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Das letzte Wort: Scott Weiland

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Das letzte Wort: Scott Weiland

Aus unserem Archiv, 2014: Der Velvet-Revolver-Sänger und Frontmann der Stone Temple Pilots mit einer Bilanz seines Lebens – dabei stellt er fest, dass trotz aller Stürze und Niederlagen nur eines zählt: das Aufstehen.

Scott, welches Missverständnis oder Gerücht über dich würdest du gerne aus der Welt räumen?
Seitdem meine Drogensucht in den Neunzigern ständig in den Medien thematisiert worden ist, denken alle, dass ich noch immer drauf wäre. Dabei bin ich seit langer Zeit clean, am 5. Dezember werden es neun Jahre. Mir geht es ein bisschen so wie Keith Richards: Bei ihm glauben die Leute auch, dass er immer noch an der Nadel hängt. Die Fehleinschätzung ist übrigens auch einer der Gründe, warum mein neues Buch geschrieben habe. Ich wollte den Fans erklären, wie ich damals in diesen Strudel hingeraten und letztlich auch wieder herausgekommen bin.

Der Tod deines jüngeren Bruders Michael im Jahr 2007 wird auf seinen Drogenkonsum zurückgeführt. Stimmt das?
Ja. Wir dachten erst, dass er sich eine Überdosis verpasst hätte. Aber es stellte sich heraus, dass er an einer Kardiomyopathie starb. Das ist eine Erkrankung des Herzmuskels, die bei ihm wohl durch den Drogenmissbrauchs hervorgerufen worden ist. Er starb im Schlaf. Ich trauere noch heute jeden Tag um ihn, er war noch so jung. Wir standen uns sehr nahe, denn wir waren nicht nur Brüder, sondern auch beste Freunde und Kreativ-Partner. Wenn dir so jemand entrissen wird, kommst du nie komplett darüber hinweg.

In deinem Buch „Not Dead And Not For Sale“ schreibst du auch, dass du als Zwölfjähriger von einem älteren Mitschüler vergewaltigt worden bist…
Das stimmt. Diese Erfahrung hat mich geprägt, ebenso wie viele andere schlimme Dinge auch. Doch jedes Mal, wenn ich am Boden lag, habe ich mich wieder aufgerappelt und weitergemacht. Das Bewusstsein, dass es auch weitergehen wird, obwohl es gerade düster für einen aussieht, hilft mir heute. So verwandeln sich die negativen Erlebnisse nach und nach in positive, die einen stärker machen. Das ist zumindest die Philosophie, die ich mir seit einiger Zeit zu eigen gemacht habe.

Gilt das auch für deine Zeit, die du hinter Gittern verbracht hast?
Definitiv. Ich war in einer Abteilung untergebracht, in der ausschließlich Süchtige einsaßen. Wir nahmen jeden Tag an Gruppentherapie-Sitzungen teil und redeten viel über unsere Probleme. Es war keine schöne Zeit, im Gegenteil. Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass es der Gesellschaft nicht sonderlich weiterhilft, wenn Drogenkonsumenten eingesperrt werden, also Menschen, die nicht dealen. Doch für mich war es im Nachhinein eine heilsame Erfahrung – was aber vor allem darauf zurückzuführen ist, dass ich an diesem speziellen Programm für Abhängige teilnehmen konnte.

Gibt es etwas, auf das du wirklich stolz bist?
Auf meine Kinder. Sie schaffen es, dass ich mich gut fühle – selbst wenn ich gerade eine schlechte Phase habe. Das Leuchten in ihren Augen zu sehen und ihre bedingungslose Liebe zu spüren, ist mir wichtiger als alles andere, auch wichtiger als die Musik.

Glaubst du an eine höhere Macht?
Oh, ja! Ich glaube an Gott. Als Kind bin ich jeden Sonntag in die Kirche gegangen. Die Messen waren toll, ich erinnere mich gern daran zurück. Zum Glück ging es in der katholischen Gemeinde, zu der wir damals gehörten, nicht so streng zu, da waren keine Dogmatiker am Werk. Auch heute besuche ich noch ab und zu einen Gottesdienst. Zwar nicht regelmäßig, aber wenn ich das Bedürfnis dazu verspüre, tue ich es – und genieße es auch, denn es bestärkt mich in dem Weg, den ich für mich gewählt habe.

Wie denkst du heute über das Phänomen „Grunge“?
Als Grunge zur Massenbewegung wurde, war das wirklich großartig. Es fühlte sich alles neu und aufregend an, die Musik, aber auch die Kunst und sogar die Gesellschaft an sich veränderte sich. Etwas Ähnliches hat es im Rock’n’Roll seither nicht mehr gegeben.

Was geht dir bei dem Namen „Velvet Revolver“ durch den Kopf?
Als ich 2003 zu den Jungs stieß, war das wie eine Heimkehr, ich fühlte mich sofort gut aufgehoben. Das lag daran, dass ich gerade clean geworden war – und hier auf Leute traf, denen es ebenso ging wie mir. Wir hatten alle dieselben Probleme, daher standen wir uns nahe. Unsere Einstellung lautete: „Wir gegen den Rest der Welt“. Purer Rock’n’Roll, ohne Schnickschnack, das sollte es sein. Und ich denke, das uns das gelungen ist. Velvet Revolver waren eine tolle Liveband, und CONTRABAND und LIBERTAD sind Alben, die vor aufregenden, coolen Songs nur so strotzen.

Würdest du deine Ex-Kollegen zum Abendessen einladen?
Aber sicher! Wir haben uns ausgesprochen und kommen inzwischen wieder gut miteinander klar. Ich treffe mich ab und zu mit einem der Jungs oder schreibe ihnen eine SMS. Außerdem bin ich der Ansicht, dass man eine Reunion nie kategorisch ausschließen sollte. Wer weiß, vielleicht spielen wir irgendwann wieder ein paar Gigs zusammen…

Welche Inschrift soll auf deinem Grabstein zu lesen sein?
Er liebte seine Familie. Er liebte seine Kinder. Er liebte seine Freunde. Und er hat nie die Energie verloren, sich nach einem Sturz wieder aufzurappeln.

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