Mal melodiöse, mal eher sperrige Americana mit mancher Überraschung
Das Erfolgsdiagramm beschreibt eine Zickzack-Kurve: Auf Hit-Alben (wie dem Debüt) folgen bei Nathaniel Rateliff und seinen getreuen Begleitern von den Night Sweats meist eher weniger erfolgreiche Werke. Mit THE FUTURE von 2021 erlitt man sogar böse Schiffbruch. SOUTH OF HERE soll es jetzt wieder richten – und die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn die elf unter der Regie von Brad Cook (Bon Iver) in Texas aufgenommenen Tracks halten ein Füllhorn an interessanten Einfällen parat Für den Auftakt sorgt das vielleicht gefälligste Stück: ›David And Goliath‹ erinnert mit seinen simplen, aber eingängigen Fender-Rhodes-Akkorden, der hübschen Gesangsmelodie und den gepflegten Saxofon-Linien sogar an die guten, alten Supertramp. Ein Volltreffer! Aber auch ein Titel, der in die Irre führt. Denn so melodisch-gefällig geht es im weiteren Verlauf von SOUTH OF HERE nur noch selten zu. Meist rühren der charismatische, aus St. Louis stammende Sänger und seine soliden Sidemen ein spezielles Americana-Gebräu an – mit Stax-typischen Bläser-Arrangements (›Get Used To The Night‹), sperrigen Folkrock-Tönen (›Remember I Was A Dancer‹) und introvertierter Singer/ Songwriter-Kunst (›Center Of Me‹) als Zutaten. Wer sich eine Mischung aus Billy Joel, Hirth Martinez und Dr. John vorstellen kann, weiß, wo es bei SOUTH OF HERE lang geht.
8 von 10 Punkten
Nathaniel Rateliff & The Night Sweats
SOUTH OF HERE
CONCORD/UNIVERSAL