Es ist ein denkwürdiges, aber auch hektisches Jahr für Van Halen-Bassist Michael Anthony. Alles scheint sofort passieren zu müssen, es gibt keine Pause. „In den ersten Jahren ging bei uns alles rasend schnell. Bis zu den Aufnahmen fürs 1984-Album hatten wir nie viel Zeit im Studio verbracht. Wir fuhren hin, nahmen die Stücke live auf, und dann ging’s so schnell wie möglich wieder nach Hause. Die Plattenfirma heizte uns zusätzlich ein, denn die Verantwortlichen dort wollten uns so rasch wie möglich wieder auf Tour schicken.
Als wir WOMAN AND CHILDREN FIRST aufnahmen, konnten wir noch auf etliche Ideen aus unseren Demo-Zeiten zurückgreifen. ›Take Your Whiskey Home‹ etwa, eines meiner Lieblingsstücke, stammt noch aus einer Zeit, in der ich noch gar nicht in der Band war. ›In A Simple Rhyme, Fools‹ haben wir während der Demo-Sessions für unser Debüt komponiert. Wir haben oft bestehende Song-Elemente wieder aufgegriffen, sie erweitert und daraus neue Songs geschrieben. ›Romeo Delight‹ mochte ich auch gern. Der Track ist ein richtiges Kraftpaket. Wir haben ihn oft als Opener bei unseren Live-Shows verwendet, denn er eignet sich perfekt dazu, den Leuten direkt einen vor den Latz zu knallen.
Eddie Van Halen war derjenige, der immer mit Experimenten ums Eck kam. Bei ›And The Cradle Will Rock‹ kam plötzlich ein Keyboard ins Spiel. Aber es klang nicht wie ein Keyboard, denn Eddie jagte den Sound seines Wurlitzers einfach durch den Marshall-Verstärker. Wir hörten das Ergebnis und waren begeistert, denn so einen Sound hatten wir noch nie gehört.
Allerdings waren wir nie eine Band, die Hits am laufenden Band produzierte. Was vielleicht auch daran lag, dass wir im Studio immer unnötiger Arbeit aus dem Weg gingen. Ich erinnere mich noch gut an eine Party mit unserem Produzenten Ted Templeman und seiner Freundin Nicolette Larson, die auf ›Could It Be Magic?‹ auch als Sängerin zu hören ist. Nein, in punkto Party waren wir ganz groß…“