0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Rückblende: Don McLean mit ›American Pie‹

-

Rückblende: Don McLean mit ›American Pie‹

- Advertisement -

Auch nach einem halben Jahrhundert versteht es die Folkrock-Hymne über die Ernüchterung des American Dream noch, zu erstaunen und zu inspirieren.

Vor langer, langer Zeit – konkret: vor 50 Jahren – war Don McLean ein kaum bekannter Singer/Songwriter mit großen Plänen. Der damals 25-Jährige lebte in New York, schrieb Songs für den Nachfolger seines Debüts TAPESTRY und fand, er bräuchte „einen großen Song, um alles zusammenzu-schweißen. Mir war bewusst, dass ich versuchte, eine Rock’n’Roll-Traumsequenz zu erschaffen“, erzählte er mir 1997 über sein Konzept zu ›American Pie‹. „Aber es war viel mehr als Rock’n’Roll. Es ging um ein Amerika, das zu zerfallen begann. Ich versuchte, diesen amerikanischen Song zu kreieren, aber nicht wie ›This Land Is Your Land‹ oder ›America The Beautiful‹.

Ich suchte die Verbindung zu den Teilen Amerikas, die mir wichtig waren, angefangen bei Buddy Holly. Und als ich anfing, diesen Song zu schreiben, war Buddy niemandem wichtig, das kannst du mir glauben.“ An dem Tag im Jahr 1959, als die Musik starb, oder Holly, war McLean ein 13-jähriger Junge in
New Rochelle, New Jersey, der Zeitungen aus- trug. „Der Teil am Anfang des Songs wurde in einem Stück geboren“, sagte er. „Ich schrieb ihn aus der Erinnerung an den Tag, als ich die Zeitung sah und den Artikel, in dem stand, dass mein Lieblingskünstler ums Leben gekommen war. Das war der Startpunkt.“

Das Zusammensetzen des Songs, der zu einem komplexen Puzzle aus verschiedenen Passagen, Figuren und Emotionen wurde, verlangte einige Geduld. „Etwas später schrieb ich den Refrain und mir kam die Idee zu dem Titel. Es ist wie ein Apfelkuchen, wie Stücke dieses Kuchens. Man spricht auch immer über den Kuchen in wirtschaftlicher Hinsicht, und es gibt auch eine sexuelle Ebene. Und dann kam mir an einem anderen Tag mit Glanz und Gloria der gesamte Rest des Stücks und ich verband musikalische Bilder von nicht genau definierter Bedeutung mit dieser Geschichte über Amerika.“


Als McLean den Song zum Produzenten Ed Freeman brachte, spielte er ihm eine Kurzfassung davon vor. „Er sang die erste Strophe und den Refrain“, erinnert sich Freeman. „Er sagte: ‚Mehr habe ich noch nicht‘. Ich erwiderte: ‚Hey, du solltest das fertigstellen. Das klingt wie ein Hit‘. Ich glaube, er hatte es tatsächlich schon vollendet, aber er wollte es nicht komplett vorsingen. Es ist eine ziemliche Herausforderung, jemandem einen achteinhalbminütigen Song vorzusingen, den du als Produzenten gewinnen willst.“ (lacht) Zunächst wollte McLean ›American Pie‹ nur mit akustischer Gitarre aufnehmen, doch Free- man „bedrängte ihn“, eine Rhythmussektion ein- zusetzen. „Für mich war das mein wichtigster Beitrag zu dem Song“, sagt Freeman. „Don hatte nur sehr wenig Erfahrung damit, mit anderen Leuten zu spielen, und war deswegen sehr argwöhnisch. Statt einen Haufen erfahrener Session-
musiker ins Studio zu holen, die das in fünf Minuten raushauen konnten, engagierte ich gezielt Musiker, die gut waren, aber keine abgeklärten, ausgebrannten Superstarspieler. Sie konnten auf Augenhöhe mit Don arbeiten.“

Im Mai 1971 gingen sie nach zweiwöchigen Proben ins Record Plant in New York. McLean an der Akustischen, Bassist Bob Rothstein und Schlagzeuger Roy Markowitz absolvierten den Rhythmustrack für den Hauptteil des Songs souverän in einem selbstbewussten Take. „Dann fügte ich noch den Pianisten Paul Griffin und den Gitarristen David Spinozza hinzu und es wurde richtig aufregend“, erinnert sich Freeman. „Als dann alle in die Kabine kamen, um sich den Track anzuhören, war es Magie. Wir wussten, dass wir da etwas wirklich Besonderes in der Hand hatten.“

