Die vorher r schende Meinung besagt, dass die 2000er den Black Crowes nicht gewogen waren. Das
lässt sich großteils auf LIONS zurückführen, ein Album, das bei seinem Erscheinen 2001 alles andere als positiv aufgenommen worden war. LIONS ist sicher kein SOUTHERN HARMONY AND MUSICAL COMPINION, doch es ist ein geschmeidiges, funky Album wie kein anderes der Crowes zuvor oder seither (jede Platte mit dem sich emporschraubenden Gospel-Mantra ›Soul Singing‹ verdient es, noch mal gehört zu werden). Der Nachfolger, WARPAINT, war noch besser und schlug den Bogen zurück zu AMORICA – was mit der ersten Top-5-Platzierung in den USA seit 15 Jahren belohnt wurde. Nein, die einzigen, die die Black Crowes in jenem schwierigen Jahrzehnt schlecht behandelten, waren die Black Crowes selbst.
Frustriert von den Spannungen, hatten die Brüder in der ersten Hälfte der Nullerjahre schon erste Alleingänge unternommen. Rich gründete die kurzlebigen Hookah Brown und veröffentlichte ein Soloalbum, PAPER. Chris brachte seinerseits zwei eigene Platten heraus, das sanfte NEW EARTH MUD und das vielfältige THIS MAGNIFICENT DISTANCE. Keiner der beiden hatte nennenswerten Erfolg. „Ich versuchte es und es war ein Reinfall“, fasst Chris seinen Versuch einer Solokarriere zusammen. Unvermeidlicherweise, aber widerwillig ließen sie also die Black Crowes wiederauferstehen . Und ebenso
widerwillig stolperten sie durch den Rest des Jahrzehnts und in die Zehnerjahre. Doch Chris hielt es irgendwann nicht mehr aus: „Ich hatte hinter den Kulissen den Punkt erreicht, an dem ich sagte: ‚Ich bin deprimiert, ich bin nicht glücklich in dieser Konfiguration‘. Ich hatte genug und fühlte mich irgendwie benutzt. Wir hatten jahrelang geackert, um den Dollars hinterherzujagen.
2011 dachte ich dann: ‚Ich will wieder bei fucking Null anfangen‘. Und das treibt Leute in den Wahnsinn, denn das ist der schlechteste Businessplan, von dem sie je gehört haben.“ Was er nach einer Tournee 2013 angeblich verlangte, waren 75 % ihrer Einnahmen, wodurch Rich von einem Drittel auf 25 % zurückgestuft worden wäre und das Gründungsmitglied Steve Gorman auf Null. Und das leugnet er nicht: „Egal, was irgendjemand sagt, es ging mir nie um Geld. Das war noch nie die Hauptmotivation in meinem Leben, es bestimmt nicht meine Entscheidungen als Mensch. Mein Gedanke dahinter war: ‚Wenn
alle dieses Ding als Geldmaschine weiterlaufen lassen wollen, dann gebt mir mehr davon‘. Ich wusste, dass das nie passieren würde, aber das war der Speer, den ich in der Hand hielt. Wir hatten nie wirklich
die Chance gehabt, innezuhalten, uns umzusehen und Bilanz zu ziehen. Für mich war es so: ‚Scheiß
drauf, niemand mag mich, aber ich bin der Einzige, der dem tatsächlich ein Ende setzen kann‘.“
Und genau das passierte dann auch. Die Black Crowes waren vorbei – der Streit und die Reibereien allerdings nicht. Eine Pressemitteilung verkündete 2015 das Ende der Band. Vier Jahre später tat sich was zwischen den verhärteten Fronten. Die Brüder hatten einen gemeinsamen Freund namens Greg, der
immer wieder für die Crowes gearbeitet hatte. Im Frühling 2019 rief Chris Greg an, um darüber zu sprechen, dass er wieder alte Black-Crowes-Stücke gespielt hatte und wie er dadurch Rich vermisste. Etwa zur selben Zeit erhielt Greg einen Anruf von Rich: „Scheiße, es ist schwer hier, ich habe mich
abgerackert“, sagte ihm Rich. „Ich wünschte, Chris und ich könnten das Kriegsbeil begraben und wieder gemeinsame Sache machen. Mann, es würde so viel Spaß machen.”
