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Axel Rudi Pell: KI, Orientalisches und andere neue Ideen

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Axel Rudi Pell: KI, Orientalisches und andere neue Ideen

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Ein neues Jahr, ein neues Album von Axel Rudi Pell“, ist man versucht zu sagen. Doch der Bochumer Hardrock-Gitarrenvirtuose präsentiert mit RISEN SYMBOL alles andere als eine Routinearbeit – auch wenn er und seine Band wie gewohnt erstklassig abliefern. Wir sprachen mit dem angesichts der anstehenden Veröffentlichung und der darauf folgenden Tournee im Oktober freudig erregten Musiker über die Entstehung der Disc.

Gratulation zu einem weiteren gelungenen Werk. Weißt du eigentlich, das wievielte es ist? Zählst du mit?
Es ist das 22. Studioalbum. (lacht triumphierend) Das weiß ich aber nur, weil ich vor ein paar Wochen den Pressetext abgenickt habe.

Worin siehst du die größten Unterschiede oder Entwicklungen im Vergleich zum Vorgänger LOST XXIII von 2022?
Vor 20 Jahren oder so habe ich mal irgendwo gelesen: „Kennt man ein ARP-Album, kennt man alle.“ Das hat mich ein wenig gewurmt. Spätestens seitdem versuche ich, bewusst mit jeder Platte etwas anderes zu machen – auch weil es für mich als Künstler immer eine schöne Herausforderung ist. Vor allem jetzt, wo ich schon so viel gemacht habe – da ist die Gefahr, sich zu wiederholen, natürlich da. Diesmal habe ich versucht, mich ein wenig von der klassischen Songstruktur zu lösen. In der Regel läuft das ja so ab: Gitarrenriff, Strophe, Bridge, Refrain, zweite Strophe, Bridge, Refrain, bevor das Solo kommt und es dann bis zum Ende wieder von vorn losgeht. Das habe ich ein wenig aufgebrochen. Zudem habe ich – nicht nur in Bezug auf Schlagzeug und Bass, sondern auch von der Gitarre her – drei, vier, manchmal sogar fünf verschiedene Rhythmen in einem Stück verwendet. Wenn die dann dennoch miteinander harmonieren, ist das sehr interessant. So etwas haben wir bisher noch nicht ausprobiert. Ich hatte großen Spaß daran, die Stücke zu schreiben und zum Funktionieren zu bringen.

Wie entstehen denn ARP-Lieder in der Regel: Du schreibst alles allein, oder?
Ja, im Prinzip schon. Heutzutage hat man ja immer sein Smartphone dabei und kann jederzeit Ideen aufnehmen. Wobei ich unterwegs oder auch zu Hause nie komplette Songs schreibe. Es geht immer nur um einzelne Einfälle für Riffs, Akkorde, Rhythmen oder Melodien, die ich festhalte und erst einmal abspeichere. Das eigentliche Komponieren läuft dann so ab, dass ich in meinem Studio all die Einfälle und Versatzstücke der letzten ein, zwei Jahre durchhöre und schaue, was zusammenpassen könnte. Idee Nummer 17 könnte in Verbindung mit Idee Nummer 365 passen und so weiter. Dann baue ich um diese Teile eine Songstruktur und nehme ein erstes Demo auf. Also Gitarre, Bass, Keyboards und meist auch schon eine Gesangsmelodie. Wenn es sich dabei so anfühlt, als würde etwas fehlen, nehme ich spontan meine Gitarre und schreibe noch einen Part oder zwei.

Deine Gruppe kommt also erst dann dazu, wenn der Track schon komplett steht?
Ja, ich komponiere alle Parts bis auf das Schlagzeug. Das kann ich selbst nicht spielen und ich mag einfach keine Drumcomputer. Das Demo nehme ich zu einem Click-Track auf und lasse dann Bobby (Rondinelli, ehemals bei Rainbow, Black Sabbath u. a.; Anm. d. Aut.) machen, was er ohnehin besser kann als alle anderen. Die restlichen Jungs haben natürlich auch die Freiheit, an ihren Parts zu feilen, aber im Grunde ist alles bereits vorhanden, wenn wir mit den Aufnahmen beginnen.

