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Robby Krieger im Interview

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Robby Krieger im Interview

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Er hätte auch Trompeter werden können, doch stattdessen wechselte er vom Blasinstrument zur Gitarre, stieg bei The Doors ein und wurde Teil einer der einflussreichsten und legendärsten Bands der 70er Jahre. Mit ihr schrieb er unsterbliche Klassiker wie ›Light My Fire‹ – und seinen Namen in die Rock-Annalen.

Die Stimme von Robby Krieger am Telefon klingt wie Travis in „Paris, Texas“: monoton, knochentrocken, erschöpft und ausgebrannt von dieser ganzen Zu-lebenslänglich-verurteilt-Séance, zu der die Geschichte der Doors mutiert ist. Aber trotzdem ziemlich fröhlich. Robby war immer der Lockerste in der Band, mehr als Ray Manzarek, der von goldenen Vibes sprach, aber immer in den Schatten sprang. Und viel mehr als John Densmore, der Jim das letzte Mal, dass irgendjemand von ihm hörte, immer noch als „einen Psychopathen, einen Wahnsinnigen“ bezeichnete.

Klar, Jim Morrison war total verkorkst, aber am Anfang war das gut so. Und bald darauf dann nicht mehr. „Als er LSD nahm und kiffte, war er toll“, sagt Robby. „Keine Probleme. Als er zu trinken begann, mutierte er aber manchmal einfach zu einem Arschloch.“ Jim sah sich als das Chaos-Element, Robby war derjenige, der das Schiff auf Kurs hielt. Das ging nur in einem friedlichen Umfeld. Robby war zudem ein echter Musiker. So funktionierte das. Jim spielte keine Instrumente, hatte keine Geduld für das Studio und hielt sich für Rimbaud, der auf Hollywood losgelassen wurde. Doch wenn es daran ging, gemeinsam etwas zu erschaffen, zogen sich diese Gegensätze an. Jim mit seiner Art und seiner Neo-Beat-Poesie, Robby mit seinem transzendentalen Gitarrenspiel.

Was man über deine Kindheit und Herkunft liest, klingt so, als seist aus du aus einer wirklichen netten Familien gekommen. Dein Vater war Ingenieur und du selbst bist in den 50ern mit klassischer Musik aufgewachsen.

Ja, aber da war nicht nur Klassik, auch Pop. Meine Mom mochte Frank Sinatra und solche Sachen, mein Dad eher Klassik. Aber es gab alle möglichen Platten bei uns zuhause, zum Beispiel Flamenco. Auch Jazz, sogar BoogieWoogie.

Der Flamenco blieb und wurde zu einem Teil deines Stils bei den Doors, oder?

Ja, auf jeden Fall. Ich fing erst mit 13, 14 an, mich für diese Musik zu interessieren, aber bei meinem Vater standen diese Platten im Regal. Die erste, die mir wirklich gefiel, war PETER UND DER WOLF.

Es heißt, dir sei mal dein Plattenspieler kaputtgegangen. Dadurch konntest du dir nicht weiter PETER UND DER WOLF anhören, und so hast du dich dem Radio zugewandt. Und dort hast du dann die beliebten Stars jener Zeit wie Elvis und Chuck Berry entdeckt. Ist das wahr?

Nein, das ist falsch. Es war die Platte PETER UND DER WOLF, die ich zerbrach. Dadurch fing ich an, andere zu hören.

Dein erstes Instrument war eine Trompete. Die langweilte dich bald und so hast du damit angefangen, auf dem Klavier deiner Eltern zu spielen. Was brachte dich schließlich zur Gitarre?

Ich fing mit der Trompete an, weil mein Schulfreund Horn spielte und ich dachte, wir könnten ein Team werden. Ein anderer Freund in meiner Straße hatte eine Gitarre und wann immer ich bei ihm war, klampfte ich darauf herum, was mir sehr, sehr, sehr gut gefiel. Das machte mir einfach sofort Spaß. So fing das an, ich war wohl etwa 13.

