Der Headliner der im März 2014 durch Deutschland tourenden „Rock Meets Classic“-Konzertreise kreuzte in seiner Karriere die Wege von vielen außergewöhnlichen Menschen. Die er hier und jetzt im Gespräch mit CLASSIC ROCK Revue passieren lässt.
Text: Chris Franzkowiak
Vincent Damon Furnier gönnt seiner Kunstfigur Alice Cooper auch mit 65 Lenzen keine Auszeit: Abendfüllende Shows, Interviews, Studioaufenthalte, Flugreisen und Tausende von Kilometern auf den Autobahnen dieser Welt werden eigentlich nur durch kurze Stippvisiten auf ausgesuchten Golfkursen unterbrochen. Ermüdungserscheinungen sind bei „The Coop“ ebenso wenig festzustellen wie der Wille, sein Alter Ego in absehbarer Zeit wirklich von einem Schafott in den ewigen Ruhestand schicken zu lassen.
Kane Roberts
Kane ist einer der witzigsten Menschen, die ich kenne. Er hat einen Körper wie Sylvester Stallone und das Gehirn von Jerry Lewis. Als ich ihn erstmals traf, ahnte ich nicht, welch liebenswerter Mensch hinter diesem martialischen Look steckt. Darüber hinaus ist er einer der talentiertesten Gitarristen auf diesem Planeten.
Desmont Child
Der Songdoktor! Man geht zu ihm mit einer Komposition ins Studio, er betrachtet das Stück wie ein Arzt, entfernt die Stellen, die nicht ganz stimmig sind und ersetzt sie durch etwas Perfektes. Ich genoss es, mit Desmond an TRASH zu arbeiten. Die Stücke des Albums gingen uns leicht von der Hand, denn er verstand, wie Alice Cooper Ende der 80er zu klingen hatte.
Bob Ezrin
Bob (Foto) ist mit mir fast wie ein Körperteil verbunden. Musikalisch vertraue ich keinem Menschen mehr als ihm, denn immerhin erschufen wir Alice Cooper gemeinsam. Er war für die Musik, ich für die Texte und das Image verantwortlich.
Kip Winger
Als mir Kip zum ersten Mal über den Weg lief, war er Kellner in New York. Beau Hill, der mich zu dieser Zeit produzierte, kannte ihn und pries ihn als großartigen Bassisten. Dank Beaus Überzeugungsarbeit landete Kip Winger auf CONSTRICTOR. Was mich an ihm am meisten beeindruckte, war sein Gesang. Mit dem Engagement retteten wir ihn vor dem Gaststättengewerbe und verwandelten ihn über Nacht in einen professionellen Bassisten und Sänger.
Slash
Einer der letzten wirklichen Gitarrengötter! In den 70ern gab es Clapton, Page, Beck und all die hervorragenden Gitarristen, heutzutage sind nur noch eine Handvoll übrig. Darunter Slash, Joe Perry von Aerosmith, Steve Vai, Joe Satriani und Joe Bonamassa. Slash hebt sich von ihnen allerdings durch eine nicht unwesentliche Tatsache ab: Er ist durch und durch Rock’n’Roll!
Dave Mustaine
Ich nenne ihn den „Metal-Philosophen“! Er schreibt harte Songs für denkende Menschen. Bei ihm geht es nicht um Plattitüden, pures Gebrülle, sinnbefreite Hasstiraden oder ähnlichen Kokolores. Er hat eine sehr differenzierte Sichtweise, was Politik und Spiritualität anbelangt. Ich respektiere ihn sehr, denn er hat sich diesen Feinsinn trotz einiger wirklich harter Zeiten bewahrt.
