Anfang 2010 in Buenos Aires von Schlagzeuger Nicko Cambiasso und Sänger/Leadgitarrist Junior Figueroa gegründet, veröffentlichen 42 Decibel nach einem Demo und zahlreichen Auftritten nun ihr Debütalbum.
Der Titel ist Programm: HARD ROCK’N’ROLL steht für Geradeaus-Rock mit starken Parallelen zu AC/DCs bluesiger Frühphase.
Ein begeisterter Nicko Cambiasso eröffnet das CLASSIC-ROCK-Gespräch: „Mich faszinieren die Energie und die Art, mit der die australischen Rock- Bands der 70er komponierten. Bei uns zu Hause lief ständig australischer Rock. Schon in Kindestagen hörte ich AC/DC, The Angels, Stevie Wright und alle möglichen Künstler, die mit dem Komponisten und Produzentenduo Vanda & Young in Verbindung standen. George Young und Harry Vanda waren sehr wichtig für meine Einführung in die Musikwelt: Dank ihrer Arbeit grub ich mich tiefer in die Materie ein und entdeckte etliche Gruppen, die mich später maßgeblich beeinflussen sollten. Zu den wichtigsten zählen sicherlich Rose Tattoo. Auch The Aztecs und Coloured Balls bliesen mich auf Anhieb um. Als ich ihre ausufernden, überwältigenden Jam-Arien in Stücken wie ›Gangster Of Love‹ und ›God‹ hörte, wurde mir klar, dass ich eine Band mit dieser Energie und diesem Klang gründen sollte.“ 2006 begab sich Cambiasso letztendlich auf die Suche nach Mitstreitern: Er gab Anzeigen auf und lud unzählige Musiker zum Vorspielen ein. Vergeblich: Niemand wurde seinen Ansprüchen gerecht. „Nach einem Jahr resignierte ich und trat einer Psychedelic-Band bei“, blickt er zurück. „Doch als ich AC/DC auf ihrer 2009er-Europa Tour hinterher reiste und erstmals die Rock-Szene außerhalb Argentiniens kennen lernte, wurde mein großer Wunsch plötzlich wieder stärker: Ich war bereit, meiner eigenen Gruppe eine neue Chance zu geben. Zurück in Argentinien, fand ich 2010 heraus, dass Sänger Junior Figueroa seine Band verlassen hatte. Ich kontaktierte ihn sofort. Wir gaben uns in Anlehnung an die Textzeile ‚There was a 42 decibel rockin’ band‘ aus dem Titelstück unseres gemeinsamen AC/DC-Lieblings-Albums LET THERE BE ROCK den Namen 42 Decibel. Einige Monate später stießen Bassist Chris Marck Towers und Rhythmusgitarrist Billy Bob Riley zu uns zwei hervorragende Musiker, die dem Projekt in Sachen Klang und Persönlichkeit ihren letzten Schliff gaben.“
Wenngleich AC/DC aus jeder Pore der trocken knarzenden Geradeaus-Rhythmusfraktion quillen und Figueroas Stimme Bon Scott zu einem Vaterschaftstest veranlasst hätte, blicken 42 Deci- bel weit über den Tellerrand hinaus. „US-Künstler wie Creedence Clearwater Revival, MC5, Lynyrd Skynyrd und Chuck Berry prägen uns ebenfalls“, betont Cambiasso. „Wir hören privat alles Mögli- che und begeistern uns auch für neuere Bands wie Free Fall, Buffalo Killers, Johnny Crash, Stone Axe, Wolfmother und Dragonauta. Als 42 Decibel konzentrieren wir uns jedoch auf den klassischen Klang der 70er. Wir versuchen einfach, uns unserer Wurzeln zu besinnen und die Musik zu machen, die wir selbst gerne hören. Das Ergebnis klingt nach alter Schule: klassisch, geradeaus, authentisch.“
