Vom Studio in die Scheune
Weil er mit seinem aktuellen Album nicht auf Tour geht, hat sich Bruce Springsteen was ausgedacht. Es soll kein Ersatz sein, aber so was wie eine Geste. Zusammen mit einem Orchester hat er die Stücke von WESTERN STARS live aufgenommen, „vor ein paar Freunden“ in einer über 100 Jahre alten Scheune auf seinem eigenen Grundstück in Colt Neck in New Jersey. Die Filmaufnahmen davon stehen im Zentrum einer gleichnamigen Doku, in der Springsteen außerdem als Erzähler auftritt, in der Filmmaterial bis zurück zu den 70ern gezeigt wird und die bis Erscheinen dieses Textes im Kino gewesen sein wird. Auf der Soundtrack-Platte WESTERN STARS: SONGS FROM THE FILM gibt es die Live-Songs logischerweise nur zu hören, und man muss sagen: Sie klingen nicht bemerkenswert anders als die Versionen vom Studioalbum. Der Schmalz ist da, die Steelgitarre, die Streicher und Backgroundsängerinnen, das sanft getätschelte Schlagzeug und die schönen, nostalgischen Melodien. Romantik, Resignation, Beschwingtheit und Wehmut. Springsteen covert Glen Campbells ›Rhinestone Cowboy‹ und klingt auch sonst wie ein Wiedergänger des goldenen Country-Pop der 70er Jahre. Man kann vor vielem davonlaufen, aber nicht für immer, und schon gar nicht vor sich selbst, sagt er, bevor es losgeht. Es ist so etwas wie die Prämisse dieser Songs.
8/10
Bruce Springsteen
WESTERN STARS: SONGS FROM THE FILM
COLUMBIA/SONY