Billy Joel-Konzerte in Deutschland sind selten, das letzte fand vor zehn Jahren ebenfalls in Frankfurt statt. Kein Wunder, dass das alte Waldstadion trotz hoher Eintrittspreise bis zu 350 Euro beinahe ausverkauft ist, in diesem Jahr der neben London einzige Joel-Auftritt außerhalb der USA. Bereuen wird sein Kommen an diesem lauen Spätsommer-Abend niemand, denn der mittlerweile 67-jährige New Yorker liefert in zweieinhalb Stunden ein mit kleinen Überraschungen gespicktes Greatest Hits-Programm ab, das die komplette Bandbreite des „Piano Man“ zeigt: Der selbsternannte „Entertainer“ witzelt über „diesen anderen Klavierspieler“ und äfft dann Elton Johns ›Your Song‹ nach, er versucht Deutsch zu sprechen, lästert über seine Glatze oder leitet AC/DCs ›Highway To Hell‹ (gesungen von einem Roadie namens Chainsaw!) mit den Worten ein, dies sei „ein heiliger Song“. Durch diese professionell sympathische Art verwandelt Joel das volle Stadion in einen gut besuchten Club, in dem man am Samstagabend gemütlich das Wochenende zelebriert.
Er lässt mehrmals über die Songauswahl abstimmen (leider verliert ›Say Goodbye To Hollywood‹ gegen ›The Longest Time‹) und ist sich nicht zu schade, den Mitgliedern seiner achtköpfigen Band ihre Soloparts zu gönnen. Apropos: Die beiden ehemaligen Rainbow-Musiker David Rosenthal (Keyboard) und Chuck Bürgi (Schlagzeug) hätte man sich auch mit Herrn Blackmore im Juni vorstellen können, aber wer möchte da schon tauschen? Billy Joel schreibt bewusst seit 20 Jahren keine neuen Stücke, also gibt es die Vollbedienung aus Super-Hits (›We Didn‘t Start The Fire‹, ›Uptown Girl‹, ›My Life‹) und weniger Bekanntem (›Zanzibar‹, ›Vienna‹, ›Leningrad‹), aber auch Coverversionen (›The Lion Sleeps Tonight‹, ›Nessun Dorma‹) sowie Classic-Rock-Anspielungen (›Layla‹ am Ende von ›Movin‘ Out (Anthony‘s Song)‹, Zeppelins ›Rock And Roll‹ in ›You May Be Right‹). Wer das alles verbinden kann, ohne den roten Faden zu verlieren, ist einmalig. Ein perfektes Konzert eines der letzten großen Entertainer unserer Zeit.