Obwohl viele Rock-Fans bei seinem Namen immer noch ausschließlich an Skid Row denken, ist Sebastian Bach inzwischen längst auch im Alleingang ein etablierter Künstler. Das beweist er auch auf seinem neuen Album KICKING & SCREAMING.
Eigentlich hat Sebastian Bach gar keine Zeit für Interviews. Der Termindruck. Gerade eben ist der Kinofilm „Rock Of Ages“ fertig geworden, in dem Bach neben Tom Cruise und Catherine Zeta-Jones spielt, gleichzeitig hat er letzte Hand an sein neues Soloalbum KICKING & SCREAMING gelegt, und nun schwitzt er über den ersten Reiseplanungen: Denn in den nächsten Tagen soll seine große Europatour öffentlich bekanntgegeben werden. Das alles wäre vermutlich halb so wild und relativ locker zu schaffen, würde nicht permanent seine junge Freundin um Aufmerksamkeit buhlen. Die Schönheit ist es gewohnt, dass sich der amerikanische Beau ständig um sie kümmert. Also planscht sie aufreizend im Pool, spritzt Wasser in Richtung ihres blonden Lovers und zeigt noch mehr von ihrer knusprig-braunen Haut als gewöhnlich. „Hör doch mal auf“, versucht Bach sie anzuschnauzen. Doch es gelingt ihm nicht. Also plantscht die Beauty munter weiter, und Bach bemüht sich, das Interview schnell hinter sich zu bringen.
Ja, er sei mächtig stolz auf KICKING & SCREAMING, erklärt er – und nein, an Skid Row, die ihn Mitte der Neunziger hochkant gefeuert hatten, denke er eigentlich gar nicht mehr. „Ist mehr als 15 Jahre her. Außerdem können die mich mal kreuzweise. Weshalb soll ich also daran noch einen Gedanken verschwenden?“ Vielleicht weil es seine Karriere als Solosänger ohne Skid Row gar nicht gegeben hätte. „Ich sag dir mal etwas“, holt der Mann tief Luft und schaut für ein paar Augenblicke nicht zum Pool hinüber, „ich dachte, dass meine Karriere nach Skid Row zu Ende sein würde, zumal die Grunge-Ära einen völlig anderen Typus Sänger hervorbrachte. Ende der Neunziger war ich eigentlich total out. Doch dann bekam ich das Broadway-Angebot und durfte im Musical JESUS CHRIST SUPERSTAR mitmachen. Dafür musste ich all die hohen Gesänge von Ian Gillan lernen. Da wurde mir klar: Die Gabe, derart hoch singen zu können, bekommen nicht viele Menschen in die Wiege gelegt. Und wenn man diese Fähigkeit besitzt, dann wird die Öffentlichkeit von ganz allein auf einen aufmerksam, egal ob bei Skid Row, Deep Purple oder als Solokünstler.“
Dass seine Stimme in den zurückliegenden 20 Jahren erstaunlich wenig gelitten hat, wundert Bach nicht. Er rauche nur dann und wann, und ja, natürlich gehe er auch gerne auf Partys, schlage dort aber nicht hemmungslos über die Stränge, sondern wisse, wann Schluss ist. „Außerdem mache ich jeden Tag Stimmübungen, ich singe Skalen rauf und runter und halte meine Stimme auf diese Weise fit.“ Wie fit sie ist, das will er nun auf KICKING & SCREAMING beweisen. Also legt er sich dem Albumtitel entsprechend mächtig ins Zeug und lässt kaum eine Gelegenheit aus, die Tonleiter in astronomischen Höhen zu erklettern. „Es gibt nur zwei Sorten von Songs: gute und schlechte. Deswegen schreibe ich auch nie auf Tournee, weil ich dann nämlich viel zu erschöpft bin. Gute Songs entstehen nur in einer entspannten, positiven Atmosphäre“, grinst Bach, schielt dabei zum Pool und streift sich schon mal die Badehose über. Seine Freundin langweilt sich…