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Joe Satriani – Nicht aufzuhalten

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Joe Satriani – Nicht aufzuhalten

Joe Satriani

 

Erstaunlich, wie aufregend instrumentaler Rock sein kann – Joe Satriani verzichtet auch auf seinem neuesten Studioalbum UNSTOPPABLE MOMENTUM komplett auf Gesang und fasziniert dennoch auf ganzer Linie!

Eigentlich dürfte es einen Gitarrengott wie Joe Satriani in dieser Form überhaupt nicht geben. Mehr als einmal in den zurückliegenden vier Jahrzehnten wurde die Gitarre für tot erklärt, wurden Saitenhexer wie er, wie Steve Vai, Eddy Van Halen, Yngwie Malm­steen oder – ganz aktuell – Joe Bonamassa als aussterbende Spezies bezeichnet. Vor allem in den 1980ern waren sich Fachleute einig: Synthesizer und Sampler, digitale Technik und modernste Studioaufnahmeverfahren – das alles wird innerhalb kürzester Zeit der handgemachten Musik den Rang ablaufen. Und trotzdem kommt der Amerikaner Joe Satriani anno 2013 mit seinem neuesten Studioalbum UNSTOPPABLE MOMENTUM als Superstar daher und straft all jene Kulturpessimisten Lügen, die immer wieder das nahende Ende von gitarrenlastiger Instrumentalmusik prophezeien. Satriani sieht derlei Prognosen gelassen und kann allen Epochen der Kulturgeschichte positive Seiten abgewinnen: „Jede Zeit hat ihre kreativen Künstler, und natürlich brauchen sie ein Werkzeug, um sich artikulieren zu können. Als die Bildhauer Marmor entdeckten, hatten sie ihr Medium gefunden. Darauf bauen sich Skulpturen auf, die Jahrhunderte überlebt haben. Als Macintosh mit ihrem Grafikcomputer herauskamen, hatten plötzlich völlig andere Menschen ein neues Medium für ihren künstlerischen Ausdruck gefunden. Die Chemical Brothers kreieren ihre Songs mit dem Computer, sie erklärten: ‚Das ist mein Instrument!‘ Es gibt zwar keine Saiten auf einem Computer, aber dennoch kann man damit kreativ sein.“

Satriani ist Pragmatiker, er nimmt die Dinge so, wie sie sich darstellen, und steht auch vermeintlich kulturfeindlichen Neuerungen zunächst einmal offen und interessiert gegenüber. Denn der 56-Jährige weiß aus der Erfahrung seiner seit Ende der Achtziger andauernden Karriere nur zu genau, dass auch seine Kunst bestimmte technische Voraussetzungen benötigt, sprich: eine moderne E-Gitarre, einen möglichst flexiblen Verstärker, diverse Effektgeräte. Auch ein vergleichsweise traditionelles Rockalbum wie UNSTOPPABLE MOMENTUM lässt sich nicht auf der Wandergitarre am Lagerfeuer spielen. Satriani sagt: „Natürlich braucht man eine bestimmte Technik, um das, was man ausdrücken will, auch umzusetzen. Jimi Hendrix mit dem Wahwah-Pedal, Keith Richards mit der Fuzzbox, das Reverb für den Gesang im Rockabilly, Drumcomputer zum Disco-Sound.“ Für ihn ist Technik eine dem Lineal oder einer Brille vergleichbare Hilfe. „Eine Brille alleine kann nicht sehen. Wenn du einen Song in G spielen willst, brauchst du die Technik, wie man ein G spielt. Wenn du einen Song mit nur einem Akkord schreibst, so musst du diesen Akkord auch spielen können. Wenn also beispielsweise Kurt Cobain versucht hätte, ›Voodoo Chile‹ von Hendrix zu spielen, wäre er gescheitert. Er hatte weder die Technik noch den Sound dafür. Natürlich können Leute mit einer exzellenten Technik die Stücke von Komponisten spielen, die eine nicht so ausgefeilte Technik hatten. Das Resultat ist dennoch niemals das gleiche. Ich nenne gerne das Beispiel der zwei Küchenchefs bei einem Kochwettbewerb. Einer hat alle Gewürze, die es auf dieser Welt gibt, der andere nur Öl und Salz. Wer kann nun das ausgefallenste Gericht kochen? Der Koch mit Salz und Öl wird niemals ein derartig pikantes Menü herstellen können wie der Typ mit den 119 Gewürzen aus allen Teilen der Erde. Auf die Rockmusik umgemünzt heißt das: Niemand kann gleichzeitig Songs von Metallica, Steve Vai und Jimi Hendrix spielen.“