Hattest du einen Gitarristen im Kopf, dem du nacheifern wolltest?

Nein, solche Gedanken hatte ich nicht. Ich wusste nur, dass ich die Gitarre mochte, ihren Klang.

Als Teenager wurdest du ins Internat gesteckt, die Privatschule Menlo in Menlo Park, weil deinen Eltern dein Umgang nicht gefiel. Ist das wahr?

Ich wollte da nicht hin, aber ich hatte ständig Ärger zuhause und in der Schule keine guten Noten. Wir machten recht destruktive Sachen. Da war dieses Bauprojekt über dem Haus meines Freundes, mit dem wir ein Problem hatten, also gingen wir da rein, drehten das Wasser in der Küche auf und ließen es die ganze Nacht lang laufen. Wir stellten auch verrückte Sachen an, wie mitten in der Nacht mit einem Traktor rumzufahren. Aber Menlo war für mich ziemlich cool, denn da waren Kids aus dem ganzen Land, die alle ihre Platten mitbrachten. In dieser Schule entdeckte ich jede Menge cooler Musik.

Warst du ein rebellisches Kind?

Ja, ein bisschen. Ein kleines bisschen.

Hattest du je Ärger mit dem Gesetz?

Ja, später. Ich wurde ein paar Mal mit Gras erwischt.

Das war damals ja fast etwas, mit dem man sich brüsten konnte, oder? Wenn man kiffte oder mit Gras dealte, wie du als Teenager, gehörte man zu den Coolen.

Nicht wirklich, nein.

Nein?

Nein. Aber trotzdem war man total paranoid, denn wenn man zweimal erwischt wurde, ging man garantiert in den Knast. Beim zweiten Mal hatte ich also einfach Glück. Sie hatten nicht genug Beweise und ließen mich gehen. In dem Sommer nach Menlo wurde ich das erste Mal hochgenommen, und dann noch mal, etwa ein Jahr später, als ich auf dem College war.

Du warst Mitte der 60er in Kalifornien auf dem College. Gab es je eine bessere Zeit und einen besseren Ort, um jung zu sein? Die Ära des erweiterten Bewusstseins. Freie Liebe. Drogen, damals, als sie einem noch gut taten. Wie bewusst warst du dir all dessen?

Nun, das war alles ein Teil davon. Wir nahmen schon LSD und kifften, bevor es cool war. Da war ich in Santa Barbara – mein erstes College-Jahr war an der UCSB. Wahrscheinlich so mit 17.

Das muss damals besonders potenter Stoff gewesen sein, oder?

Ja, das war das echte Zeug. Es war richtig gut. Das hatte ich einmal und danach war es nie wieder so gut, denn das war eben das echte Zeug. Für viele war ihr erster LSD-Trip ein echter Wendepunkt in ihrem Leben. Sie konnten die Dinge danach nie mehr so sehen wie zuvor.

Ging es dir auch so? Definitiv.

Tatsächlich wurde ich zu so einem Timothy-Leary-Typen. Yeah, LSD besorgen, es all meinen Freunden geben – und wir waren ein große Clique, die es jedes Wochenende nahm. Bis ich es einmal diesem einen Freund gab, der total abdrehte. Er wurde völlig verrückt und da wurde mir klar, oh, ich sollte es besser nicht anderen geben, da kann was Schlimmes passieren. Da wandte ich mich der transzendentalen Meditation zu.

Wie alt warst du da?

Das war kurz vor den Doors, also wahrscheinlich 18. Yeah, das war, noch bevor die Beatles transzendentale Meditation machten. Wir waren tatsächlich die Ersten in den USA, die Maharishi trafen. Er kam zum ersten Mal 1965, vielleicht ’66. Der Bruder meines Freundes war nach Indien gereist, um einen Guru zu finden. Er traf Maharishi und überredete ihn dazu, hierher [nach L.A.] zu kommen. Unser erstes Treffen war im Haus meines Freundes, da waren Maharishi und vielleicht noch zwölf andere anwesend. Und zu diesen zwölf gehörten John Densmore, Ray Manzarek und ich.

