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Black Sabbath Erfolgsparanoia

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Black Sabbath Erfolgsparanoia

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Bill at Drums 01Im September 1970 wurde eines der wichtigsten Alben der Rockhistorie veröffentlicht: PARANOID von Black Sabbath. Nun gibt es eine DVD, auf der die Band die Entstehungsgeschichte der Platte Revue passieren lässt. Und Schlagzeuger Bill Ward erinnert sich für CLASSIC ROCK persönlich an die aufregendste Zeit seiner Musikerlaufbahn zurück.

Handelte es sich etwa um einen geschickt platzierten Geniestreich? Oder um puren Zufall? Vielleicht schlicht um eine Verkettung glücklicher Umstände? Wohl alles zusammen! Es sind jene legendären Tage im Juni 1970, in denen Black Sabbath quasi ein neues Genre erfanden – die Veröffentlichung ihres Klassikers PARANOID gilt nämlich als die Geburtsstunde des Heavy Me-tal. Insbesondere der Titeltrack ist ein grandioses Bindeglied zwischen revolutionärem Underground und massenkompatibler Pop-Kultur.

Das liegt auch an den magischen Worten von Sänger Ozzy Osbourne, dem Fürsten der Finsternis, dessen elegische Stimme im Song ›Paranoid‹ um Hilfe fleht, nur um zeitgleich festzustellen, dass die Liebe für ihn immer etwas Unerfüllbares bleiben wird: „Finished with my woman, ‘cause she couldn’t help me with my mind, people think I’m insane, because I am frowning all the time.“ In der zweiten Strophe heißt es dann: „All day long I think of things, but nothing seems to satisfy, think I’ll lose my mind, if I don’t find something to pacify.“ Das Klagen in Osbournes Stimme, die treibende Hookline von Riffmeister Tony Iommi: Hier verschmelzen sie zu einem der wohl magischsten Momente der Musikgeschichte.

Veröffentlicht wird das Album wenig später, am 18. September 1970 – nur knapp ein halbes Jahr nach dem Debüt BLACK SABBATH. Es katapultiert Black Sabbath in nahezu sämtliche Pop-Charts der westlichen Hemisphäre. Der Titeltrack ist der Schlüssel zur Platte, und zwar einer, der einem genialen Geistesblitz, einer Laune der Kreativität entsprungen ist. „Unsere beiden Produzenten Rodger Bain und Tom Allom eröffneten uns unmittelbar vor dem Ende der Studiosession, dass eigentlich noch ein Stück fürs Album fehlte“, erinnert sich Schlagzeuger Bill Ward an die Tage in den Londoner Regent Sound- und Island Studios. „Wir hatten jedoch all unsere halbwegs ausgearbeiteten Ideen bereits verwendet, mehr gab es nicht.“

Doch die Zeit drängt, deshalb bleiben Bain und Allom hartnäckig. Kurzentschlossen schicken sie die vier Musiker Osbourne, Tony Iommi, Geezer Butler und Bill Ward zum Mittagessen in ein Pub auf der gegenüberliegenden Straßenseite, verbunden mit einem konkreten Auftrag: „Rodger sagte: ,Macht mal ’ne kurze Pause und denkt über neue Songideen nach. Anschließend starten wir ein paar Versuche!‘ Wir saßen also beim Essen in diesem Pub, diskutierten diverse Möglichkeiten und überlegten uns Alternativen, falls nichts Brauchbares dabei herauskommen würde, als Tony meinte: ,Es gibt da noch ein Riff, das mir seit einigen Tagen im Kopf herumgeistert. Ich gehe schon mal rüber ins Studio und probiere es aus.‘“

Als Osbourne, Butler und Ward nur wenig später ihrem Gitarristen folgen, stehen bereits die Fundamente von ›Paranoid‹. „Es war unglaublich! Tony hatte das Eröffnungsriff vollständig ausgearbeitet, auch die Strophe und der Rhythmus waren schon vorbereitet“, so Ward auch heute noch euphorisch. Kurzentschlossen schreibt Geezer Butler den legendären Text dazu – ohne eigentlich genau zu wissen, was „paranoid“ überhaupt ist. Ihm ist dieser Begriff nur deswegen vertraut, weil es sein eigener Spitzname ist, den ihm Freunde Jahre zuvor verliehen haben. „Es dauerte keine 20 Minuten, da war ›Paranoid‹ im Kasten“, staunt Ward noch heute. „Am nächsten Tag machte Tony nur noch ein paar Gitarren-Overdubs, und fertig war die Sache.“

