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Guns N’ Roses: Appetite for Reconstruction

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Guns N’ Roses: Appetite for Reconstruction

Fünf hoffnungsvolle junge Musiker namens Guns N’ Roses gingen in ein Studio. Neun Monate später kamen sie mit einem der besten Debütalben aller Zeiten wieder heraus. Aber APPETITE FOR DESTRUCTION hätte SEHR anders werden können…

5. Juni 1986: Guns N’ Roses nehmen in den Sound City Studios in Los Angeles Demos für ihr Debüt auf. Die Band, über die in der Szene von L.A. so viel geredet wird wie über keine andere, hat nach einem wilden Bieterkrieg zwischen diversen Major-Labels bei Geffen Re­­cords unterschrieben. Die Plattenfirma hat einen Mann als Produzenten geschickt, der schon alles gesehen hat: Manny Charlton, den Gitarristen von Nazareth, einer der großen Rockbands der 70er.

In den ersten beiden Stunden füllt sich die kalte Luft im Raum mit Zigarettenrauch, während die Band eine Reihe fieser Rocksongs abfeuert. Charlton gefällt das, was er da hört. Wie er sich heute erinnert: „Sie waren wie Aerosmith und die Stones – vor allem mit diesem Image, das sie hatten.“ Und dann, nach der Hälfte der Session, tut der Sänger Axl Rose etwas völlig Unerwartetes. „Er setzte sich einfach ans Klavier, als wir eine Pause machten und spielte der Band diesen Song vor.“

Und der hieß ›November Rain‹. Ein Stück, das er drei Jahre zuvor geschrieben hatte, bevor Guns N’ Roses überhaupt existierten, und das anders als alles andere in ihrem Repertoire war – ein wunderschönes, episches Liebeslied, über zehn Minuten lang, mit Anklängen an Queen und Elton John. Während Rose es sang, seine Stimme roh vor Emotionen, war Charlton ge­­bannt. Als es vorbei war, war Charlton überzeugt, dass dies der wichtigste Song auf dem ersten Album von Guns N’ Roses werden wür­de. Doch der Sänger dachte schon wesentlich weiter: „Der ist für das zweite Album“, informierte ihn Axl.

Am Ende der Session hatten sie 25 Stücke auf Tonband. Es gab die raue Energie von ›Nightrain‹ und ›Out Ta Get Me‹, auf denen die Band, wie Slash später sagte, klang „wie wütende Hunde, die in eine Ecke gedrängt wurden“. Auf zwei Nummern hörte man schon ein breiteres Spektrum, das auch den Classic Rock streifte: ›Paradise City‹ und ›Rocket Queen‹. Doch am kraftvollsten war für Charlton ein Stück, in dem Rose die Gefahren der Straßen von L.A. besang: ›Welcome To The Jungle‹.

Guns N’ Roses stand allerdings noch ein weiter Weg bevor. Es brauchte neun weitere Monate und einen weiteren Produzenten, bis APPETITE FOR DESTRUCTION fertiggestellt war. Und während Charltons Instinkt ihm sagte, dass hier eine große Band im Entstehen war, sah er wie so viele andere doch nicht das wahre Potenzial, das Guns N’ Roses hatten. „Sie waren einfach ein Haufen junger Typen, die ihre Rock’n’Roll-Träume auslebten und die Zeit ihres Lebens hatten“, sagt er heute. „Ich hatte keinen Schimmer, dass sie eine der größten Bands der Rockgeschichte werden würden.“

32 Jahre später, im Juni 2018, wurde das meistverkaufte Debütalbum aller Zeiten in einer Deluxe-Edition neu verpackt und veröffentlicht, auf der diese sa­­genumwobene Sound-City-Session – zuvor nur in Auszügen auf minderwertigen Bootlegs verfügbar – endlich in ganzer Länge und in High-Definition-Klang zu hören war. Sie offenbarte einen Albumklassiker als ein sich noch entwickelndes Werk, eine Band, die auf einen Höhepunkt zusteuerte, und Rose, der mit ›November Rain‹ schon nach etwas Größerem griff. Neun der Stücke, die an diesem Tag eingespielt wurden, schafften es in überarbeiteter Form auf APPETITE FOR DESTRUCTION. Was Manny Charlton heute in ihnen hört, ist in seinen Worten „eine großartige, rohe junge Band“. Doch als diese Aufnahmen entstanden, war man sich innerhalb des Musikbusiness einig, dass diese Truppe, die für einen Deal über sechs Alben gesignt war, Glück haben würde, auch nur eines zu machen. Guns N’ Roses hatten einen heftigen Ruf als die wildeste und drogengeilste Band aus L.A. seit Mötley Crüe. Wie sich Slash später erinnerte: „In den Anfangstagen war das berühmteste Zitat über Guns N’ Roses: ‚Sie werden sich selbst zerstören und umbringen, bevor sie überhaupt eine Platte rausbringen‘. Und das war wahrscheinlich auch irgendwie wahr.“

