Auf allen meinen bisherigen Alben war jedes bisschen Raum mit irgendeinem Sound ausgefüllt – diesmal ging es mir darum, möglichst viel frei zu lassen!
Du bist eigentlich für einen kraftvollen, großen Bandsound bekannt. Wie hast du dich denn auf diese spezielle Tour vorbereitet?
Ich habe mich in dieses neue Format ab 2008 ganz langsam hineingearbeitet, um das richtige Gefühl für diese Art von Show zu entwickeln. Das ist eine ganz andere Gangart, die man da lernen muss, wenn man es vorher gewohnt war, immer eine volle Band im Rücken zu haben.
Du warst mit den Akustik-Konzerten schon seit 2008 unterwegs, aber alle Tracks auf BARE BONES stammen von Shows im Mai und Juni 2010 – musstest du erstmal deinen Mut zusammennehmen, bevor du „nackt”, ohne schützenden Bandsound, aufnehmen konntest?
Eigentlich hatte ich nie den Plan, aus diesen Mit-schnitten eine „große” kommerzielle Veröffentlichung zu machen. Das Ganze war eher als eine Art halb-offizielles Souvenir für die eingefleischten Fans gedacht und sollte ursprünglich ausschließlich am Ende der Konzerte verkauft werden. Erst als die Leute bei meiner Plattenfirma das Material hörten und so-fort begeistert waren, haben wir uns entschieden, daraus ein offizielles Livealbum zu machen.
Manche Songs nehmen einen ganz anderen Charakter an, wenn sie plötzlich in Unplugged-Arrangements gespielt werden. Welches waren die größten Überraschungen für dich?
Für die Fans sicher die neuen Versionen der großen Hits – ›(Everything I Do) I Do It For You‹ etwa konnte man ja noch nie in einem anderen Arrangement als in der Originalfassung für den „Robin-Hood”-Soundtrack hören. Für mich selbst war die große Über-raschung, wie gut und schnell die neuen Songs angenommen wurden: ›I Still Miss You…A Little Bit‹ beispielsweise kannte keiner der Konzertbesucher vorher – aber wenn wir in den Shows bei der letzten Strophe angekommen waren, konnten ihn die Leute bereits mitsingen.