0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Rückblende: George Harrison mit ›My Sweet Lord‹

-

Rückblende: George Harrison mit ›My Sweet Lord‹

- Advertisement -

Ein alter Gospelsong inspirierte den einstigen Beatle zu diesem Stück. Heute erinnert man sich daran ebenso aufgrund des folgenden Rechtsstreits um Plagiatsvorwürfe wie dafür, dass es einfach ein wunderschönes Lied ist.

Es war das Mantra, das die Welt eroberte. George Harrisons erste Solo-Nummer-eins steht allein auf weiter Flur in der Rockhistorie, denn sie schwamm gegen den säkularen Strom und war ein unverblümtes Liebeslied an den Schöpfer. Zwar hatte es mit ›God Only Knows‹ von den Beach Boys und Norman Greenbaums ›Spirit In The Sky‹ ähnliche Fälle gegeben, doch ›My Sweet Lord‹ war anders. Der Text bietet nichts als Lob und ist vollgepackt mit 40 „Lords“, 16 „Hallelujahs“ sowie neun „Hare Krishnas“. Harrison hatte das Songwriting Ende 1969 begonnen, als er mit Delaney & Bonnie in Schweden auf Tour war. Seine Hauptinspiration dazu: ›Oh Happy Day‹, ein altes Gospelstück, in jenem Jahr für die Edwin Hawkins Singers zu einem Hit umarrangiert. Über den freudvollen Ruf-und-Antwort-Vibe der Nummer sagte Harrison: „Das haute mich einfach um … Es gab mir dieses großartige Gefühl des Herrn. Also dachte ich mir: ‚Ich schreibe ein weiteres ›Oh Happy Day‹, und daraus entwickelte sich dann ›My Sweet Lord‹.“ Harrison wusste, dass es sowohl eine Abkehr als auch ein kommerzielles Risiko bedeutete, nicht nur wegen des spirituellen Themas an sich, sondern auch durch den Bezug auf die Hare-Krishna- Bewegung, die damals von vielen Comedians aufs Korn genommen wurde. „Ich legte meinen Hals aufs Hackbrett“, schrieb Harrison in seiner Autobiografie „I Me Mine“. „Ich überlegte lange, ob ich es machen sollte oder nicht, denn damit würde ich öffentlich Stellung bezie- hen, und ich sah voraus, dass viele damit ein Problem haben könnten.“ Er verfolgte jedoch ein weitaus höheres Ziel, als nur eine Single in den Charts zu platzieren. Harrison war katholisch erzogen worden und hatte Mitte der 60er begonnen, sich für den Hinduismus zu interessieren. 1968 überzeugte er die anderen Beatles, das Rishikesh-Retreat von Maharishi Mahesh Yogi zu besuchen. Von den vier erwies er sich als der ernsthafteste Student, und je mehr er die Prinzipien der transzendentalen Meditation erlernte, desto tiefter tauchte er in die spirituellen Konzepte des Orients ein. Eines davon: der Monismus, das Eins-Sein mit einem höheren universellen Wesen. Für Harrison ist ›My Sweet Lord‹ sowohl ein Aufruf zum Glauben, als auch ein Weg, die Barrieren zwischen den Religionen zu überwinden. Zunächst gab er den Song Billy Preston, der ihn für seine Platte ENCOURAGING WORDS von 1970 aufnahm. Er wurde auf Apple als Single ausgekoppelt, ein kleinerer Hit in Europa. Für Harrisons eigene Version stellte Produzent Phil Spector im Trident Studio ein Allstar-Ensemble zusammen, inklusive Eric Clapton, Peter Frampton, Ringo Starr und aller vier Mitglieder von Badfinger. Das aufregende Intro darauf ist der Klang dessen, was Harrison als „eine riesige Gitarre“ bezeichnete.

