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Blues Pills: Viel mehr als Glück

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Blues Pills: Viel mehr als Glück

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Was gab es in den 70ern, das es heute nicht mehr gibt?
Die Aufnahmemethoden in den damaligen Studios sind überhaupt nicht mit den heutigen zu vergleichen. Heute dreht sich alles nur noch um Computer, heute ist es fürchterlich leicht, Fehler auszubügeln. Das macht die Musik steril, saugt ihr das Leben aus. Außerdem kommt es heute viel weniger auf die tatsächlichen Fähigkeiten der Musiker an. Und das ist ein verdammt schlechter Einfluss, wenn du mich fragst.

Welche anderen Gründe gab es für dich, diesen für dich ja eigentlich anachronistischen Sound zu spielen?
Schuld daran sind meine Eltern. Mein Vater spielte in einer Cover-Band, die größtenteils Songs der 60er und 70er spielte, auch zuhause lief bei uns nichts anderes. Natürlich hörte ich als Teenager auch moderne Musik, doch etwa mit 16 oder 17 fand ich meinen Weg zurück zum Blues, zur psychedelischen Rockmusik und begann zu dieser Zeit auch, Platten zu sammeln wie ein Wahnsinniger.

Es ist das eine, wie eine Band aus den 70ern zu klingen, das Gefühl und den Sound dieser Zeit derart authentisch zu transportieren, jedoch etwas völlig anderes. Steckt da am Ende doch eine Menge Wissenschaft und Forschung in diesen „Blues Pills“?
Das einzige Geheimnis dahinter ist, es wirklich zu leben. Zu atmen. Wir versuchen nicht, die Bands aus den 60ern und 70ern blind zu kopieren. Das ist nur die Musik, die wir hören. Wir versuchen nicht, retro zu klingen, um retro zu klingen. Wir wollen diese Musik in der heutigen Zeit zum Leben erwecken, weil wir alle nicht die größten Fans moderner Musik sind. Wir rennen nichts hinterher. Wir wollen etwas Eigenes erschaffen.

Eine durchaus eigenwillige Verbeugung vor der Vergangenheit ist auch die Wahl eurer Coverversion auf dem Album: ›Gypsy‹ von Chubby Checker ist ein ungewöhnlicher Song, passt aber verdammt gut zu euch.
Dass er so ungewöhnlich ist, gefällt mir daran besonders gut. Seit ich ihn vor einigen Jahren entdeckte, gehört er zu meinen absoluten Lieblingssongs. Jeder, der diesen psychedelischen Song hört, findet ihn spitze und ist überrascht, dass er ausgerechnet von Chubby Checker ist – jenem Typen also, der uns ›Let’s Twist Again‹ brachte.

Ein wenig überraschend war auch, dass es nach der EP so lange dauerte, bis ihr endlich mit dem offiziellen Erstling um die Ecke kommt.
Als die EP erschien, hatten wir noch nicht mal mit den Aufnahmen begonnen. Klar, wir wollten das Debüt früher veröffentlichen, spielten aber schon überraschend viele Tourneen. Ich meine, wir hatten ja eigentlich nur eine handvoll Songs geschrieben. Aus heutiger Sicht bin ich aber sehr froh, dass wir noch gewartet haben, weil wir BLUES PILLS so praktisch auf Tour geschrieben haben und viele neue Erfahrungen direkt verarbeiten konnten. Es ist eben durchaus was anderes, gemeinsam mit der Band unterwegs zu sein, als im Proberaum rumzusitzen und Texte zu schreiben.

Was fand alles seinen Weg auf das Album?
Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass wir uns auf sehr persönliche Weise mit unserem Verhältnis zu der Welt, in der wir leben, auseinandersetzen. Deshalb passt das Cover auch so gut zu diesem Album: Es geht um die Balance zwischen Licht und Dunkel, zwischen Gut und Böse, zwischen Freude und Leid. Wie alles zusammenwirkt. Zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es das, was diese Band auszeichnet. Allerdings möchte ich nicht allzu viel hineininterpretieren. Die meisten Texte schreibe ich gemeinsam mit Elin, und manchmal wissen wir selbst gar nicht genau, wie wir zu einem gewissen Thema gefunden haben. Wir haben vielleicht zwei oder drei Textzeilen und plötzlich entsteht daraus etwas ganz Eigenes. Etwas, das wir nicht steuern können – geschweige denn wollen.

Hier findet ihr das selbstgedrehte Video der Band.

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