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Stephen Stills – Leader of the pack

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Stephen Stills – Leader of the pack

Stephen_Stills_1_credit_Eleanor_StillsBei Buffalo Springfield fing er gemeinsam mit Neil Young den Zeitgeist der turbulenten Spät-60er so perfekt ein wie sonst niemand. Mit Crosby, Stills & Nash setzte er nicht nur gesanglich Glanzlichter, als De-facto-Bandleader schrieb er auch praktisch sämtliche Hits der ersten Supergroup der Rock-Geschichte. Als notorisch unterschätzter Gitarrist durfte er sich mit seinem Freund Jimi Hendrix messen. Sein Leben als Rockstar und sein ausschweifender Drogenkonsum sind legendär. Nun fasst das mit 25 unveröffentlichten Songs gespickte 4-CD-Boxset CARRY ON das beeindruckende Schaffen von Stephen Stills zusammen.

Graham Nash nervt mich mit der Idee eines Boxsets bereits seit mehr als zehn Jahren”, sagt der inzwischen 67-jährige Amerikaner im Interview mit CLASSIC ROCK lachend. Lange Zeit war er allerdings körperlich und mental nicht in der Verfassung, sich mit seiner eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Ausgerechnet der von seinem alten Weggefährten Neil Young gedrehte Tour-Film „CSNY Déjà Vu“ brachte die endgültige Wende. „Ich bin auf dem Gesundheitstrip, seitdem ich mich in diesem albernen politischen Film – Betonung auf ‚albern‘! – gesehen habe“, sagt Stills heute. „Ich dachte nur: ‚Oh mein Gott!‘“ Seitdem hat der Multiinstrumentalist seine Ernährung umgestellt, rund 20 Kilo Gewicht verloren, eine Prostataoperation gut überstanden und endlich Muße zur Rückschau gefunden. Den Löwenanteil der Arbeit überließ er dennoch seinem Bandkollegen Nash und Archivar Joel Bernstein. „Sie haben die Recherchen übernommen, denn ich habe nicht die Nerven dafür“, gesteht er grinsend.

Der Perfektionist in ihm hätte des Öfteren lieber die Originalversionen der Platten statt Alternativ-Takes verwendet. Trotzdem ist er sehr zufrieden mit dem Ergebnis, das seine sagenhafte 50-jährige Karriere in 82 Songs Revue passieren lässt. Ausgerechnet die ›No Name Jam‹ mit Jimi Hendrix von 1970 hätte er allerdings am liebsten zurückgehalten. Der nun veröffentlichten Instrumental-Version fügte Stills letztes Jahr neue Overdubs hinzu. Auf den damals angedachten Text verzichtete er aber – vorerst. „Die Nummer sollte eigentlich ›White Nigger‹ heißen, denn wir waren damals ziemlich wagemutig und wollten die Rassenbarrieren niederreißen“, erinnert er sich. „Eines Tages werde ich den Song fertigstellen, aber für den Moment ist dies alles, was ihr kriegt!“

Das Boxset dokumentiert auch Stills’ Aufnahmedebüt mit 17. Der lupenreine Folk-Song ›Travelin’‹ von 1962 steht am Anfang der umfassenden Werkschau. „Ich war ziemlich baff, als ich die Nummer jetzt wieder hörte“, verrät der gleich zweimal in der Rock’n’Roll Hall Of Fame vertretene Ausnahmegitarrist. „Mein Travis-Picking ist schon ziemlich ausgereift. Diesen Stil habe ich bis zum heutigen Tag beibehalten.“ Entstanden ist der Mitschnitt in Costa Rica, wo der Spross einer Militärfamilie damals lebte. „Dort konnte man abends einfach nichts unternehmen“, sagt er rückblickend. „Die meiste Zeit saß ich zu Hause in unserem wunderschön gekachelten Bad und spielte Gitarre. Eines Tages schleppte mich dann ein Typ von der Botschaft in sein mit hochwertigem Aufnahmeequipment vollgestelltes Apartment. Dort habe ich für den Sender Voice Of America meinen ersten Song aufgenommen. Er handelte von dem, was ich kannte: dem Herumreisen. Ich machte ja nichts, außer ständig umzuziehen und ein Fremder zu sein!“

