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Wytch Hazel: Leidgeprüft

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Wytch Hazel: Leidgeprüft

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Einen etwa gleichaltrigen Menschen zu treffen, der sich selbst als religiös bezeichnet, ist für Atheist*innen wie die Autorin dieses Textes etwas befremdlich. Wenn dieses Gegenüber dann auch noch christliche Rockmusik zelebriert, kommt man fast nicht umhin, leichten Argwohn in sich aufkeimen zu spüren. White Metal? Echt jetzt? Ja, echt jetzt und das mit Inbrunst! Seit ihrer Gründung im Jahr 2011 beschäftigen sich Wytch Hazel vordergründig mit biblischen Themen und zaubern drumherum ein musikalisches Œuvre, das aufgrund der betörenden Retro-Rock-Gewänder über dem Priestergewand auch auf Nicht-Gläubige eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausübt. Denn: Wytch Hazel bzw. Mastermind Colin Hendra machen ihre Sache verdammt gut und besetzen mit ihrer textlich und optisch eher ungewöhnlichen Ausrichtung im Grunde ja nur eine weitere Nische innerhalb des Rockmusik-Kosmos.

Gut statt böse, weiß statt schwarz, Gott statt Teufel. Ganz simpel und dann doch wieder nicht, weiß man doch, dass Gegensätze ohne ihren direkten Antagonisten gar nicht existieren können. Und so propagiert Colin Hendra in seinen grandiosen Werken keine eindimensionale oder blinde Gottesliebe, sondern beschäftigt sich, vor allem auf dem neuen Album IV: SACRAMENT, auch mit dem Thema Zweifel: „Das kommt daher, dass die Zeiten für uns alle sehr hart waren. Es war viel Unsicherheit zu spüren. Und für Christen war der Zweifel schon immer zentraler Bestandteil des Glaubens. Bei mir besonders. Ich scherze gerne: ‚Wenn ich Atheist wäre, würde ich wohl irgendwann an meinem Zweifel zweifeln.’“, so Hendra im Zoom-Interview.

Auch das Theodizee-Problem sei ihm schmerzlich bewusst, genauso wie es ihm manchmal schwer falle, Trost in seinem Glauben zu finden: „Die Bibel ist voller Symbole und Geschichten, wenn ich darin lese, wird mir bewusst, dass vieles Böse, mit dem wir uns konfrontiert sehen, schon immer da war, weil viele nicht erkennen, dass sie das Potential in sich tragen, besser zu sein. Und dann ertappe ich mich auch selbst dabei, wie ich egoistisch handle. Ein komplexes Thema, bei dem ich akzeptieren muss, dass ich nie alle Antworten finden werde. Darum geht es im Song ›Time And Doubt‹“. Doch nicht nur die brennenden Fragen seiner Religion trieben Hendra während des Schaffensprozess um, auch andere, weltliche Faktoren spielten eine Rolle: „Ich merke, dass ich älter werde und ich habe das Gefühl, je älter ich werde, desto weniger weiß ich. Hinzu kommt, dass ich ständig zu tun habe, es gibt keine Pausen.“

Als bei dieser Erzählung der eigene Burn-out-Radar sofort anspringt, erwidert er nur lachend: „Nachdem SACRAMENT fertig war, war ich komplett ausgebrannt, das gebe ich zu! Die Platte entstand mitten in der Pandemie, da ich nach unserem letzten Album III: PENTECOST nicht direkt mit dem nächsten Wytch-Hazel-Album anfing, sondern an einem Solowerk arbeitete, das ich bisher noch nicht aufnehmen konnte. Außerdem habe ich ein Nebenprojekt ins Leben gerufen, eine Art Akustik-Wytch-Hazel, welches aufgrund der Lockdowns auch nicht abgeschlossen wurde. Nach diesen beiden unfertigen Projekten, und ich hasse unfertige Projekte, legten wir mit SACRAMENT los. Ich spielte die Drums diesmal selbst ein, dazu die Gitarren, der Gesang und die Orgel. Das war etwas zu viel, ich arbeite ja auch noch Vollzeit und habe eine Familie. Dann hatten wir technische Probleme im Studio und ich musste das Schlagzeug nochmal einspielen. Ein bisschen anstrengend.“ Trotz all dieser Hürden – und leidgeprüft wie ein echter Christ – ist Hendra stolz auf dieses vierte Album, auch wenn sein Perfektionismus ihn immer weitertreibt. Aktuell sitzt er schon an der fünften Platte: „Eigentlich möchte ich ein Album pro Jahr machen, ich setze mir mal ein optimistisches Ziel und dann wird man sehen. Ein paar schöne Gigs stehen auch an, spannende Zeiten.“

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1 Kommentar

  1. Eine Club-Tour dieser außergewöhnlichen Band in Deutschland wäre doch mal was tolles. Kenne einige Leute, die die Musik ebenso wie ich mögen.

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