Obwohl sich der Begriff geradezu aufdrängt, mögen The Flying Eyes die Einordnung als Stoner-Rock-Band nicht sonderlich. Ihre Musik sei offener, melodischer, findet Frontmann William Kelly, zudem: „Außerhalb der Musikszene hat das Wort ‚Stoner’ einen negativen Beigeschmack, man denkt an Drogen und all diese Dinge. Wir haben damit nichts am Hut, insofern gefällt mir die Definition einer Psychedelic-Rock-Gruppe weitaus besser.“
Kelly, damals 18 Jahre alt, hat die Band im Frühjahr 2007 gegründet, er gibt ihr mit seiner kräftigen Stimme die entscheidende Richtung. Heute hat er sechs Lebensjahre mehr auf dem Buckel und blickt stolz auf die Veröffentlichung des dritten Studioalbums LOWLANDS. Das begeistert mit knochentrockenen Gitarrenriffs, stoisch marschierenden Rhythmen und einer Reihe bunter Instrumente wie Pedal Steel, Akustikgitarren oder auch Mellotron. Die Einflüsse auf LOWLANDS reichen bis tief in die 60er zurück, reiben sich aber auch an Versatzstücken von Prog und Grunge.
Die Vitalität der neuen Songs hat ihren Ursprung in zahllosen Konzerten. Die vielen Shows in kleinen schmuddeligen Clubs, mit miesen Gagen und noch mieserer Bewirtung, haben Kelly Demut gelehrt. „Man sollte nichts für selbstverständlich nehmen“, sagt er, „jede noch so kleine Show ist ein Geschenk. Selbst wenn nur 20 Zuschauer da sind, haben sie es verdient, dass man als Band alles gibt. Wenn man am Ende der Show nur fünf Zuschauer für sich gewinnen konnte, ist das immer noch besser, als wenn man sofort wieder vergessen ist. Außerdem, man weiß ja nie, wer sich gerade im Publikum befindet.“
Überzeugen können The Flying Eyes auch mit LOWLANDS, das nach dem Debüt und dessen 2009er-Nachfolger DONE SO WRONG spürbar härter, dunkler und aggressiver ausfällt. „Vor allem die größeren und besseren Fuzz-Pedale sind unüberhörbar“, erläutert Gitarrist Adam Bufano, dem man seine gerade mal 25 Lenze nicht anhört. Der Mann spielt eine souveräne, sehr vielseitige Axt und achtet genau darauf, dass Abwechslung auf LOWLANDS großgeschrieben wird. „Bei uns waren die Alben noch nie eindimensional“, resümiert er, „nach einem krachenden Track wie ›Smile‹ folgt beispielsweise sofort das sanfte, mit Akustikgitarre intonierte ›Alive In Time‹. Vor allem als Songschreiber haben wir uns kräftig weiterentwickelt, seitdem wir vor drei Jahren in Baltimore zusammengezogen sind. Seither proben wir mindestens drei Mal pro Woche, weshalb die Band von Monat zu Monat besser und reifer wird. Und genau das kann man auf LOWLANDS hören.“
Text: Matthias Mineur