DIE ANFÄNGE
Aufgewachsen ist Joe Satriani in Westbury, Long Island, New York. Im Alter von acht Jahren begann er, Schlagzeug zu spielen, ein Jahr später entdeckte er die Gitarre für sich. Nach ersten Gehversuchen als Autodidakt sowie als Schüler seiner Mutter und seiner Schwester nahm er einige Unterrichtsstunden und belegte später einen Kurs in Musiktheorie an der Hochschule. Gleichzeitig lernte er Klavierspielen und Notenlesen. Bereits mit 18 reiste er als Musiker durch die Gegend, lebte eine Zeitlang in Japan und kehrte nach Amerika zurück. Eine seiner ersten Bands nannte sich The Squares, doch Satriani dürstete bereits früh nach einem Soloalbum. Auf seinem eigenen Label Rubina (benannt nach seiner Ehefrau) erschien 1984 eine erste, selbstbetitelte EP, zwei Jahre später das Album NOT OF THIS EARTH, das Satriani zunächst selbst vorfinanzierte, bevor er die Lizenzen der Plattenfirma Relativity Records verkaufte. Anschließend unterzeichnete er einen Vertrag bei Relativity und nahm 1987 das Album SURFING WITH THE ALIEN auf, das ihm ein größeres Publikum bescherte und sich mehr als eine Million mal verkaufte. Seine Solokarriere setzte er mit weiteren sagenhaften Alben fort, darunter FLYING IN A BLUE DREAM (1989), THE EXTREMIST (1992), TIME MACHINE (1993), IS THERE LOVE IN SPACE? (2004) oder auch SUPER COLOSSAL (2006).

Schon als junger Musiker machte sich Satriani in der Szene einen Namen als prominenter Gitarrenlehrer, die Liste seiner Schüler klingt wie das „Who‘s who“ der Rockmusik: Steve Vai, Kirk Hammett (Metallica), David Bryson (Counting Crows), Larry La­Londe (Primus), Alex Scornick (Testament), Jeff Tyson (T-Ride) usw. Einen seiner größten Radiohits landete er 1992 mit dem ›Summer Song‹, den er anlässlich der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona komponierte und den der Technikgigant Sony als Soundtrack der Werbekampagne für den Discman verwendete. Einige Jahre zuvor hatte sich Satriani als Mitglied der Tourband von Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger verdingt, im November 1993 wurde er als Nachfolger von Ritchie Blackmore bei Deep Purple verpflichtet. Satriani spielte mit der britischen Rocklegende eine Reihe umjubelter Konzerte und konnte sogar die beinharten Fans der Gruppe überzeugen. Doch der Wundergitarrist verließ Deep Purple wieder – für ihn folgte Steve Morse – und konzentrierte sich auf seine Solokarriere. „Ich gebe zu, dass ein Traum für mich wahr geworden war, denn plötzlich spielte ich bei der besten Hard-Rock-Band der Welt, mit meinen eigenen Idolen“, erinnert sich der Gitarrenhexer an eine besonders aufregende Periode seines Lebens. „Die Jungs sind so unglaublich gut, es machte riesigen Spaß, mit ihnen zu musizieren. Doch gleichzeitig war es für mich eine sonderbare Zeit, denn ich fühlte mich nie als wirkliches Bandmitglied, sondern immer als Fan, der mit ihnen ihre Songs abfeiert. Außerdem hätte ich niemals aus dem Schatten von Ritchie Blackmore heraus treten können. Der Mann ist einfach eine Legende. Ich aber wollte meine eigenen Duftmarken in dieser Musikszene setzen, zumal ich ja damals bereits als erfolgreicher Solomusiker auf immerhin zehn Millionen verkaufte Tonträger zurückblicken konnte. Nein, unter diesen Umständen musste ich mich für meine Solokarriere entscheiden.“