Jon Bon Jovi
Ich weiß, dass er und Richie zur Zeit getrennte Wege gehen…sie finden aber irgendwann schon wieder zusammen, da bin ich mir sicher. Was mich an JBJ so fasziniert ist, dass er es hundertprozentig versteht, was es bedeutet ein Rockstar zu sein. Er ist nicht einer dieser Typen, die nur gut aussehen — er geht auf die Bühne und liefert eine faszinierende Show ab. Viele kritisieren ihn für die Ausrichtung seiner Musik. Manche Leute sollten sich einfach mal ein Konzert von Bon Jovi anschauen. Jeder in dieser Band ist ein Vollblutmusiker und alleine dafür sollten sie mehr Respekt von ihren Kritikern ernten.
Zodiac Mindswarp
Er ist ein Typ, der einfach zu schnell aus dem Business verschwand. Zodiac schöpfte leider nie sein großes Potenzial aus! Hier war dieser großartige Performer mit einem ausgefuchs- ten Image, überragenden Songs, und dann löste er sich sprichwörtlich in Luft auf. Auch nach all den Jahren bin ich der Überzeugung, dass er alles mitbrachte, um ein einzigartiger Rockstar zu werden.
Orianthi
Ein echter Glücksgriff! Als ich sie das erste Mal sah, dachte ich nur: „Okay, jemand der so verdammt gut aussieht, ist allenfalls eine mittelmäßige Musikerin.“ (lacht) Orianthi fing an zu spielen und ich musste meine Meinung sofort revidieren. Dieses Mädchen wurde geboren, um Gitarre zu spielen! Um es noch mal klar zu stellen: Auch mit verbundenen Augen hätte ich Orianthi engagiert.
Ryan Roxie
Die absolut perfekte Wahl für Alice Cooper! Er wuchs zu jener Zeit auf, als Glam Rock das ganz große Ding war. Seine Helden sind T. Rex, David Bowie und natürlich Alice Cooper (lacht). Ryan beherrscht es, hart, gefühlvoll, dreckig und melodisch zu rocken. Deswegen ist er auch der Gitarrist mit den meisten Dienstjahren bei mir.
Bruce Springsteen
Bruce sollte das Vorbild jedes Musikers sein, denn er hat meines Wissens noch nie eine schlechte Show gespielt. Neben Bon Jovi ist er einer der Wenigen, der bei jedem Konzert die Dreistundenmarke knackt. Als ich ihn in den 70ern traf, war er ein junger Bursche, die Plattenfirma wollte ihn damals als nächsten Bob Dylan aufbauen. Ich saß — und das weiß ich noch genau wie heute — an einem Tisch und gab ihm den Rat: „Lass dich bitte nicht als Dylan-Kopie verhökern! Bleib einfach Bruce Springsteen. Deine Texte sind fantastisch und du hast genug Credibility, um es mit einer eigenen Identität zu schaffen!“
Joe Satriani
Er lässt Gitarre spielen so verdammt leicht aussehen, auch wenn er gerade die coolsten Soli, Licks und Riffs aus seinen Fingern zaubert. Als er damals auf HEY STOOPID spielte, bedauerte ich, dass das Aufnahmegerät nicht schon während seines Warm-Ups diese fantastischen Klänge festhielt. Er und Steve Vai sind heute das Maß der Dinge, wenn es um Instrumentalmusik geht. Als ich damals gefragt wurde, wen ich mir für die Sessions zu ›Feed My Frankenstein‹ wünschte, dachte ich keine Sekunde darüber nach: Joe sollte gegen Steve ein Gitarrenduell austragen! Das war meines Wissens das erste und einzige Mal, dass so etwas auf einer Studioaufnahme verewigt wurde.
Ozzy Osbourne
Ozzy und ich kennen uns seit den frühen Tagen von Black Sabbath. Wir hatten nie Probleme miteinander. Das Einzigartige an unserer Freundschaft ist, dass wir beide, als wir mit unseren Solokarrieren begannen und immer großartige Musiker um uns scharten, nie auf die Idee kamen, sie uns gegenseitig abzujagen. Es gab auch nie in irgendeiner Weise Konkurrenzdenken. Das Lustige an uns ist, dass wir beide maßgeblich von den Beatles beeinflusst wurde. Neben den Fab Four lieben Osbourne und ich auch noch The Who und The Yardbirds…unser Background ist identisch.