2020 beklagte McLean sich in einem Interview darüber, dass er „noch nicht gelernt hatte, sich im Studio zu entspannen“ und sich wünschte, er wäre bei den Sessions lockerer gewesen. „Nun, Don war wirklich ziemlich unerfahren im Studio“, so Freeman. „Er hielt nicht viel von Overdubs und davon, dass ich seinen Gesang auf 200 Spuren spreizte. Aber in gewisser Weise ist es genau das, was es so gut macht – dieses Gleichgewicht zu finden zwischen dieser Unschuld, dieser Naivität – beides sehr wichtige Dinge –, und dem Anspruch, einen professionell klingenden Song zu wollen. Das war mein Job.“


In einer Zeit, in der die meisten Radiohits nicht mehr als drei Minuten Spielzeit hatten, wurde die Länge von ›American Pie‹ zum Problem. Die Mittelwellensender bekamen eine auf vier Minuten gekürzte Fassung, während die UKW-Sender darauf bestanden, die Vollversion zu spielen. Die wichtigere Frage war jedoch, wie man das auf eine 7“-Vinylplatte pressen sollte. „Es war technisch schlicht unmöglich, ein achtminütiges Stück auf eine Seite einer 45er zu bringen“, erklärt Freeman. „Also teilten wir es in Teil 1 und Teil 2 auf. Trotzdem verbrachte ich Wochen im Mastering-Labor und inspizierte unter dem Mikroskop jede einzelne Rille, um zu sehen, ob wir wirklich den Song so da drauf brachten, dass die Nadel nicht springen würde. Und selbst dann wurden noch 100.000 Exemplare der Single zurückgeschickt, weil die Nadel eben doch sprang! Oh Gott, es war ein fucking Albtraum.“ Doch das konnte die flotte Nummer nicht davon abhalten, ein Riesenhit zu werden. Es waren aber die Rätsel im Text, die ein so großes Gesprächsthema daraus machten. Sang er über Mick Jagger und die Beatles? Und wer war der Hofnarr? McLean hat sich bis heute nichts entlocken lassen.

„Es gibt viele Interpretationen meines Texts, aber keine von mir“, sagte er. „Ich fand es wirklich lustig, dass die Leute sich so für die Worte zu interessieren begannen, nachdem der Song berühmt wurde. Ich versuchte, über Amerika zu schreiben, nicht über Elvis oder die Beatles. Dass sie zu bestimmen versuchten, wer mit diesem oder jenem in dem Song gemeint war, zeigt, dass sie es wirklich nicht kapiert hatten.“ Der daraus resultierende Ruhm war für den introvertierten McLean kein Spaß. „Wo auch immer ich hinkam, war ich ein Nachrichtenthema. Aber das bedeutete für mich puren Stress, denn ich wollte einfach nur auf meinem Weg weitergehen. Ich rannte herum wie verrückt – und das 365 Tage im Jahr. Eine Zeit lang war ich nur noch ein Häuflein Elend – eine Phase der Erschöpfung, die 1974 etwa sechs bis acht Monate dauerte.“ McLean, mittlerweile 75, bekam diesen Sommer seinen Stern auf dem
Hollywood Walk Of Fame und freut sich auf die Rückkehr auf die Bühne.

Über ›American Pie‹ sagte er letztes Jahr: „Es ist ein toller Song. Aber wenn wir keine großartige Platte daraus gemacht hätten, würde ich heute nicht mehr darüber sprechen.“ „Eine solche Platte verändert
dein Leben“, sagt Freeman, der seit 30 Jahren ein angesehener Fotograf ist. „Und das ist nicht nur der
Erfolg. Sie hat sich auch psychisch stark auf mich ausgewirkt. Das war das Requiem auf die Art von
Leben, die wir uns alle in den 60ern erträumt hatten.“

- Advertisement -

Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe: CLASSIC ROCK #135 jetzt im Handel!

Die neue Ausgabe von CLASSIC ROCK ab sofort überall im Handel erhältlich! Oder hier direkt versandkostenfrei bestellen... Titelstory: Queen 40 Jahre THE WORKS +...

Vic Flick: James-Bond-Gitarrist gestorben

Der renommierte britische Session-Musiker Vic Flick verstarb im Alter von 87 Jahren Seine Finger waren für eine der bekanntesten Melodien der Popkultur verantwortlich, aber seinen...

Ulrich Ellison: Ein Grazer in Texas

Videopremiere: Der in Austin gefeierte Österreicher veröffentlicht heute sein neues Album Ein Texaner mit Vornamen Ulrich? Klingt ungewöhnlich - und das ist es auch. Geboren...

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Advertisment -

Welcome

Install
×