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Coven: Jinx Dawson im Interview |uncut

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Coven: Jinx Dawson im Interview |uncut

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Missverstanden, komplett wahnsinnig oder wirklich eine Hexe? Als Coven vor wenigen Jahren erstmals in Deutschland spielten, rief ich voller Vorfreude Mastermind Jinx Dawson an. Eine geheimnisvolle und wunderschöne Frau, die sich selbst als echte Hexe bezeichnete und im Laufe der Jahrzehnte schon so einiges im Rockbusiness gesehen und erlebt hatte. Das Interview war für 20 Minuten angesetzt, da wir uns aber mehr als gut verstanden und ein wirkllich interessantes Gepräch zustande kam, telefonierten wir knapp 70 Minuten, was dazu führte, dass ich an diesem Freitagabend zwei Züge nach Stuttgart verpasste und schließlich spontan per Anhalter von München aus zu der geplanten Party reisen musste. Doch wer würde schon eine Untergrund-Ikone bei den Ausführungen über Magie, den Pfad zur linken Hand, echte Hexenzirkel, in Ketten gelegte Rockstars und pikante Details unterbrechen?

Warum habt ihr erst nach so vielen Jahren erstmals in Deutschland gespielt?

Nach dem Release unseres ersten Albums WITCHCRAFT DESTROYS MINDS AND REAPS SOULS durften wir nicht einreisen. Es blieb uns also keine andere Wahl.

Warum war das so ein Problem?

Das lag wahrscheinlich an der Natur des Albums. Heute wirkt das lächerlich, weil hunderte von Bands das heute machen. Aber damals hat das einfach niemand vor uns getan, es war etwas, das die Bibel-Werfer überhaupt nicht mochten. Sie hatten echt Angst.

Kann ich mir vorstellen. Wobei es hierzulande auch heute noch so Leute gibt.

Oh, interessant. (lacht) Heute achten diese Leute aber auf andere Dinge, ich bin fast froh, dass sie uns vergessen haben und mich in Ruhe lassen. Die hatten mich so auf dem Kieker! Die haben sogar unsere Platte verbieten lassen, unsere Touren wurden abgesagt. Sogar in den Staaten.

Also war es damals doch so hart für euch?

Oh ja, das waren die Hippie-Tage. Es ging nur um Frieden, Liebe und Blumen. Es ging sicherlich nicht um dunkle Themen, wie wir sie behandelten.

Wie schätzt du die ganze Sache heute ein? Denkst du, dass ihr einfach aufgrund der sozio-kulturellen Atmosphäre damals ein schlechtes Timing hattet? Warum seid ihr im Underground geblieben, auch wenn ihr heute so etwas wie Kultstatus innehabt?

Es ist wahrscheinlich immer so, dass derjenige, der ein neues oder verstecktes Thema erstmals wieder an die Oberfläche bringt, am meisten Probleme kriegt. Ich meine, es gab auch noch eine „Satanic Panic“ in den 80ern, ein bisschen davon im Fernsehen. Aber es ist immer der oder die erste, die am meisten Probleme abkriegt.

Also hast du den Weg für die folgenden Bands geebnet, die so etwas ähnliches machten?

Davon bin ich überzeugt. Wenn du dieses erste Album wirklich anschaust und anhörst, dann siehst du, dass da wirklich alles drin ist. Als wir die zweite Platte machten, dachte ich mir echt kurz: Verdammt, was soll ich jetzt noch tun? Da war die schwarze Messe, all die großen Narrative des Okkulten in diesem einen Album, weißt du? (lacht)

Eine ziemlich runde Sache! Wie denkst du heute darüber, dass viele Bands euch recht schnell imitiert haben?

Ach, da habe ich gemischte Gefühle. Eigentlich wollte ich nicht, dass diese Album kommerzialisiert wird oder ein Genre definiert. Das war rein als Forschungsgrundlage für gewisse Menschen gedacht, die dieses Album finden würden. Meine Familie mochte das gar nicht, alle folgten dem Pfad zur linken Hand und daher hatte ich auch viele Ideen. Von ihren Ritualen und so. Das alles möchte ich auch in meiner Autobiografie niederschreiben.

Arbeitest du noch daran?

