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Status Quo: Helden wie wir

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Status Quo: Helden wie wir

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HÖHENFLÜGE

„Wir alle hatten uns persönlich weiterentwickelt. Bei unseren Gigs trugen wir bloß noch T-Shirts und Jeans“, erläutert Rossi. „Und wir gingen nun anders vor. Bis dahin hatten wir oft achtzehn Stunden am Stück oder mehr im Studio verbracht, was natürlich Blödsinn ist. Niemand ist achtzehn Stunden am Stück konzentriert.“

Status Quo trennen sich von Piccadilly Records, wo man insbesondere gegen einen musikalischen Imagewechsel plädiert und es lieber sähe, dass die Gruppe ihrem Flowerpower-Sound treu bleibt. Doch inzwischen haben Quo jenen Stil für sich entdeckt, aus dem einmal Rock werden wird. Und sie sind nicht die einzigen. Bands wie Cream, Led Zeppelin, Black Sabbath und Deep Purple brechen ebenfalls auf, härteres Klangterrain zu erobern. Die Gruppe wechselt zum Vertigo-Label, ein großes Risiko, wie Parfitt betont. Organist Roy Lynes, von der neuen Ausrichtung ebenfalls nicht überzeugt, nimmt seinen Hut. Doch der Mut der Band wird belohnt. Spätestens mit dem Album PILEDRIVER aus dem Jahr 1972 sind Quo auf dem richtigen Weg – und kommen ein Jahr später mit HELLO! richtig in Fahrt. In England erreicht das Album die Spitze der Charts.

Die spektakulären Jahre beginnen. Unermüdlich spuckt die Boogie-Maschine ein großartiges Album nach dem anderen aus: QUO, ON THE LEVEL, BLUE FOR YOU, ROCKIN’ ALL OVER THE WORLD. Simpler, großartiger Rock ohne Mätzchen und doppelten Boden. Parfitt erinnert sich: „Die 70er waren gigantisch. In diesen Jahren explodierten wir förmlich. Jedes Album ging sofort auf Nummer 1. Wir hatten eine Hitsingle nach der anderen, die Konzerte waren immer ausverkauft. Auf einen Schlag war alles anders. Wir waren arme Schlucker gewesen, die sich nun große Häuser und teure Autos leisten konnten. Diese Jahre waren einfach nur großartig. Dann kamen die 80er und die Drogen, allen voran Kokain, wie bei so ziemlich allen Rockstars in dieser Zeit. Das zerstörte viel, bei jedem von uns, und fast auch die Band.“

„Wir gegen die Welt. Das war aufregend. Aber irgendwann kommen die Probleme.”

Francis Rossi sieht es ganz ähnlich: „So um 1974 fingen wir mit dem Dope-Rauchen an. Ende der 70er wurde es dann wirklich hart. Wir tranken viel, das Trinken führte zum Kokain, das Kokain zu noch mehr Alkohol. Zehn Jahre, die irgendwie verschwommen sind. Es war ein großer Fehler. Ich trauere den 70ern nicht im Mindesten nach. Ich fühle mich wohl im Hier und im Jetzt. Quo sind besser denn je.“

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Erfolg und Drogen verändern die Band, die Freundschaft aus alten Ju-gendtagen zeigt plötzlich erste Risse. „Als wir anfingen, waren wir Teenager“, so Rossi. „Wir gegen die Welt. Das war aufregend. Aber irgendwann kommen die Probleme. Plötzlich prallen unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinander. So war es auch bei John und mir. Und als er eines Tages im Studio wieder mal ausrastete, war das der Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Es ging einfach nicht mehr.“

Entfremdet hatten sich die einstigen Freunde aber auch, weil sie aus Steuergründen inzwischen verschiedene Wohnorte hatten, auf der Isle of Man etwa und den Inseln im Ärmelkanal, was Quo im Track ›Living On An Island‹ thematisierten. Und so ist das Album NEVER TOO LATE schließlich das letzte mit Coghlan. Ende 1981 ist er nicht mehr Mitglied der Band und damit eine Ära zu Ende gegangen. Die Frantic Four gibt es nicht mehr.

QUO VADIS, QUO?

Ersetzt wird Coghlan durch Pete Kircher, der auf 1+9+8+2, dem Album zum zwanzigjährigen Bestehen von Quo, erstmals mit der Band zu hören ist. Doch Status Quo scheinen ihren Zenit überschritten zu haben. Zudem: Die Welt hat sich verändert. Jeans und T-Shirts sind out. Die neue musikalische Konkurrenz trägt Anzug oder zumindest Bundfaltenhose, Gitarren werden zunehmend durch Synthesizer und Sequencer ersetzt. Gruppen wie ABC, Duran Duran, Spandau Ballet und andere, deren Modebewusstsein bisweilen größer ist als ihr musikalisches Können, verseuchen Radio und Charts. Junge Männer brechen nun in Tränen aus, wenn sie eine Staubfluse auf ihrer Garderobe entdecken. Am anderen Ende der musikalischen Skala vollzieht harter Rock den Wandel zum Metal. Nieten und Leder statt Jeans, oftmals auch Pose statt Haltung. Plötzlich ist sowohl der gesellschaftliche, als auch der musikalische Status Quo ein anderer geworden und die Band mit eben diesem Namen nicht mehr en vogue. Rossi und seine verbliebenen Mannen nehmen tapfer den Kampf auf. BACK TO BACK heißt das Ergebnis. Ein letztes Mal ist Lancaster auf einem Quo-Studioalbum zu hören.

Im Jahr darauf verabschiedet sich die Band mit einer großen Europatournee, die den vielsagenden Namen „End of the Road“ trägt. Die Helden des Boogie-Rock wollen fortan Solo-Projekte angehen. Es sind schwierige Zeiten – zumal Lancaster nach Australien übersiedelt, was eine weitere Zusammenarbeit quasi unmöglich macht. Zum endgültigen Bruch mit dem Bassisten kommt es nach dem Live-Aid-Eröffnungs-Slot 1985 in London. Lancaster auf der einen und Rossi und Parfitt auf der anderen Seite streiten sich um die Namensrechte der Band, die nach langen juristischen Querelen schließlich Letzteren zugesprochen werden. Doch wozu überhaupt? Die Band selbst scheint ohnehin am Ende zu sein.

„Ich wollte diesen Split überhaupt nicht“, äußert sich Parfitt heute dazu. „Ich kam mit Alan genauso gut aus wie mit Francis. Aber die beiden überwarfen sich derart, dass zwischen ihnen irgendwann gar nichts mehr ging. Nach dem Live-Aid-Auftritt war endgültig Schluss. Wir wussten nicht, wie es weitergehen sollte mit Quo. Irgendwann meldete sich dann unsere damalige Plattenfirma Phonogram bei uns und sagte, dass wir ihnen noch ein Album schulden würden. Bei Nichterfüllung des Vertrages drohten hohe Konventionalstrafen. Mit Alan ging es allerdings auf keinen Fall, allein schon wegen musikalischer Differenzen. Da schlug ich vor, es mit dem Bassisten Rhino Edwards und Drummer Jeff Rich zu probieren, mit denen ich zwischenzeitlich im Studio an einem Soloprojekt gearbeitet hatte. Der Ausgang ist bekannt: Es funktionierte prächtig. ›In The Army Now‹, unser Comeback, kam großartig an, und Rhino ist jetzt schon achtundzwanzig Jahre fester Bestandteil von Quo.“

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