Hemmungslose Experimente: das White-Flames-Debüt in Vinyl-Neuauflage
Gitarrenvirtuose, Sänger und Komponist Snowy White, Jahrgang 1948, aufgewachsen auf der Isle Of Wight und als Künstler nachhaltig inspiriert durch einen längeren Schwedenaufenthalt in jungen Jahren, drang trotz seines Ausnahmetalents nie in die vordere Riege der britischen Gitarrenheroen vor. Er erspielte sich allerdings mit seiner Sechssaitenexpertise, am liebsten auf seiner 1968 erstandenen Gibson Les Paul Goldtop, dennoch über die Dekaden eine erkleckliche Gefolgschaft. Mehr oder minder lang involviert unter anderem in die Musik von Peter Greens leider übersehenem Post-Fleetwood-Mac-Projekt Heavy Heart, Pink Floyd, Thin Lizzy, Rick Wright, Roger Waters, David Gilmour und Phil Lynott, lieferte White auch immer wieder ziemlich kompromisslose wie anspruchsvoll experimentelle LP-Werke mit seinen eigenen Formationen. Nach seinem Projekt Snowy White’s Blues Agency startete er mit NO FAITH REQUIRED 1996 das nächste, bis in die Gegenwart aktuelle Band-Kapitel Snowy White & The White Flames: Acht sphärische Tracks in Überlänge, die auch immer wieder mal an die Wurzeln in Peter Greens Heavy Heart erinnern, garniert mit Whites eindrucksvollem Sprechgesang, oszillieren filigran zwischen Blues, Rock und Jazz. Optimal assistiert von Walter Latupelrissa (Akustikgitarre, Bass), Kuma Harada (Bass), Juan van Emmerloot (Drums) und John „Rabbit“ Bundrick (Hammondorgel). Keytracks sind der Slow-Blues ›Midnight Blues‹, das an Santana angelehnte ›Slave Labour‹, der fulminante Rock-Roadtrip ›American Dream‹, die stille Elegie ›Canyon‹ und der perkussiv angetriebene Titelsong. In der Vinyl-Neuauflage kommt NO FAITH REQUIRED als „Crystal Clear Edition“.
8 von 10 Punkten
Snowy White & The White Flames
NO FAITH REQUIRED (CRYSTAL CLEAR EDITION)
SWWF/SOULFOOD