Tom Zutaut, der A&R-Mann, der sie zu Geffen gebracht hatte, tat am meisten dafür, APPETITE FOR DESTRUCTION fertig zu be­­kommen. In seinem früheren Job bei Elektra Records hatte er Mötley Crüe unter Vertrag genommen, und seine erste Wahl als Produzent für Guns N’ Roses war Tom Werman, ein abgehärteter Veteran, der mit Crüe an ihren Hitalben SHOUT AT THE DEVIL und THEATRE OF PAIN gearbeitet hatte. Zutaut dachte, wenn Werman Mötley Crüe im Studio in Zaum halten konnte, könnte er auch Guns N’ Roses packen. Letztlich kam es aber nie dazu. Als Werman eine Probe von Guns N’ Roses besuchte, spielten sie ›Mr. Brownstone‹ so laut, dass er einfach den Raum verließ und nie wieder kam.

Als nächstes sprach Zutaut Paul Stanley von Kiss an, einer Band, die Schlagzeuger Steven Adler verehrte. Doch beim ersten Treffen von Stanley mit den Gunners wurde sein Vorschlag, an einem neuen Arrangement für ›Welcome To The Jungle‹ zu arbeiten, ohne Umschweife abgelehnt. Wie Bassist Duff McKagan später sagte: „Wir wollten für absolut niemanden einen Song um­­schreiben.“ Zutaut musste Stanley dann schließlich mitteilen, dass seine Dienste nicht mehr gebraucht würden. Rose unterdessen brachte Zutaut auf Manny Charlton, als er sagte: „Holt mir den Typen, der HAIR OF THE DOG produziert hat“.

Jenes Album von 1975 war das er­­folgreichste in der Karriere von Nazareth und das erste von vielen, die von ihrem Gitarristen produziert wurden. Außerdem war es ein großer Einfluss auf den jungen Axl Rose während seiner Jugend in Lafayette, Indiana, gewesen. Sein Gesangsstil, hoch und rau, ahmte den von Nazareth-Frontmann Dan McCafferty nach. Mitte der 80er hatte Charlton zwei mit Gold ausgezeichnete Alben für die kanadische Rockgruppe Streetheart produziert, doch es war dieser erdige Klang der klassischen Nazareth-Platten, den Rose für Guns N’ Roses wollte.

Zutaut fuhr mit ein paar Live-Aufnahmen seiner neuen Schützlinge zu Charlton nach Schottland. „Das waren nur ein paar Mixe vom Mischpult, die nicht besonders toll waren“, so Charlton. „Aber ich hörte genug, um interessiert zu sein.“ Es wurde lose vereinbart, dass Charlton die Band in L.A. produzieren würde. „Rückblickend war das wie eine Audition für mich.“ Vor der Session traf er sich nur ein einziges Mal mit Axl und Slash im Sunset Marquis Hotel in Hollywood. Sein erster Eindruck sagte alles: „Axl war offensichtlich der Anführer“.



Bei Sound City ließ er die Band dann spielen wie bei einem Konzert, „mit Axl zwischen den beiden Eingangstüren zum Studio, damit er alle sehen und doch vom Aufnahmeraum getrennt sein konnte.“ Sein Ansatz war einfach: „Ich bat sie einfach, all ihre Songs in ihrem aktuellen Set ohne Overdubs zu spielen. So wollte ich einfach ein Gefühl für die Stücke bekommen.“ Und trotz des Rufs, der ihnen vorauseilte, brachten sie keinen Alkohol mit ins Studio, geschweige denn Drogen. „Alle waren absolut nüchtern“, so Charlton.

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1 Kommentar

  1. Sehr schöne interessante Abhandlung über die Entstehung des besagten Albums, toll geschrieben mit spannenden Hintergrund-Informationen wirklich hervorragend gemacht! Gerne weiter so großartige Beiträge

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