Der ehemalige Mars-Volta-Gitarrist Omar Rodriguez-Lopez hat mal wieder eine neue Band gegründet. Sie heißt Bosnian Rainbows und klingt eingängiger als alles, was der Amerikaner zuvor gemacht hat.
Die besten Dinge entstehen bekanntlich oft zufällig. Omar Rodriguez-Lopez, ehemals Gitarrist der Anfang des Jahres aufgelösten Progressive-Rock-Band The Mars Volta, kann das nur bestätigen. Im Herbst letzten Jahres sollte er eigentlich unter dem Namen Omar Rodriguez-Lopez Group auf Solo-Tour gehen. Er trommelte Le-Butcherettes-Sängerin Teri Gender Bender, Mars-Volta-Schlagzeuger Deantoni Parks und dessen Musiker-Kumpel Nicci Kasper zusammen, um in dem Hamburger Studio „Clouds Hill“ die Songs seines aktuellen Albums zu proben doch dazu kamen die vier gar nicht erst. „Wir kennen uns schon lange und wussten immer, dass wir eine besondere Chemie haben“, sagt Rodriguez-Lopez. „Irgendwie schien es dann Sinn zu machen, sofort etwas Neues zu beginnen.“
Dieses Neue trägt nun auch einen Namen: Bosnian Rainbows. Das selbstbetitelte Debütalbum der Band ist ohne Zweifel zugänglicher als alles, was Omar Rodriguez-Lopez in seiner bisherigen Karriere gemacht hat. „Der Sound dieser Platte ist der Sound unserer Zusammengehörigkeit und unserer Chemie“, erklärt Rodriguez-Lopez. „Dass es so direkt klingt, liegt daran, dass unsere Beziehung sehr direkt ist. Wenn wir etwas nicht mögen, sagen wir das auch. Wir sind sehr ehrlich miteinander, alle Emotionen sind unheimlich intensiv und leidenschaftlich. Die Musik ist nur ein Nebenprodukt dieses Prozesses.“ Wie genau BOSNIAN RAIN- BOWS klingt? Alternative-Rock mischt das Quartett mit Punk-Einflüssen. Dissonante Gitarren, experimentelle, elektronische Elemente und Keyboards treffen auf eingängige Hooks und die tollen Gesangsmelodien von Teri Gender Bender. Can nennt Omar Rodriguez-Lopez für diesen Sound genauso als Inspiration wie Siouxsie And The Banshees, Gang Of Four und Led Zeppelin.
Um das Album aufzunehmen, kehrten Bosnian Rainbows erneut nach Hamburg ins „Clouds Hill“-Studio zurück. Mit Studiobesitzer Johann Scheerer pflegt Rodriguez-Lopez seit Jahren eine enge Freundschaft, weshalb er das Album auch produzierte. Genau genommen waren die gemeinsamen Sessions so produktiv, dass Bosnian Rainbows noch vor Veröffentlichung ihres Debüts genug Material für den Nachfolger aufgenommen haben. „Ich finde das ganz und gar nicht verrückt. Ich finde es eher verrückt, dass andere Bands drei Jahre brauchen, um ein neues Album zu machen“, so Rodriguez-Lopez. „In jedem anderen Job würde man mit so einer Einstellung gefeuert werden. Die Leute fragen mich immer, wie ich so viel Musik schreiben kann und ob mir nicht irgendwann die Ideen aus- gehen werden. Aber wenn man morgens aufwacht, denkt man ja auch nicht übers Denken nach. Man wacht einfach auf und hat eine Million Gedanken im Kopf. Genauso ist es mit Musik und Kreativität!“
Wie erfüllend Bosnian Rainbows für die vier Musiker ist, wird jedoch am besten deutlich, wenn sie gemeinsam auf der Bühne stehen. Zusammengepfercht auf wenige Quadratmeter, weil Keyboards und Schlagzeug fest mit- einander verbunden sind, vermitteln sie eine beeindruckende Energie und Intensität. Teri Gender Bender, eigentlich ein zierliches, niedliches Persönchen, schreitet wie in Trance über die Bühne und stößt immer wieder plötzliche Schreie aus. Ein Kontrast, mit dem sie bewusst spielt? „Bei Le Butcherettes ging es mir tatsächlich darum, die Leute zu provozieren“, sagt sie. „Aber wenn ich mit Bosnian Rainbows auf der Bühne stehe, schalte ich gedanklich komplett ab. In dem Moment ist es mir egal, was die Leute denken. Es fühlt sich an, als könnte niemand uns verurteilen, weil wir eine so starke Einheit sind.“ Recht hat sie. Bosnian Rainbows mögen zufällig entstanden sein, aber die Band hat schon jetzt etwas Besonderes.