CHICKENFOOT
Seinen Wunsch nach einer Rockband konnte Satriani gut 15 Jahre später mit einem ausgewiesenen Sänger auf andere Weise realisieren: Gemeinsam mit den beiden Van-Halen-Abtrünnigen Michael Anthony (Bass) und Sammy Hagar (Gesang) sowie Schlagzeuger Chad Smith von den Red Hot Chili Peppers formierte er 2008 die Gruppe Chickenfoot. Hagar und er hatten sechs Jahre zuvor schon einmal eine Band namens Planet US, konnten sich jedoch nicht umfassend um sie kümmern, weil die beiden Superstars zu stark anderweitig beschäftigt waren. Im Januar 2008 rief Hagar bei Satriani an und lud ihn zu einer Show nach Las Vegas ein, bei der im Zugabenteil der Gitarrist auf die Bühne kommen und gemeinsam mit Smith und Anthony spielen sollte: „Ich flog also hin, hatte meinen Spaß und stellte fest, dass es unglaublich gut klang. Wir kamen von der Bühne und sagten uns: ‚Das ist einfach zu gut, um es bei diesem einen Gig zu belassen.‘ Ein paar Tage später traf ich mich mit Sam, um herauszufinden, ob wir gemeinsam komponieren können.“ Innerhalb einer einzigen Stunde schrieben die beiden gleich mehrere neue Stücke. Hagar flog anschließend nach Hause und arbeitete an den Texten, Satriani fuhr noch unmittelbar vor Beginn seiner Tour zum Album PROFESSOR SATCHAFUNKILUS AND THE MUSTERION OF ROCK (2008) in sein Studio und bereitete dort erste Demos vor: „Sam rief mich ständig an und sagte: ‚Ich habe bereits alle Texte fertig, auch die Gesangsmelodien sind schon ausgearbeitet, lass uns die Songs so schnell wie möglich aufnehmen‘.“ In den kommenden acht Monaten gingen Satriani, Hagar & Co. immer dann, wenn es ihre Zeit erlaubte, für ein paar Tage ins Studio und arbeiteten am geplanten Album. Im Dezember 2008 holten sich Chickenfoot den Produzenten Andy Johns zu Hilfe und nahmen die Debütscheibe endgültig auf. „Die meisten Sachen wurden live eingespielt, sogar die Gesänge. Für mich war es eine tolle künstlerische Reise, sowohl mein Soloding machen zu können als auch diese Band voran zu treiben.“

Denn im Gegensatz zum Engagement bei Deep Purple kann Satriani bei Chickenfoot das Tempo und die Arbeitsintensität selbst bestimmen. Natürlich in Absprache mit Hagar, Anthony und Neuzugang Kenny Aronoff, der nach der Veröffentlichung von CHICKENFOOT III (interessanterweise das zweite Album der Band) für den bei den Chili Peppers doch zu sehr eingebundenen Chad Smith kam.

Dennoch schwört Satriani, dass es sich bei Chickenfoot wirklich um eine richtige Band und nicht nur um ein temporäres Nebenprojekt handelt. „Wenn es ein Projekt wäre, hätten wir uns zunächst ein Label gesucht und viel Geld gefordert. Aber da wir keinerlei Einmischung von außen wollten, bezahlten wir unsere Studiokosten aus eigener Tasche, machten unsere eigene Scheibe, ohne irgendwelche Auflagen zu bekommen, und erst als alles fertig war und uns das Ergebnis gefiel, boten wir es Plattenfirmen an. Es gibt eine enge Verbundenheit unter uns Bandmitgliedern, wir alle sind erwachsen, wir wissen, dass wir auch noch andere Jobs haben und uns alle irgendwann wieder darum kümmern müssen. Aber dennoch herrscht ein Gefühl wie in einer echten Band.“

