Diese Geschichte wurde schon tausendmal geschrieben: Hoffnungsfrohe Rockband aus Provinznest zieht aus in die große weite Welt, um Ruhm und Erfolg zu suchen. Zuerst mussten sie allerdings etwas ganz anderes finden: sich selbst.
Karlskoga heißt das Kaff auf etwa halbem Weg zwischen den schwedischen Metropolen Stockholm und Göteborg, in dem sich Sänger/Gitarrist Fred Andersson, Bassist Hakan Ficks (doch, echt), Sänger/Gitarrist Jacob Martinsson und Schlagzeuger Erik Sjökvist fanden, um die Zeit totzuschlagen. Doch auch wenn mittlerweile sämtliche Bandmitglieder dem Örtchen den Rücken gekehrt haben, will Frontmann Fred nicht nur Negatives darin sehen, dort aufgewachsen zu sein. „Es ist schon bezeichnend, dass eigentlich alle interessanten Bands in Schweden aus solchen ehemaligen Industriestädtchen im Landesinneren stammen. Das Leben dort hat durchaus was Gutes: Es ist so langweilig, dass dir früh klar wird, dass du praktisch nur zwei Optionen hast – eine Band gründen oder Fußballer werden. Und wenn du an so einem Ort versuchst, es als Musiker zu schaffen, findest nicht nur relativ leicht die paar Gleichgesinnten, du lernst auch schnell, wie wichtig es für dich ist.“ Für Fred und seine Jungs war es alles: „Wir absolvierten ganz klassisch diese kleinen, dreckigen Ochsentouren, ohne Schlafplatz, ohne Geld, ohne Essen. Da bist du wirklich ganz unten, aber da haben wir überhaupt erst gelernt, zu spielen.“
Das immerhin so gut, dass sie einen Plattenvertrag an Land zogen und 2007 ihr erstes Album TELEMISSION im Laden stand, was durchaus positiv aufgenommen wurde und zu diversen Support-Slots bei arrivierten Acts wie Social Distortion oder den Toten Hosen führte. Zu nachhaltigem Erfolg allerdings nicht. „Irgendwie verlief das wieder im Sand, wir hatten Pech mit Plattenlabels und standen allein da. Niemand hat an uns geglaubt. Doch wir gaben nicht auf, arbeiteten an uns und überlebten diese schlimme Zeit. Das war der finale Test, da haben wir endgültig verstanden, was uns die Band bedeutet. Und wir sind eigentlich überhaupt erst zu einer Band geworden. Wenn ich jetzt auf unser Debüt zurückblicke, weiß ich gar nicht mehr, was ich damals gedacht oder gefühlt habe. Es ist wie eine Platte von einer anderen Band. Und es ist wie ein etwas unbeholfener Verschnitt von lauter Liedern anderer Leute, die uns damals gefallen haben. Das neue Album aber sind WIR, daher fühlt es sich jetzt wie unser tatsächliches erstes Album an.“
BACKWARDS OVER MIDNIGHT heißt es, wurde von keinem Geringeren als Joe Barresi produziert und zeigt sich als erfrischend unkompliziertes, aber keineswegs einfach gestricktes Rockalbum mit diversen Anklängen an etwa Billy Talent oder die Landsleute von Mando Diao – soulful, direkt, spielfreudig. Wieviel davon der leitenden Hand des Starproduzenten geschuldet ist, verklausuliert Fred folgendermaßen: „Ihm hatte unser erstes Album tatsächlich so gut gefallen, dass er auf uns zukam, nicht umgekehrt. Die Arbeit mit ihm war dann super. Er sagte uns seine Meinung zu unseren Demos, aber er hat nicht versucht, uns zu verändern. Er hat einfach nur uns und unseren Stücken geholfen, zu wachsen. Und das macht einen großen Produzenten doch eigentlich aus.“
Was eine große Band ausmacht, weiß Fred auch. „Ich berufe mich da gerne auf Keith Richards. Der sagte mal, eine Band sei wie ein Haifisch. Wenn er sich nicht fortbewegt, stirbt er. Wir haben schon jetzt neues Material geschrieben und versuchen, auf Tour auch schon einiges aufzunehmen. Das Touren inspiriert uns, und diese Energie dann gleich umzusetzen, ist die perfekte Methode, um Dampf abzulassen.“ Weitere fünf Jahre, soviel scheint sicher, werden nicht vergehen, bis wir das dritte Album von The Durango Riot zu hören bekommen. Oder besser gesagt den ersten Zweitling…