Frampton erinnerte sich im CLASSIC ROCK-Interview an die Session: „George rief an und fragte: ‚Würdest du vorbeikommen und akustische Gitarre spielen? Phil möchte 19 von allem.‘ Aber da waren nur George und ich, wir saßen mit Gitarren auf Stühlen vor der Scheibe bei Abbey Road, und da war Phil Spector. Sehr surreal. Das ist einer dieser Moment, die ich niemals vergesse.“ Über eine Wand aus geschichteten Akustikgitarren legte Harrison zwei harmonisierende elektrische Slide-Gitarren sowie kratzig wehklagenden Gesang, der durch die Tonart-Modulationen des Stücks hindurch fleht, und einen lebhaften Refrain. „Zuerst sang ich die Stimmen ein, die ‚hallelujah‘ jubeln, und dann den Wechsel zu ‚Hare Krishna‘“, erzählte er, „damit die Leute das Maha-Mantra sangen, bevor sie überhaupt wussten, was los war.“ Jeder Teil des Arrangements befeuert den nächsten, wodurch der Song in einem Crescendo immer weiter zu dem anschwillt, was Harrison als „ein mystisches Klangvibrieren“ beschrieb.
Dieses Vibrieren erreichte in 18 Ländern Platz eins, darunter Großbritannien, die USA und Deutschland. Es gewann außerdem einen Grammy und einen Ivor Novello Award, was dazu beitrug, auch das Album ALL THINGS MUST PASS an die britische Chartspitze zu befördern. Doch in all dem Aufhebens fiel das Lied auch Bright Tunes Publishing auf, die in ihm eine Ähnlichkeit zu einem anderen Stück hörten, das sie verlegten: ›He’s So Fine‹, 1963 ein Hit für The Chiffons, geschrieben von Ronnie Mack. Die Firma reichte eine Urheberrechtsklage ein, während sie gleichzeitig von Macks Familie aufgrund ausstehender Tantiemen verklagt wurde. Allen Klein, der alle Beatles außer Paul McCartney vertrat, verhandelte unterdessen im Auftrag von Harrison die Übernahme von Bright Tunes, um den Streit schnell beizulegen (was fast einem schweigenden Schuldgeständnis gleichkam). Fünf Jahre vergingen, bevor der Fall vor Gericht landete. Das Highlight dabei: Harrison, der vor der Jury Gitarre spielte und so zu demonstrieren versuchte, in welchen Details sich sein Song von ›He’s So Fine‹ unterschied. Letztendlich lautete das Urteil „unbewusstes Plagiat“, was ihn 1,6 Millionen Dollar kostete und zum Präzedenzfall für ähnliche Klagen in den kommenden Jahrzehnten wurde.

Die Feinheiten der Strafen und Zahlungen wurden jahrelang ausgehandelt, und als der Fall 1998 endlich abgeschlossen war, besaß Harrison die Verlagsrechte für beide Lieder in Großbritannien und den USA, während Allen Klein sie für den Rest der Welt hatte. „Das Traurige daran ist, dass, wenn die Autoren von ›He’s So Fine‹ noch am Leben gewesen wären, es wahrscheinlich nie zu der Klage gekommen wäre“, glaubte Harrison. „Gott weiß, dass ich nie irgendjemanden verklagt habe wegen all meiner Songs, die geklaut wurden.“ Trotz des Stigmas durch dieses Gerichtsverfahren hat ›My Sweet Lord‹ die Jahrzehnte überdauert, und nicht ›He’s So Fine‹. Und tatsächlich borgte sich Harrison eigentlich nur ein paar Ziegel von einem seichten Pop-Track, um daraus sein Taj Mahal zu bauen. „Ich fühle mich nicht schuldig oder schlecht deswegen“, schrieb er in „I Me Mine“. „Tatsächlich rettete es vielen Heroinsüchtigen das Leben. Ich weiß, was das Motiv hinter der Entstehung dieses Lieds war, und seine Wirkung übertrifft die rechtlichen Querelen bei Weitem.“ 2021 erschien zum 50. Jubiläum des Stücks ein neues Video, mit Gastauftritten von unter anderem Ringo Starr, Jeff Lynne und Joe Walsh. Regisseur Lance Bangs sagte: „Das Ziel war, den Song visuell darzustellen, während diesen Agenten und Inspektoren all die metaphysische Magie um ihn herum entging.“ George wäre damit sicher zufrieden gewesen.

- Advertisement -

Weiterlesen

Atomic: Auf der Überholspur

In den 2000ern haben sie die deutsche Indie-Szene mit ihrem passionierten und detailverliebten Brit-Pop bzw. Rock ziemlich aufgemischt, doch nach drei Studioalben wurde es...

Slash feat. Myles Kennedy And The Conspirators: So sah es bei ihrer Show in München aus

Gestern spielten Slash feat. Myles Kennedy And The Conspirators im Münchener Zenith. Unser Fotograf Markus Werner war vor Ort und hat die Show des...

CLASSIC ROCK präsentiert: Cold Years live

Ein ziemlich gut gefällter Tourkalender: Mit ihrem brandneuen Album A DIFFERENT LIFE Im Gepäck kommen Cold Years aus Aberdeen, Schottland im Juli, September und...

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Advertisment -