Der Rest ist Geschichte. Nach einer Stippvisite in New Yorks Folk-Zirkel ging Stills 1966 nach Kalifornien und gründete gemeinsam mit Neil Young Buffalo Springfield. Das Quintett verband Rock, Folk und Country in bis dahin ungekannter Weise und Vollendung. Allerdings bedauert Stills bis heute, dass der Bühnen-Sound der Band auf Platte nie richtig eingefangen wurde. Auch deshalb bezeichnet er Buffalo Springfield lediglich als die „Baby-Version“ dessen, was ihm musikalisch vorschwebte. „Live haben wir damals viel langsamer und viel rhythmusbetonter gespielt“, erklärt er. „Leider waren wir im Studio viel zu aufgeregt. Wenn man die Aufnahmen mit Pro Tools verlangsamt, ohne die Tonart zu ändern, klingt’s großartig!“

Trotzdem machte die Band Stills zum Star: Die von ihm geschriebene Single ›For What It’s Worth‹ verkaufte sich eine Million Mal und entwickelte sich zu einer der wichtigsten politischen Hymnen der Ära. Doch mit dem Erfolg kamen auch Probleme. „Ruhm kann sehr gefährlich sein. Mehr muss ich dazu eigentlich nicht sagen“, bringt er es heute auf den Punkt. Nach nur zwei Jahren zerfiel die Band. „Alles, was mir blieb, war meine Gitarre, mein kleiner Bungalow und mein Ferrari“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

In dem gerade bei den Byrds gefeuerten David Crosby fand Stills aber bald einen Leidensgefährten und in Cass Elliot von The Mamas And The Papas eine gute Freundin mit einem offenen Ohr für seine Sorgen. Mama Cass war es auch, die1968 in ihrem Haus für die Zusammenkunft sorgte, die Stills’ Leben für immer verändern sollte. „Ich erinnere mich wirklich nicht mehr an viel, aber das weiß ich noch wie gestern“, sagt er und erzählt – ungefragt und detailverliebt – noch einmal die ganze Geschichte: Wie er vollkommen begeistert The Hollies im Whiskey A Go-Go sah, wie ihn Elliot kurz darauf fragte, ob er und Crosby nicht noch eine dritte Stimme für ihre neuen Songs brauchen könnten, wie er mit der Gitarre unter dem Arm in Elliots Haus auftauchte und dort zu seiner Überraschung nicht nur Crosby, sondern auch Hollies-Sänger Graham Nash vorfand und die drei zum ersten Mal gemeinsam ›You Don’t Have To Cry‹ sangen. „In diesem Moment“, ist sich Stills sicher, „wurden wir eine Familie“.

Wie in den meisten Familien, gingen sich auch diese drei Brüder im Geiste über die Jahre ganz gehörig auf den Zeiger. Auch wenn ihr federleichter, Harmonie-beseelter Folk-Pop bis heute unerreicht blieb: Nach ersten Erfolgen mit ihrem bahnbrechenden selbstbetitelten Debütalbum und der gemeinsam mit Neil Young eingespielten Nummer-1-LP DEJA VU 1969/70 driftete die Band immer wieder auseinander. In den 70ern wurde in den Musikgazetten regelmäßig in aller Öffentlichkeit dreckige Wäsche gewaschen. Stills fand derweil auch als Solist und mit dem Projekt Manassas Erfolg, wagte sich stilistisch sogar in Richtung Salsa und Jazz vor. Trotzdem haben sich Crosby, Stills und Nash immer wieder zusammengerauft. Ihre Live-Version von Bob Dylans ›Girl Of The North Country‹ vom letzten Oktober ist die neueste Aufnahme auf CARRY ON. Im Sommer gehen sie auch wieder gemeinsam in Deutschland auf Tour. Das simple Geheimnis der Langlebigkeit von CSN lüftet Stills zum Abschluss gern: Die drei Musikerlegenden gehen sich schlicht und ergreifend aus dem Weg, wenn sie nicht an einem gemeinsamen Projekt arbeiten. Die Liebe wächst bekanntlich mit der Entfernung.

 

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