Ja, es dauert einfach so lange, weil ich eine komplizierte Geschichte habe und ich mich bei vielen Ereignissen selbst frage, ob ich das öffentlich machen soll oder nicht. Manches davon geht vielleicht einfach zu tief und es legt viele Dinge offen. Keine Ahnung, nicht, dass dann irgendwelche Anfänger damit herumspielen. Denn ich habe gewisse Dinge getan und gewisse Dinge gesehen, die mir nicht wirklich gut taten, die mir Pech gebracht haben. Alleine, dass zwei meiner Tanten wirklich einen Hexenzirkel (engl. Coven) hatten, daher hatte ich ja den Namen. Ich habe mein Erbe deswegen verloren…

Ich habe schon gehört, dass das ein großes Problem in deiner Familie verursachte.

Oh ja, und wie. Sie wollten nicht, dass diese Geheimnisse enthüllt werden. Wie beispielsweise das Zeichen der Hörner, das war bis dato eigentlich geheimes Zeug. Im späten 18. Jahrhundert waren Geheimbünde sehr beliebt, daher kam das und es sollte nicht an die Öffentlichkeit gelangen.

Aber mit deiner Musik und der Autobiografie hast du trotzdem beschlossen, diese Dinge öffentlich zu machen?

Ja, heute ist fast eh jeder aus meiner Familie gestorben, wobei ich wie gesagt manche Leute nicht mit diesem Wissen vertraut machen möchte. Alleine schon bei den ganzen Bands, die uns nachgemacht haben, dachte ich mir schon kurz „Oh oh“. (lacht) Das war außerdem fast schon wie eine frühe #metoo-Sache, denn viele dachten sich: Oh, das kommt von einer Frau, das gefällt uns nicht. Frauen hatten damals nicht die Macht und die Rechte, die sie heute haben. Und auch heute sind sie noch nicht gleichberechtigt. Wir hatten ja dieselbe Plattenfirma wie Black Sabbath. Ich habe überhaupt kein Problem mit Black Sabbath, ihre Musik war ja auch total anders als unsere, aber als wir das Label verließen, wurden sie plötzlich sehr gepuscht.

Kannst du das mit dem Pfad zur linken Hand vielleicht kurz erklären?

Zu allererst: Das hat nichts mit Satanismus zu tun. Der Pfad zur linken Hand richtet sich gegen Religionen jeglicher Couleur, deswegen hatten wir auch Probleme. Religionen sind menschengemacht und nicht gut für Leute und Kulturen. Menschen werden in die falsche Richtung gelenkt und wir glauben überhaupt nicht an so etwas, uns zufolge ist das alles ein großes Märchen. Wir glauben an die Natur und auch an Übernatürliches, das aber mit Wissenschaft verbunden ist. Wenn wir also Geister jagen, denken wir, dass es eine wissenschaftliche Erklärung dafür gibt. Darum geht es und um Rituale und ja, Sex ist natürlich auch ein wichtiger Teil, weil der Pfad zur linken Hand sich mit dem Körper und der Befreiung des menschlichen Körpers beschäftigt. Das ist ziemlich schön. Ich meine, ich hatte echt meistens ein schönes Leben, weil ich so gelebt habe und mich nicht nach irgendeiner Art von Religion gerichtet habe.

Du hast dir also selbst keine Fesseln angelegt…

Exakt. Trotzdem haben wir einen sehr stark ausgeprägten moralischen Kompass. Es heißt nicht, dass wir herumlaufen und Dinge tun, die gegen die 10 Gebote oder die goldene Regel verstoßen.

Da du das Thema Sexualität schon angesprochen hast.. Du bist immer noch eine sehr attraktive Frau, du hast diese sexuelle Aura um dich herum, die ja auch für deine Musik sehr wichtig ist. War das auch ein wichtiger Teil für Coven?

Naja, natürlich ist das Bild einer schönen Hexe sehr viel anziehender als das Bild einer hässlichen Hexe. (lacht) Aber meine Tanten und Großtanten waren nicht sehr attraktiv und hatten dafür ziemlich viel Macht. Schönheit bedeutet also nichts, diese Art von Macht zu haben ist viel besser, weil sie von Dauer ist. (lacht)

Ziehst du eher Frauen oder Männer im Coven-Kosmos an?

Das ist interessant. Ich bin nicht so gut mit diesem ganzen Internet-Zeug, aber die Statistiken sagen, dass unser Hauptpublikum aus Männern zwischen 24 und 34 Jahren besteht. Da frage ich mich schon, warum das nicht mehr Frauen anspricht, weil ich Frauen wirklich einbeziehen möchte. Aber auf der anderen Seite muss man auch sagen, dass der Pfad zur linken Hand nicht so stark zwischen den Geschlechtern unterscheidet. Wir schauen uns eher die Person an. Naja. Die weiblichen Fans werden mehr und es gibt viele Voyeure, das sicherlich auch. Manche interessieren sich einfach nur für diese Band, weil sie ihre kleinen Fantasien darüber gießen können. Deswegen wohl dieses Kult-Ding.

