Hannibal – Season 1
Studiocanal/VÖ: 20.12.
Es gibt gute Gründe, weshalb einige Episoden um – höhö – Serienkillerserie Hannibal Lecter bei der TV-Ausstrahlung nur in gekürzter Form zu sehen waren: Einige der Szenen schocken weniger aufgrund der Heftigkeit der gezeigten Gewalt, als dass sie sich als meisterhaft entworfene Tableaus des Makabaren ins Gedächtnis brennen. Für die Heimkinoveröffentlichung mussten derartige Schnitte glücklicherweise nicht angesetzt werden, schließlich machen sie einen großen Teil der morbiden Atmophäre schleichenden Grauens aus, in welche die Geschichte von Menschenknabberer Lecter (Mads Mikkelsen) und dem psychisch labilen FBI-Profiler Will Graham (Hugh Dancy) getaucht wird. Lecter – zu Beginn nur Randfigur, die immer weiter ins Zentrum des Geschehens rückt – soll dem von Alpträumen geplagten Ermittler Graham nach traumatischem Erlebnis helfen, erweist sich aber bald als perfider Manipulator und hochgefährlicher Gegenspieler. Dass Kollegen wie Chef-Agent Crawfrod (Laurence Fishburne) oder Ärztin Dr. Bloom (Caroline Dhavernas) von den Umtrieben des geschätzten Psychologen Lecter nichts ahnen, macht dabei selbstverständlich den großen Reiz der Serie aus. Doch auch abseits derartiger Offensichtlichkeiten zeigt sich „Hannibal“ als packendes Stück Fernsehen, da man sich hier eben nicht darauf beschränkt, Serienkillerhorror mit Gewaltschocks zu servieren. Stattdessen richtet man mit feinem dramaturgischem Skalpell, stellenweise bitterbösem Humor und spannungsreichen, mehrschichtigen Handlungsbögen eine gelungene Schlachtplatte zusammen, die pünktlich zum Jahresende als eine der besten Serien des Jahres Appetit auf mehr macht.
9
Pain & Gain
Paramount/VÖ: 20.12.
Der unterhaltsame, in kontrastreiche Instagram-Farben getauchte Trailer weckte ja noch die Hoffnung, dass Regisseur Michael Bay nach lärmenden Roboterkriegen alte Tugenden wiederentdeckt und den Geist von „Bad Boys II“ in seinen True-Crime-Thriller fließen lässt. Ohne Frage: Hoffnungen sind dafür da, enttäuscht zu werden. Hier dösen sie jedoch allmählich weg, denn die elektrisierende Energie der ersten Minuten zerstiebt im Handumdrehen. Was bleibt, sind Mark Wahlberg und Dwight Johnson im anstrengenden Dumpfbacken-Modus als schusseliges, aber grausames Verbrecherduo. Als deren holpriger Plan einer Entführung zwecks schneller Geldgenerierung komplett aus dem Ruder läuft, wirkt das Hauptdarstellertandem etwas beschränkt in seinen Möglichkeiten, dem zwischen schwarzem Humor und unlustigem Zynismus irrenden Stoff wirklich neue Impulse zu geben. Spätestens, wenn der Zuschauer ab Mitte des Films dem hektischen Treiben mit gelangweilter Wurstigkeit folgt, beschleicht einen der Verdacht, Bay sei mittlerweile von einem ins Humanoide transformierten Roboterklon ersetzt, denn Regungen echter Gefühle sucht man hier vergebens.
3
Der Tag des Doktors
Polyband/VÖ: 20.12.
Da war er nun, der große Jubiläumstag: 50 Jahre nach der Erstausstrahlung begingen Doctor-Who-Fans auf der ganzen Welt den Geburstag des zeit- und dimensionsreisenden Außerirdischen, in 94 Ländern wurde die dafür gefertigte Spezialfolge ausgestrahlt. Die hohen Erwartungen erfüllte „Der Tag des Doktors“ – einigen Unkenrufen zum Trotz – mühelos: Matt Smith, David Tennant und John Hurt treten als verschiedene Inkarnationen des Doktors in Erscheinung und müssen in gleich drei Zeitebenen diverse Katastrophen abwenden. Humor ist dabei Pflicht, augenzwinkernde Insider-Gags ebenso: Neue Enthüllungen, alte Bekannte und frisch verzwirbelte Plotstränge sorgen für beste Unterhaltung. Dass dabei Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der zum globalen Phänomen anwachsenden Serie in ein packendes, herrlich exzentrisches und höchst unterhaltsames TV-Event gerollt werden, zeigt erneut das unbestrittene Können und das umfassende Who-Wissen von Showrunner Steven Moffat („Sherlock“). Für Fans ein Muss, für alle anderen ein sehenswerter Einstieg ins Whoniverse.
8
Sweetwater
Planet Media/VÖ: 16.01.
Nach langer Durststrecke scheinen Western wieder en vogue zu sein. Bis Italo-Western-Kenner Tarantino nach seiner Django-Neuinter-pretation, wie von ihm selbst angekündigt, mit seinem nächsten Film wieder ins Genre zurückkehrt, verkürzt dieser Rachewestern die Wartezeit: „Mad Men“-Muse January Jones ist die ehemalige Prostituierte Sarah, die gemeinsam mit ihrem Gatten den Zorn des skrupellosen Grundbesitzers und Baptistenpredigers Josiah (Jason Isaacs) auf sich zieht. Der lässt seiner sadistischen Ader freien Lauf, macht die Rechnung aber offenbar ohne die Gegenwehr der resoluten Dame. Die plant bereits Vergeltung und kann auf die Hilfe des kantigen Gesetzeshüters Jackson (Ed Harris) zählen, wenn es darum geht, blutigste Rache gegen den Schurken zu üben. Unentdecktes Genre-Terrain wird dabei zwar nicht erschlossen, als harter und bis weilen schön schwarzer Neo-Western weiß „Sweetwater“ aber auf jeden Fall zu unterhalten.
7
Zusammengestellt von Gerhard Maier