Wie lange brauchst du, um ein Album wie das neue RISEN SYMBOL zu schreiben?
Die Ideen sammle ich über längere Zeit. Ich habe auch jetzt schon wieder neues Zeug für kommende Platten auf dem Handy drauf. Das zu fertigen Liedern zusammenzubauen, hat diesmal ziemlich genau sechs Wochen gedauert – von Mitte September bis Ende Oktober 2023. Danach geht es dann an die Aufnahmen selbst, im Anschluss wird produziert, gemastert und so weiter. Das ist schon ein ziemlicher Aufwand alles. Es macht mir aber weiterhin großen Spaß, auch weil ich, wie eingangs erklärt, immer wieder neue Dinge ausprobiere.

Apropos neue Dinge: Du hast erstmals auch das Cover-Artwork selbst angefertigt.
Ja, das war ebenfalls ganz schön zeitraubend. Ich will eigentlich niemandem seinen Job wegnehmen, aber die enormen Fortschritte der Künstlichen Intelligenz im Bereich der visuellen Ausdrucksformen haben mich echt inspiriert. Ich hatte eine def initive Vorstellung davon, wie das Cover aussehen sollte, und fing an, mit KI-Programmen zu experimentieren. Ein langer Lernprozess, der gefühlt ewig gedauert hat. Nach dem geschätzt 195. Versuch hatte ich dann aber exakt das Bild, das ich mir in Gedanken vorgestellt hatte. Ziemlich sicher hätte es kein Mensch mit konventionellen Mitteln hinbekommen, meine Idee so perfekt umzusetzen. Es war wirklich nicht einfach, aber das Allerschwierigste an der ganzen Sache war, danach meinem Stammkünstler mitzuteilen, dass er diesmal nicht gebraucht wird. Zum Glück hat er es aber sportlich genommen. Und wer weiß: Bei der nächsten Platte werde ich ja vielleicht wieder auf ihn zurückgreifen.

Was willst du mit dem Motiv denn ausdrücken?
Dass wir uns als Menschheit in einer extrem kritischen Phase befinden. Die Erde brennt sozusagen. Auch im übertragenden Sinn mit all den Kriegen und Unruhen, aber eben auch physisch. Der Planet wird immer heißer, denn das Klima kippt merklich um. Im Zentrum des Bildes hätte auch ein glühender Eiffelturm, der Reichstag, das Weiße Haus oder irgendein anderes bekanntes Gebäude stehen können. Die Pyramide habe ich gewählt, weil sie zu den nordafrikanischen Elementen passt, die in einigen der Songs vorhanden sind. Stimmt. Das ist eine weitere Neuerung gegenüber den Vorgängern.

Was hat dich denn dazu inspiriert, diese für einen Act wie ARP doch eher ungewöhnliche Klang- und Stilfarbe zu integrieren?
Wir haben ein Cover des Led-Zeppelin-Klassikers ›Immigrant Song‹ aufgenommen. Unsere Interpretation ist komplett anders – noch heavier und ganz neu strukturiert. Als ich daran ging, habe ich mir vorab die unterschiedlichen Versionen angehört, die die Band selbst im Lauf der Jahre aufgenommen hat – das Original von ihrem 1970er-Album LED ZEPPELIN III, aber auch andere. Dabei bin ich dann auf eine Version eines weiteren Zep-Klassikers, nämlich ›Kashmir‹, gestoßen, die Plant und Page in den 1990ern für MTV mit marokkanischen und ägyptischen Musikern eingespielt haben. Die hat mich dazu inspiriert, ein wenig orientalisches Flair in einige Lieder einzubauen. Speziell ›Ankhaia‹, das so etwas wie das Herzstück der Platte ist, wäre da zu nennen.

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