Jethro Tull: Im Schoß von „Mama Merkel“

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Jethro Tull: Im Schoß von „Mama Merkel“

band-2015-midMit einem Hybrid aus Rock-Konzert und Theateraufführung kommt Ian Anderson im November auf große Deutschlandtournee. Titel der Veranstaltungen: „Jethro Tull – Performed By Ian Anderson“. Besucher dürfen sich auf ein multimediales Spektakel freuen, bei dem man nicht nur den Namensgeber der Band näher kennenlernt, sondern auch seine ökologische Gesinnung.

Wenn im November 2016 das Bühnenspektakel „Jethro Tull – performed by Ian Anderson“ auf große Deutschlandtournee geht, schließt sich für Anderson ein Kreis. 1967 hatte der gebürtige Schotte seine legendäre Band gegründet und sie nach einem bekannten englischen Agrarwissenschaftler benannt. Der Mann hieß mit vollem Namen Henry Jethro William Tull und lebte von 1674 bis 1741. Bereits Andersons Namenswahl war ein erster Fingerzeig auf die „grüne“ Gesinnung eines Musikers, der fortan regelmäßig Appelle an den Naturschutz (SONGS FROM THE WOOD, 1977) richtete, eine erfolgreiche Lachsfarm betrieb und sich auch für den Schutz bedrohter Tierarten einsetzte.

Bei den nun anstehenden Konzerten greift er die Geschichte Tulls auf, wenn auch nur rudimentär. „Es ist nicht allzu viel über sein Leben bekannt“, erklärt Anderson, „deswegen haben wir die Story ein wenig aufgepäppelt und in die nähere Zukunft verlagert, um sie für die Gegenwart interessant zu machen.“

Geplant ist eine Mischung aus Rockkonzert und Theateraufführung, ein Multimedia-Spektakel, in dessen Mittelpunkt viele Klassiker der Band stehen. Man darf sich auf Songs wie ›Living In The Past‹, ›Witch‘s Promise‹, ›Aqualung‹, ›Locomotive Breath‹, ›Songs From The Wood‹ und ›Heavy Horses‹ freuen, aber auch auf fünf bislang unveröffentlichte Nummern. Anderson: „Die neuen Stücke bilden quasi das Bindeglied der Geschichte und sind über den gesamten Abend verstreut, um das Publikum nicht allzu sehr zu verschrecken. Die Stücke handeln von wirtschaftlichen Aspekten der Landwirtschaft und wie man Viehzucht und Ackerbau heutzutage betreiben sollte.“

Man darf sich also auf einen unterhaltsam-lehrreichen Abend freuen, zumal der Flötist und Sänger spätestens mit seinem Konzeptalbumklassiker THICK AS A BRICK (1972) bewiesen hat, dass er ein grandioser Geschichtenerzähler ist, wenn auch ein bisweilen unbequemer. Denn der Brite legt gerne den Finger in die Wunde und prangert Missstände an. „Wir brauchen Moral und Verantwortung in der Landwirtschaft, ebenso wie im Bankensystem und im Handelsverkehr“, fordert er und fragt: „Kann man Monsanto trauen? Kann man McDonalds trauen? So wie es aussieht, können wir uns ja nicht einmal darauf verlassen, dass Apple, Google, Starbucks und Bono immer das Richtige tun. Ich bezahle brav meine Steuern, wo immer sie anfallen. Ist es zu viel verlangt, das Gleiche von den Superreichen zu erwarten, die sich Steuerberater, Buchhalter und Rechtsanwälte leisten können? Ganz zu schweigen von den Sportlern mit Wohnsitz in Monaco.“

Zentraler Punkt der Tull-Bühnen-Performance ist laut Anderson die zunehmende Überbevölkerung der Erde, das Kernproblem der Zu­­kunft: „Hunger und die tickende Zeitbombe der globalen Klimaerwärmung lassen immer mehr Menschen aus ihrer Heimat flüchten. Und natürlich wollen möglichst viele in den Schoß von Mama Merkel und ihres liberalen und humanitären Deutschlands. Um die für Ende des Jahrtausends prognostizierten zwölf Milliarden Menschen zu ernähren, bedarf es riesiger Anstrengungen.“

Kein Zweifel: Auch mit 69 Jahren ist Anderson kein bisschen leise. Bemerkenswert!

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