20 Jahre Sozialkritik-Indie-Pop-Rock.
Wer ein Faible für politisch engagierte Bands hat, aber gleichzeitig auf eingängiges Songwriting an der Schnittstelle zwischen Punk, Indie und sogar Charts-Pop Wert legt, der wird bei diesem Filter wenig Suchergebnisse generieren. Fündig wird man dennoch: Bei der walisischen Rockband Manic Street Preachers, die stets an der Philosophie festhielt, wie ein Wolf im Schafspelz Gesellschaftskritik und die Rechte der Arbeiterklasse elegant in ihren Songs zu verstecken, ohne dabei wie die Nervensäge Bono, Version 1990, zu klingen. Wie das funktionierte? Mit Hingabe, Melancholie und einem bemerkenswert breiten Spektrum von Punk bis Motown. Keines ihrer Alben zeigt das so gut wie das inzwischen 20 Jahre alte EVERYTHING MUST GO, für mich ihr zweitbestes Werk nach HOLY BIBLE. Damals verschwand Gitarrist Ritchie James Edwards spurlos, wurde später offiziell für tot erklärt. Die Band wollte sich auflösen, schrieb dann aber eine Scheibe, die den Weg in den Pophimmel wies. Songs wie ›Australia‹, ›A Design For Life‹ und das epische ›Everything Must Go‹ sind unterschätzte Klassiker. Zum Zwanzigjährigen gibt es das Werk als Doppel-CD mit einem fetten Livekonzert (20 Songs, darunter frühere Gassenhauer, ideal zum Kennenlernen), oder als opulente Box für den Manics-Komplettisten.
Manic Street Preachers
EVERYTHING MUST GO (20TH ANNIVERSARY EDITION 2 CDS)
COLUMBIA/SONY
9/10