20 Minuten, die zunächst nur den Albumtitel verändern – aus dem ursprünglich geplanten WAR PIGS wird PARANOID, für ein neues Cover-Motiv bleibt aber keine Zeit mehr. Doch diese kurze Zeitspanne wird das komplette Leben der Musiker über den Haufen werfen. In England und Deutschland klettert das Werk auf Platz eins beziehungsweise Platz zwei und hält sich wochenlang in den Charts. In Amerika landet die Scheibe im Februar 1971 auf Rang zwölf – das ist der internationale Durchbruch. „Auf eine solche Resonanz waren wir überhaupt nicht vorbereitet“, gesteht Ward. „Wir waren jung, wollten unseren Spaß haben und freuten uns, zum ersten Mal etwas Geld in die Hand zu bekommen. Doch nach der Veröffentlichung von PARANOID brachen alle Dämme.“

Aber es ist nicht nur der gigantische Titeltrack, der das Album zu einer der einflussreichsten Veröffentlichungen der Rockmusik macht. Es sind auch die anderen Nummern der Scheibe, die Publikum wie Presse gleicher-maßen faszinieren. Das böse ›War Pigs‹ zum Beispiel, ein frontaler Angriff gegen das Militär und seine menschenverachtenden Methoden. Zudem das melancholische ›Iron Man‹ und der selbstkritische Track ›Hand Of Doom‹, quasi eine weitere Steilvorlage für eine neue Musikrichtung: Doom Metal.

Für die vier Musiker von Black Sabbath bedeutet der riesige Erfolg zu-nächst eine Neuorientierung. Ihr im Frühjahr 1970 erschienenes Debüt hat sie zwar überregional bekannt, aber beileibe nicht weltweit berühmt ge-macht. Durch PARANOID werden aus den Beteiligten Superstars, deren Erwartungshaltung an die eigene Zielsetzung sofort ins Unermessliche steigt: „Wir dachten, natürlich, dass wir unbedingt weitere Single-Hits schreiben müssten“, gibt Ward zu. „Damals waren wir gerade mal Anfang 20, hatten keine Ahnung vom Musikbusiness und glaubten, dass die Zu­kunft der Band nur aus Chart-Singles bestehen würde. Zum Glück zeigte uns MASTER OF REALITY sofort, dass Black Sabbath auch ohne einen alles überragenden Song fortbestehen konnten.“

Denn trotz der Lobeshymnen für PARANOID, den kommerziellen Erfolgen und umjubelten Konzerten kehrt die Band 1971 wieder zu ihrem eigentlichen Anliegen zurück: „Für MASTER OF REALITY galt das, was im Grunde für alle Scheiben dieser Band zutrifft: Wir schrieben nur Songs, die uns selbst gefielen. Keine Nummer in der Geschichte von Black Sabbath wurde mit irgendeinem Kalkül komponiert, weder ›Paranoid‹ noch irgendein anderer Track auf den späteren Veröffentlichungen. Die Songs mussten uns gefallen, andere Kriterien gab’s nie.“

Ob allen Musikern von Black Sabbath ihr größter Hit wohl auch heute noch gefällt, obgleich es in 40 Jahren kaum ein Konzert mit einem der beteiligten Musiker gegeben haben dürfte, bei dem ›Paranoid‹ nicht gespielt wurde? Schlagzeuger Bill Ward jedenfalls kann dem Stück immer noch viel Freude abgewinnen: „Ich spiele es ja ständig anders, niemals gleich. Mal ist ein Break anders, mal wird das Tempo variiert. Deshalb bringt ›Paranoid‹ immer noch Spaß, aber das trifft letztendlich auf alle Lieder des Albums zu.“

 

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