Von Kriegstänzen und Moshpits
Ordentlich Getümmel am Backstage-Gelände: Während im Club nebenan die dunklen Klänge der Coven-Hexenmeisterin Esther „Jinx“ Dawson zelebriert werden, hat sich das große Werk fast bis zum Rand mit Thrashern gefüllt, die heiß auf Anthrax sind. Zunächst aber betritt das neuseeländische Teenager-Trio von Alien Weaponry die Bühne.
Im Vorfeld hat sich bereits herumgesprochen, dass die Jungspunde mit Māori-Hintergrund eine der interessantesten neuen Metal-Bands sind. Dies liegt wohl vor allem an ihrem Konzept, den traditionellen Haka-Kriegstanz in ein grooviges Thrash-Metal-Gewand zu stecken. Auch wenn sie eher von der jüngeren Zuschauerschaft bejubelt werden, bieten Alien Weaponry eine gute Anheizer-Show, bei der besonders ihre Songs in māorischer Sprache wie ›Rū Ana Te Whenua‹ (was soviel heißt wie „Erdbeben“), oder ›Raupatu‹ („Eroberung“) für ein Hörerlebnis sorgen, welches man hier auf europäischen Boden doch eher selten bekommt. Während der fixen Umbaupause probieren sich dann sogar ein paar Begeisterte außerhalb der Halle an einem Haka.
Kurz darauf stürmen dann Anthrax die Stage und erzeugen mit ›Caught In A Mosh‹ gleich zu Beginn einen unaufhaltsamen Moshpit, der fast den gesamten unteren Stehbereich des Werks einnimmt. Soviel Eifer hätte man ehrlich gesagt an einem Dienstagabend vom Münchener Publikum nicht erwartet. Sänger Joey Belladonna beweist sich wie eh und je als älterer, aber durch die Bank fitter Turnschuh, dessen Stimme im Laufe der Bandjahrzehnte kaum an Kraft verloren hat.
Ebenso agil stampft sich Gitarrist Scott Ian seinen Weg über die Bühne. Anzeichen von ersten Müdigkeitserscheinungen sind bei dieser New Yorker Kombo noch lange nicht zu entdecken, so mal ihre Hits wie ›Madhouse‹ oder ›I Am The Law‹ bei allen Fan-Generationen immer noch für ausgelassene Stimmung sorgen. Der Sound ist zudem ideal gemischt, was die typische Klassiker-Setlist nur noch gewaltiger tönen lässt. Zur Zugabe wurden die ersten Noten von ›Antisocial‹ angestimmt und das Pärchen nebenan konnte es nicht lassen, den Text der französischen Original-Version von Trust mitzusingen. Ein paar Traditionalisten fallen wohl immer aus der Reihe…
Das abschließende ›Indians‹ wurde dann aber wieder auf Englisch abgefeiert. Der Ausruf „Wardance!“ im Mittelteil des Songs hätte an diesem Abend nicht passender sein können, denn all jene, die ihren Kriegstanz noch kurz vorher geübt hatten, konnten ihn nun standesgemäß zum Ausdruck bringen und den Konzertabend gebührend zu Ende tanzen… beziehungsweise moshen.