Wie beurteilst du die Nutzung okkulter Bilder innerhalb des Rock’n’Rolls für Unterhaltungszwecke?

Ach, das kommt und geht und passiert weiterhin, aber das war damals echt nicht meine Intention. Viele große Bands mit denen wir früher spielten, fragten uns tatsächlich, warum wir das taten. Sie meinten, wir ruinierten unsere Karrieren mit dem Zeug. Ähm, aber wie war nochmal die eigentlich Frage? (lacht) Sorry, ich trinke gerade erst meinen ersten Kaffee. Ich kann nicht viel Zeit im Tageslicht verbringen, weißt du. Meine Haut und meine Augen sind sehr empfindlich, wenn ich zu lange in der Sonne bin, verbrenne ich. Deswegen stehe ich eigentlich spät auf. (lacht)

Wie positionierst du dich als Frau in der Musikindustrie?

Damals kamen fast gar keine Frauen bis zur ersten Reihe durch. Heute gibt es im Pop-Bereich ja fast nur Frauen, aber damals war das echt schwer. Und ich machte es mir doppelt schwer: Eine Frau und dann auch noch eine Frau, die im Okkulten verwurzelt war. Ich meine, stell es dir so vor: Die Labels waren sehr stark, es gab kein Internet, um sich selbst zu promoten oder irgendetwas selbst zu kontrollieren. Sie wollten einfach nur, dass ich Singles und Popmusik produziere. Wahrscheinlich wäre ich noch lange vor Madonna das erste Popsternchen gewesen, aber das war nicht der Sinn, den ich mit Musik und Okkultismus erreichen wollte. Ich lehnte diese Angebote ab und wurde in Hollywood dann ziemlich auf die schwarze Liste gesetzt. Nach dem Motto „Oh, mit ihr ist nicht leicht Kirschen essen.“ Dabei wollte ich mich einfach nicht verkaufen.

Immerhin in der Underground-Szene ist Coven seit Jahren ein ziemlich wichtiger Teil, weil es eben so weit weg von einem Ausverkauf wirkt.

Nun, danke. Genau das war meine Absicht, deswegen danke ich dir wirklich. Wenn dem so ist, dann weiß ich das zu schätzen. Das ist aber ehrlich gesagt das erste Mal, dass ich sowas höre.

Echt? Ich würde das wirklich so einschätzen. Als ich Coven mit 18 entdeckte war ich total geflasht und beeindruckt von der Machart und den Umständen. Man hat das Gefühl, wenn nur ein Punkt in eurer Geschichte anders gelaufen wäre, wärt ihr vielleicht ganz groß geworden…

Vielleicht ja, aber wie gesagt: Das ist mir egal. Es war mir nur nicht egal, dass sie uns so abgeschnitten haben und anderen den Vorrang gaben. Ich meine, andere Bands haben einfach nur unseren ersten Song als Namen genommen. Oder Gene Simmons von Kiss, der beansprucht, das Hörnerzeichen als erstes gezeigt zu haben. Na, sorry Gene. Erstens machst du es falsch und zweitens kam es nun mal nicht von ihm und das hat mich wirklich verwirrt. Viele sind sauer auf mich, wenn ich solche Dinge erzähle, weil sie denken, ich lüge. Ich sage aber die Wahrheit. Als wir unser erstes Album rausbrachten, wussten viele Leute nicht einmal, dass es so etwas wie Covens gab. (lacht) Naja, die ganze Reise war sehr interessant und vielleicht hat es einfach so kommen müssen, weißt du.

Wenn dem so war, dann klingt es schon auch danach, als hätte die maskuline Dominanz in der Szene eine Rolle gespielt…

Oh total. Ich meine, ich kenne Gene und wir hätte eigentlich von dem Label gesignt werden sollen, wo KISS ihren Vertrag hatten. Das Label wollte uns dieses ganze Paket aufdrücken. Das Make-Up und die Comic-Sache. Ich wollte das nicht, deswegen lehnte ich den Deal ab, den Kiss dann bekamen. Ich kenne Gene recht gut, auch wenn wir uns Jahre lang nicht gesehen haben. Ich denke, viele dieser Leute haben einfach nie mit so etwas wie dem Internet gerechnet, wo man plötzlich ohne Kontrolle erzählen kann, was passiert ist. (lacht) Ohne das Internet wäre ich vielleicht nie aus meinem Versteck gekommen und hätte es einfach dabei belassen.

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