G3: SOLO ZU DRITT
Soloaktivitäten kennt Satriani ansonsten zur Genüge. Bereits Mitte der Neunziger etablierte er die sogenannte G3-Tour, bei der er fast jährlich mit renommierten Kollegen gemeinsame Sache macht. 1996 zog er mit Eric Johnson und Steve Vai auf eine 24-tägige Nordamerika-Tournee, dokumentiert auf dem Album G3 LIVE IN CONCERT, und wiederholt seither dieses Arbeitsprinzip in unregelmäßigen Abständen, mit wechselnden Personen, aber konzep­tionell immer gleichen Parametern: Drei Gitarristen spielen mit ihren eigenen Bands eigene Songs, zum Finale trifft sich dann der gesamte Tourtross zu einer Jamsession mit Coversongs, überwiegend von Jimi Hendrix, dem gefühlten Paten dieses Showkonzepts. Satriani war bislang jedes Jahr dabei, neben ihm konnte man bereits Lichtgestalten wie Steve Vai, Yngwie Malmsteen, Robert Fripp, John Petrucci (Dream Theater), Paul Gilbert (Mr. Big), Adrian Legg, Kenny Wayne Shepherd, Michael Schenker, Uli Jon Roth oder auch Steve Morse (Deep Purple) bewundern. Satriani: „Die G3-Tour feiert die Freiheit des Ausdrucks von Gitarristen. Die Gitarre steht im Zentrum von drei phänomenalen Instrumentalbands, ein einzigartiges Unterfangen. Jedem von uns jeweils drei ergibt sich dadurch die einmalige Chance, uns nicht nur dem Publikum zu zeigen, sondern auch Erfahrungen mit drei unterschiedlichen Spielarten zu sammeln, beginnend bei der Art, wie wir Gitarren, Verstärker und Effekte einsetzen, bis zu der Art, wie wir Songs strukturieren und wie mehr oder minder theatralisch die jeweilige Show ist. All dieses zu teilen, macht riesigen Spaß und unterscheidet sich von jeder anderen Show mit Gesang.“

UNSTOPPABLE MOMENTUM
Trotz Chickenfoot und G3 ist ein Ende seiner vielschichtigen Solo­aktivitäten auch anno 2013 gottlob nicht in Sicht. Im Herbst 2012 zog es Satriani erneut in das von ihm neuerdings bevorzugte Skywalker Sound Studio von Filmproduzent George Lucas („Star Wars“, „Indiana Jones“) in Kalifornien, um sein mittlerweile 14. Soloalbum einzuspielen. Mitte Februar war es schließlich vollbracht: UNSTOPPABLE MOMENTUM klingt wie die folgerichtige Fortsetzung von BLACK SWANS AND WORMHOLE WIZARDS, mit dem der Amerikaner vor drei Jahren immerhin unter die Top 50 der US-Billboard-Charts vorrückte, ein wahrhaft erstaunlicher Erfolg für eine Instrumentalscheibe.

Aber Satriani schafft es halt immer wieder, den Verzicht auf eine menschliche Stimme durch seine unglaublich gefühlvollen Gitarrensoli auszugleichen. Gleichzeitig vermeidet er überflüssiges Skalengedudel oder selbstsüchtige Egoausflüge. Überhaupt geht der Mann für einen Sologitarristen erstaunlich diszipliniert zu Werke und ordnet sein Spiel immer der entsprechenden Songidee unter. Außerdem variiert er permanent Tempo, Stimmung und Genre, ohne dabei jedoch den roten Faden seiner unzweifelhaft am Blues und klassischen Rock orientierten Spielweise zu verlassen.

„Ich zelebriere mit meiner Gitarre das gesamte Genre der Rockmusik“, umschreibt er seine aktuellen Taten. „Rockmusik hat schon immer stilistische Elemente aus allen Teilen der Erde in sich vereint. Man denke nur mal an die folkloristischen Einflüsse bei Led Zeppelin oder die Vorlieben für orientalische Arrangements bei den Beatles. Bei mir gibt es sowohl den typischen amerikanischen Blues als auch Melodien, die mehr als 500 Jahre alt sind. Ich wuchs in den späten Fünfzigern auf, hörte bei meinen älteren Geschwistern aber eine Menge Musik, die vor meiner Zeit entstand, also ganz frühen Rock‘n‘Roll, Motown, Jazz, klassische Musik, die Explosion der Rockmusik in den späten Sechzigern, Psychedelic, bis hin zum Heavy Metal und klassischen Hard Rock. Wenn ich spiele, öffne ich quasi ein Buch, in dem meine gesamte musikalische Geschichte steht. Zudem komponiere ich manchmal nur auf der Grundlage eines faszinierenden Sounds.“

Allerdings: Auch nach 25 Jahren und weit mehr als einem Dutzend Soloveröffentlichungen ist der Amerikaner bis in die Haarspitzen konzentriert: „Immer, wenn ich ein Album aufnehme, zweifle ich ein wenig daran, ob bis zum letzten Teil des Puzzles, also dem Mastering, alles zusammen funktioniert“, gesteht er, schränkt allerdings ein: „Zweifel ist möglicherweise ein zu großes Wort, aber ich bin zumindest immer außerordentlich angespannt.“ Seiner Musik hört man dies nicht an.

 

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