„Unser größtes Anliegen ist es, Songs mit guten Melodien, eingängigen Refrains, überwältigenden Riffs, klaren Basslinien, einem starken Gitarrenklang und dicken Grooves zu schreiben“, klinkt sich Sänger Junior Figueroa ein. „Um konstante Spannung in unseren Kompositionen sicherzustellen, jammen wir bis zur völligen Erschöpfung, suchen nach den bestmöglichen Übergängen und merzen überflüssigen Ballast gnadenlos aus. Von Anfang an achten wir penibel darauf, die Lieder so anzulegen, dass sie auf der Bühne reichlich Energie freisetzen.“
Nur konsequent also, dass 42 Decibel HARD ROCK’N’ROLL im Studio komplett live einspielten. „Dies ist für uns die einzige Möglichkeit, unsere Energie auf natürliche Weise einzufangen“, so Cambiasso. „Außerdem kamen ausschließlich alte Hilfsmittel zum Einsatz: Tonbandgerät, Verstärker, Gitarren und Schlagzeug stammen allesamt aus den 70ern. Wir versuchten, unser Debüt genau so aufzunehmen, wie es die großen Bands in analogen Zeiten vorgemacht haben. Denn unserer Meinung nach muss Rock einfach auf diese Art und Weise produziert werden.“
Für ein optimales Klangerlebnis legt Cambiasso seiner Hörerschaft natürlich die HARD ROCK’N’ROLL-Doppel-LP-Variante ans Herz. „Ich sammle seit vielen Jahren Vinyl“, strahlt der Schlagzeuger. „Besonders Scheiben von Rose Tattoo, AC/ DC, Lynyrd Skynyrd, Motörhead, Thin Lizzy, Status Quo und den Rolling Stones. Die Veröffentlichung unseres eigenen Albums auf Vinyl gleicht einem wahrgewordenen Traum.“
Textlich erweisen sich 42 Decibel als ebenso kneipenfest wie in musikalischer Hinsicht. ›Rocker Soul‹ steht als Symbol für die Band-Philosphie, darüber hinaus liefern die Südamerikaner allerlei Gesprächsstoff für Männerabende in verschwitzten, bierbefleckten Feinripp-Unterhemden: Die Themenauswahl
reicht von Wut (›Addicted To Rage‹) und Sex (›Gimme A Drink‹ fungiert als Anleitung zum Schöntrinken hässlicher Frauen) über Spaß auf zwei Rädern (›Born To Ride Alone‹) bis zu Hochprozentigem (›Scotch Drinker‹).
„Ich singe über Anekdoten oder Dinge, die wir gerne einmal erleben würden“, grinst Figueroa und verrät: „Für ›Drinkin’ Margaritas‹ ließ ich mich vom Adam-Sandler-Film ‚Bulletproof’ inspirieren. Darin sagt einer der Charaktere: ‚I’m going to Cabo, drinking margaritas, banging senoritas‘. ›Take Me‹ basiert wiederum auf einer Konversation aus der Fernsehserie ‚Two And A Half Men’. Als seine Haushälterin ihn fragt, wohin er gehen wolle, antwortet Charlie Sheen: ‚I don’t know. Someplace where the bottles are full and the women are empty‘. Diese Ansage erschien mir als eine ziemlich coole Refrain-Idee.“ Mit ihrem Faible für 70er-Rock und Männerthemen befinden sich 42 Decibel 2013 in bester Gesellschaft: Airbourne mischen die Charts in aller Welt auf, im Untergrund scharren unzählige Gleichgesinnte mit den Hufen. Eine Entwicklung, die Cambiasso nur begrüßen kann: „Dass viele Menschen Wurzelkunde betreiben, finde ich absolut großartig“, sagt 42 Decibels Chef abschließend. „Wir leben in einem Zeitalter, in dem sich Legenden nach und nach auflösen oder zurückziehen. Jemand wird die entstehenden Lücken füllen müssen. Glücklicherweise gibt es eine Menge junger Bands, die für diese Aufgabe prädestiniert scheinen. Das Gros der modernen Musik unserer digitalen Ära betrachte ich einfach nur als flach. Wir brauchen mehr Rock’n’Roll.“ Amen!