Zum ersten Mal seit sechs Jahren trafen sich Chris und Rich Robinson im Frühsommer 2019 wieder, zum Frühstück im Hotel Chateau Marmont in Los Angeles. Zuvor hatten sie schon miteinander telefoniert, um sicherzustellen, dass das nicht furchtbar schiefgehen würde. Sie brachten auch ihre Kinder mit, zum einen, weil Kinder für einen Ausgleich sorgen, und zum anderen, weil sich einige der jüngeren Cousins noch nie zuvor begegnet waren. „Sie sagten: ‚Heilige Scheiße, wir frühstücken mit Onkel Rich und meinen Cousins. Das ist in unserem Leben noch nie passiert‘. Solcher Scheiß öffnet dir das Herz.“ Es war ein friedliches Gespräch. Sie unterhielten sich über Musik und Familie. Rich erzählte Chris, wie es ihrer Mutter ging. Chris erzählte Rich von seiner neuen Freundin. Sie stachen nicht in das Wespennest ihrer
fragilen Beziehung zueinander. „Manchmal ignoriert man den Scheiß, der passiert, man spricht nicht mal darüber“, so Rich. „Das war ein bisschen so.“
Beide Brüder sagen, dass sie ziemlich bald wussten, dass sie die Black Crowes wiederbeleben würden. Chris weist darauf hin, sein frisches Liebesglück sei ein wichtiger Faktor in seiner Entscheidung gewesen: „Meine Freundin – bald wird sie meine Frau sein – … ich glaube, ohne ihren positiven Einfluss hätte ich diese Entscheidung, zu den Black Crowes zurückzukehren, wohl nicht getroffen. Sie forderte mich auf, eine neue Sichtweise zu finden und meinen Worten Taten folgen zu lassen.“ Und es gab noch eine letzte Sache, die ihn davon überzeugte, dass es das Richtige war. Im August 2019 nahm sich Neal Casal, Gitarrist der Chris Robinson Brotherhood und ein langjähriger Freund, das Leben. „Obwohl ich schon wusste, dass Rich und ich wieder gemeinsame Sache machen würden, machte es das endgültig“, sagt der Sänger, der zum ersten Mal traurig klingt. „Ich wusste da wohl, dass ich nun wirklich etwas anderes machen musste.”
Am Montag, den 11. November 2019, gingen Chris und Rich Robinson im Bowery Ballroom in New York zusammen auf die Bühne. Mit dem Rest der Band spielten sie die zehn Songs von SHAKE YOUR MONEY
MAKER, wenn auch nicht in der ursprünglichen Reihenfolge, und fügten dann als Zugabe noch eine
leidenschaftliche Coverversion von ›It’s Only Rock’n’Roll (But I Like It)‹ von den Rolling Stones hinzu.
Es war das erste Mal seit sechs Jahren, dass sie als The Black Crowes – oder überhaupt – wieder zusammen gespielt hatten. Und die offizielle Bestätigung, dass die Brüder wieder gemeinsam im Geschäft waren.
Die Crows sind für mich ein Paradebeispiel für wahre Musik-Schaffende, eine Spezies die es nicht oft gibt in diesem
Business.
Freu mich darauf von den Crows , leider nicht mehr in Original-Besetzung wieder Neues zu hören zu bekommen.
Geradelinge, einfach gute Rock-Musik dar geboten von Musikern die wissen was gute Rock-Musik auszeichnet.
Bin ein treuer Fan dieser Band seit dem WDR-Rock-Palast-Auftritt von 1996.