Eigentlich ist es schon überraschend, dass Alter Bridge es geschafft haben, so schnell mit ihrem dritten Album AB III ums Eck zu kommen. Schließlich waren alle Bandmitglieder in den vergangenen zwei Jahren mit anderen musikalischen Projekten eingespannt. Gitarrist Mark Tremonti, Bassist Brian Marshall und Schlagzeuger Scott Phillips veröffentlichten im Oktober 2009 zusammen mit Sänger Scott Stapp das vierte Studioalbum ihrer Band Creed, und Alter Bridge-Fronter Miles Kennedy rockte auf der diesjährigen Slash-Tour von Slash hinterm Mikrofon.
„Es war eigentlich kein großes Problem, Zeit für die Aufnahmen zu finden“, relativiert Gitarrist Mark Tremonti den vermeintlichen Stress. „Ich schreibe im Grunde immer Songs und habe ständig neue Ideen. Und wenn ich ein Lied komponiere, weiß ich sofort, ob es sich für Alter Bridge, Creed oder aber ein anderes Projekt eignet.“
Sänger Miles Kennedy ist glücklicherweise ähnlich kreativ, und so hatte die Band zügig etwa 22 Songs beisammen. 17 davon nahmen sie schließlich Anfang 2010 bei einem zweimonatigen Studioaufenthalt auf, 14 landeten nun auf AB III.
Wer denkt, dass die Platte ein Schnellschuss ist, täuscht sich allerdings. Die Songs auf AB III sind detailliert ausgearbeitet, bestens aufeinander abgestimmt – und wirken stilistisch wie eine Fortsetzung der letzten CD BLACKBIRD. „Stimmt“, nickt Tremonti. „Das Album ist eine feiner geschliffene Version von BLACKBIRD. Einige Songs sind komplexer, dynamischer ausgefallen, und in Sachen Atmosphäre gehen wir etwas düsterer zu Werke, vor allem in Bezug auf die Texte. Ich mag aber auch diesen dunklen, epischen Sound.“
Weniger finster, dafür aber ausnehmend schlicht ist der Titel des Albums ausgefallen. Eine tiefere Bedeutung steckt jedoch nicht hinter dieser Entscheidung, wie Tremonti berichtet: „Unsere Fans haben das Album schon die letzten anderthalb Jahre AB III genannt. Als wir dann den Namen der Scheibe festlegen mussten, fühlte es sich seltsam an, sie plötzlich anders zu nennen. Also haben wir es dabei belassen. Es waren also die Fans, die sich für AB III entschieden haben. Aber uns hat der Titel auch sofort gefallen.“
Und nicht nur bei der Namensgebung der Platte hatten Alter Bridge ihre Anhängerschar im Hinterkopf. Auch beim Komponieren dachten sie an ihre Hörer. „Die Fans mochten den Weg, den wir mit BLACKBIRD eingeschlagen hatten“, sagt Tremonti. „Deshalb wollten wir uns am Sound der Platte orientieren, zumal er uns auch selbst sehr gut gefallen hat.“
Weitaus schwieriger dürfte es jedoch sein, nach der Veröffentlichung der Platte weiterzuarbeiten. Denn da alle Musiker neben Alter Bridge mit anderen Projekten beschäftigt sind, wird es schwierig sein, alle Termine zu koordinieren. „Auch das ist kein Problem“, widerspricht der Gitarrist. „Wir konzentrieren uns immer phasenweise auf eine bestimmte Sache. Das gesamte letzte Jahr war Creed reserviert, und die nächsten 18 Monate gehören ausschließlich Alter Bridge.“ Zudem möchte Tremonti auch noch anderweitig aktiv werden: „Wenn Scott Stapp sein kommendes Soloalbum live promotet und Miles wieder mit Slash unterwegs ist, werde ich ins Studio gehen, um mein Soloalbum aufzunehmen. Fünf Songs dafür existieren sogar schon.“