Unglaublich. Und bist du dein Leben lang bei der Meditation geblieben?

Yeah. Nicht jeden Tag, aber ich mache das definitiv noch heute. Und das hat das LSD ersetzt? Ich nahm immer noch ab und zu LSD, aber ja, das Ziel war es, es zu ersetzen. Natürlich war das nicht so … dramatisch. Ray glaubte, dass es das sein würde. Er sagte: „Weißt du, Maharishi spricht davon, die Glückseligkeit zu erreichen“. Dieses Wort verwendete er ständig, „Glückseligkeit“. Am Anfang, nachdem wir mit TM begonnen hatten, gab es noch ein Treffen und Maharishi sagte: „Okay, wie läuft es bei euch allen?“ Und Ray hob die Hand und antwortete: „Keine Glückseligkeit“. Er dachte, die würde bereits nach den ersten paar Sessions eintreten.

Als ihr die Doors gegründet habt, dachtet ihr da: „Wir wollen nur einen Song in die Charts bringen“?

Nein, nein. Wir dachten definitiv … Wir hielten uns für so gut wie die Stones oder sonstwen, denn Jim hatte diese unglaublichen Werke, die anders waren als alles, was je zuvor in Rock’n’Roll-Songs zu hören gewesen war.

The Doors 1969

Ihr wart alle sehr fähige Musiker. Wart ihr jemals beim Spielen auf LSD?

Ein paar Mal. Jim und ich zumindest. Es war zu verrückt. Es ist, als würde man nicht wirklich … Es ist zu schwer, die Songs korrekt zu spielen, wenn man auf LSD ist. Für Jim war das nicht so tragisch, er konnte sich einfach spontan Sachen einfallen lassen, aber die Instrumentalisten mussten sich schon mehr zusammenreißen.

Habt ihr euch auf LSD jemals die Doors angehört?

Oh ja, das war das Beste. Es war visuell, als wäre es im Raum. Als ich diesen ersten Trip schluckte, hörten wir uns unter anderem Paul Butterfield an. Und Mann, das war großartig!

Als Songwriter hattest du so viele der Ideen für die wichtigen Songs in eurer Geschichte: ›Light My Fire‹, ›Touch Me‹, ›Love Me Two Times‹. Die kamen allein von dir. Und ›The End‹, ›People Are Strange‹ und ›Peace Frog‹ waren von dir und Jim. Musstest du darauf hinarbeiten, oder war es eine Gabe, dass du diese wunderschönen Songs schreiben konntest?

Ich denke, es war eine Gabe. Zunächst schrieb Jim die Songs, weil er diese ganzen tollen Texte hatte, und ich hatte noch nie einen Song verfasst. Doch irgendwann sagte er: „Hey, wir haben nicht genug Eigenkompositionen“. Wir spielten damals ja auch Coverversionen. Er sagte: „Wieso schreibt ihr Jungs nicht auch was? Wieso muss ich die ganze Arbeit machen?“ Und mein erstes Stück war dann ›Light My Fire‹.

Wow, da hast du die Messlatte gleich mal ziemlich hoch gelegt.

Yeah. Yeah. Danach ging’s nur noch bergab.

„Bergab“ mag eine Übertreibung sein, doch es war sicher eine abwechslungsreiche Reise. Sechs Alben in fünf Jahren, allesamt Klassiker, selbst die schwächeren Passagen. Doch erst als Jim Morrison 1971 unter unwürdigen Umständen in einer heißen, heroin reichen Nacht in Paris starb, begann die wahre Geschichte der Doors. Ein paar tatenlose Jahre Mitte der 70er, gefolgt dem plötzlichen Ausbruch eines Doors-bezogenen Exotismus. Lust auf eine Abfahrt? Robby sagte: Ja.

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