Rock-Mythen: Charles Manson – Der Hippie-Killer

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Rock-Mythen: Charles Manson – Der Hippie-Killer

Die Family zog weiter und riss sich die nur wenige Meilen nordwestlich von Beverly Hills gelegene Spahn Movie Ranch unter den Nagel. Ab Herbst 1968 fungierte das baufällige Gelände, auf dem früher Westernfilme, unter anderem für die TV-Serie „Bonanza“, gedreht worden waren, nun als Hauptquartier der Family. Niemand ahnte, dass in dem vermeintlich friedlichen Hippie-Idyll eine Zeitbombe tickte.

Wenige Monate später ging sie los: In der Nacht zum 9. August 1969 drangen die Family-Mitglieder Susan Atkins, Patricia Krenwinkel, Linda Kasabian und Charles „Tex“ Watson in Beverly Hills in das Haus am Cielo Drive 10050 ein, wo sie die hochschwangere Sharon Tate, deren Freunde Jay Siebring, Abigail Folger und Wojciech Frykowski sowie den zufällig anwesenden Steven Parent mit Gewehren und Messern auf bestialische Weise umbrachten. Anschließend schmierten sie mit Tates Blut das Wort „Pig“ an die Hauswand und verschwanden in die Nacht. Am nächsten Tag kam es zu einem ähnlichen Massaker im Haus des Unternehmers Leno LaBianca, dem er selbst und seine Frau Rosemary zum Opfer fielen. In den folgenden Wochen konnten die Morde zweifelsfrei nachgewiesen und Charles Manson als Initiator überführt werden, obwohl er zum Tatzeitpunkt jeweils nicht vor Ort gewesen war.

Bis heute ist nicht wirklich geklärt, welche Motive hinter der mysteriösen Mordserie steckten. So viel jedoch scheint sicher: Der ohnehin zu abstrusen Theorien neigende Manson hatte sich nach und nach in die Vorstellung eines bevorstehenden Rassenkrieges zwischen Schwarz und Weiß hineingesteigert. Ein Endzeitszenario, offensichtlich inspiriert durch die seit 1966 zunehmende Radikalisierung der Bürgerrechtsbewegung, neue politische Gruppierungen wie die Black Panther Party und die zu dieser Zeit in den großen Städten des Landes aufflammenden gewalttätigen Rassenunruhen.

Manson glaubte offenbar, den Ausbruch dieses aus seiner Sicht unvermeidlichen Krieges durch Greueltaten provozieren zu müssen, die er den Schwarzen in die Schuhe schieben konnte. Viele Indizien im Zusammenhang mit den Family-Morden sprechen für diese These. Andererseits ist es denkbar, dass zumindest die Morde am Cielo Drive gar nicht Tate und ihrem zu diesem Zeitpunkt verreisten Ehemann Roman Polanski galten, sondern Terry Melcher, der dort bis Anfang 1969 gewohnt hatte.

In der späteren Gerichtsverhandlung konnte das nicht geklärt werden. Wohl aber behauptete Manson, die Handlungsanleitung für die Mordserie aus geheimen Textbotschaften des Beatles-Songs ›Helter Skelter‹ herausgelesen zu haben. Sämtliche Angeklagte wurden 1971 zum Tode verurteilt. Nachdem Kalifornien 1972 die Todesstrafe abgeschafft hatte, wurden die Urteile in lebenslange Haftstrafen umgewandelt. Seitdem sitzt Manson ein, derzeit im California State Prison in Corcoran. Ein Gnadengesuch wurde 2012 abgelehnt, das nächste kann der inzwischen 81-Jährige erst 2027 stellen. Die grausige Geschichte des Charles Manson fand Niederschlag auch in der Popkultur, Guns N’ Roses vertonten mit ›Look At Your Game, Girl‹ sogar einen seiner Songs. Und Bands wie Kasabian, Spahn Ranch und Marilyn Manson ließen sich von den Tate/LaBianca-Morden zu ihren Bandnamen inspirieren.

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