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Rock in der Krise (Teil 7): Interview mit Joe Elliott

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Rock in der Krise (Teil 7): Interview mit Joe Elliott

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Ihr wart eine der ersten Bands, die von Dauerrotation auf MTV profitierten. Wie hat sich das deiner Meinung nach verändert?
Es gibt keinen großen Enthusiasmus mehr wie einst. Als MTV auf Sendung ging, war das vier, fünf Jahre lang ein ganz neues Universum für uns. Dann wurde es zur Gameshow. Wozu sollte man noch Videos drehen? Niemand sieht sie mehr, außer auf YouTube. Aber sitzen die Leute mit Popcorn da und sehen sie sich mit ihren Kumpels an? Nein, sie sitzen allein in ihrem Schlafzimmer. Niemand teilt mehr etwas, außer als Links in E-Mails – normalerweise Axl, der auf die Fresse fällt. Es geht nur noch darum, sich lustig zu machen. Die komplette Industrie ist diesbezüglich den Bach runtergegangen.

Was ist mit eurer Plattenfirma passiert?
Wir sind im Krieg mit Universal, weil wir gesagt haben: „Seht her, wir brauchen euch nicht, ich werde nicht vor euch auf die Knie gehen und euch den Schwanz lutschen.“ Sie haben unsere Musik ohne unsere Genehmigung online gestellt und wir mussten ihnen sagen, das zu lassen. Universal hatte keine digitalen Verwertungsrechte daran, weil unser Vertrag so alt ist, dass es noch kein digital gab. Ab jetzt, wann immer sie etwas wollen, wird die Antwort „nein“ lauten. Sie können nichts aus dem Programm nehmen, billiger verkaufen oder unsere Stücke auf Sampler packen. Wir werden autark sein, weil wir unsere eigenen Platten machen werden, unser eigenes Artwork, und sie selber auf iTunes stellen werden. Wir werden das größte Heimunternehmen auf dem verdammten Planeten!
Wir regieren unsere eigene Welt. Die Industrie behandeln wir wie eine Tankstelle, wo man mal schnell Benzin zapft, eine Tüte Chips holt und wieder abhaut – und jetzt lasst uns in Ruhe. Wir sind auf unserer eigenen Straße. Vielleicht sind wir unter den großen Bands ganz unten, aber wir sind immer noch in dieser Oberliga – und wegen der Art und Weise, wie wir erfolgreich wurden, werden wir das auch immer sein.

Ihr habt junge Bands immer unterstützt. Glaubst du, dass sie es heute schwerer haben?
Die Infrastruktur der Plattenfirmen, mit der eine junge Band heute zu tun hat, ist völlig anders als zu der Zeit, als wir anfingen. Ich glaube nicht, dass es besser ist. Es ist richtig mies. Jeder, mit dem ich mich über Labels unterhalte, meckert über dieselben Dinge wie ich: den Mangel an Aufmerksamkeit und Wissen über alles, was mit Musik zu tun hat. Alles, was sie interessiert, sind ihre verdammten Taschenrechner und die Bilanzen. Es ist echt traurig.
Mittlerweile sind sie so weit, dass sie nicht mehr wissen, wie man neuen Künstlern zum Durchbruch verhilft. In den letzten 15 Jahren haben neue Acts das selber übernommen, mit ihrer eigenen Exzentrik, ihrem Genie oder einfach nur Glück. Eigentlich so, wie das immer war, nur ohne eine Industrie, die dahinter steht, und die Strippenzieher-Typen wie Don Arden, die eine Band richtig pushen. Heute stellt Lily Allen eine Kamera bei sich im Keller auf, sendet eine Performance und bekommt einen Vertrag. Dazu brauchst du eigentlich kein Label mehr. Also sind sie jetzt ein bisschen angepisst darüber. Die Musikindustrie hat keine Ahnung mehr. Und ich labere nicht nur Unsinn. Ich unterhalte mich mit diesen Leuten. Ich habe sie backstage bei Auftritten gesehen und sie wissen nicht, was sie da tun. Das ist im Moment ein echt beschissen seltsames Business.
Es gibt keine Bands mehr, die heute so gefördert werden, dass sie in unsere Fußstapfen treten könnten. In anderen Worten, so traurig es klingt, wird es bald Beerdigungen für McCartney, die Stones etc. geben. Wer wird an ihre Stelle treten und im Hyde Park, Madison Square Garden und all diesen Hallen spielen? Es gibt keinen soliden Act, der dieses Staffelholz übernehmen könnte. Wenn du heute stolperst, bist du 20 Minuten später auf YouTube. Das ist alles ein Teil davon, was in diesem Geschäft passiert.

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